0318 - Im Reich der Monster-Spinnen
mußte. Vor so einem Tod hatte sie schon als kleines Kind eine furchtbare Angst empfunden. Nun lag er in greifbarer Nähe.
Sie wurde verschont. Es gab kein Spinnenbein, das sich in ihren Hals drücken wollte. Im Gegenteil, es zog sich für eine winzige Strecke zurück, aber das andere Bein packte sie an der linken Körperseite, übte Gegendruck aus und rollte Claudia herum.
Noch in der Bewegung merkte sie, daß die Spinnenbeine überall an ihrem Körper waren, und es mußte der Moment kommen, wo das Maul der Spinne über ihr aufklaffte, um sie zu verschlingen.
Der Moment kam nicht.
Statt dessen geschah etwas anderes.
Ein Ruck schüttelte Claudia durch. Sie merkte, daß sie von mindestens vier Beinen umklammert worden war und schwebte im nächsten Augenblick über dem schmalen Sims.
Erst jetzt wurde ihr bewußt, was die Spinne mit ihr vorhatte. Sie wollte Claudia nicht töten, sondern mitnehmen, und sie besaß tatsächlich Kraft, einen normal gewachsenen Menschen in die Höhe zu wuchten.
Für die Engländerin wurde es zu einem Alptraum, der einfach kein Ende nahm.
Zuerst dieser schreckliche Überfall in der Bodega, dann das grauenvolle Erlebnis mit Okastra, danach die erste Begegnung mit den Monsterspinnen, und nun der Transport.
Ja, sie wurde transportiert.
Weggeschafft…
War die Spinne satt? Hatte sie bereits an einem Opfer genug gehabt?
Grauenhafte Gedanken schossen der jungen Frau durch den Kopf, und sie wollte nicht mehr in den Fängen dieser Monsterspinne bleiben, deshalb versuchte sie sich mit aller Kraft dagegen zu wehren.
Es gelang ihr nicht einmal, ihren Körper in dem Griff zu drehen.
Zu hart hielten sie die Beine der Spinne. Dort, wo sie gegen den Körper drückten, spürte sie die Schmerzen, aber die Angst ließ seltsamerweise keine Schreie zu.
Einen Arm konnte sie normal bewegen. Den rechten, denn der linke war eingeklemmt.
Als sie um sich schlug, gelang es ihr sogar, ein Spinnenbein zu umklammern. Hart hielt sie fest. Noch einmal setzte sie all ihre Kraft ein, um das Bein von ihrem Körper wegzubekommen.
Es nutzte nichts.
Das Monster war einfach stärker, und in derselben Sekunde noch wurde Claudia gekippt.
Sie wußte, was das bedeutete. Die Spinne hatte, mit ihr als Beute, den Rand der schmalen Galerie überwunden und lief nun senkrecht an der Felswand nach unten.
Für Claudia Darwood wurde der Weg zu einer schrecklichen Tortur.
Durch die Drehung und das Abkippen der Spinne war sie auf den Kopf gestellt worden.
So ging es weiter.
Das Blut rauschte hinter ihren Schläfen. Das sonst so leise Tuckern wurde zu einem regelrechten Hämmern, auch ihr Herzschlag hatte sich verdoppelt, doch darauf nahm die Spinne überhaupt keine Rücksicht.
Sie setzte den Weg unbeirrt fort.
Immer tiefer.
Und schneller…
Dann ein Sprung.
Zum erstenmal löste sich aus der Kehle der jungen Frau ein Schrei.
Sie hatte Angst, in eine unauslotbare Tiefe zu fallen, doch das Spinnennetz fing sie weich und federnd auf.
Die folgenden Sekunden erlebte Claudia wie in einem Schreckenstraum, denn sie rechnete damit, daß die Spinne nun ihr Ziel erreicht hatte und mit ihr das gleiche begann, was sie mit Nadine Lafour getan hatte.
Zum Glück irrte sich Claudia.
Die Spinne lief weiter. Und sie wurde sehr schnell, denn sie konnte sich auf ihrem Netz sicher bewegen.
Welches Ziel sie hatte, wußte die gefangene Frau nicht. Sie rechnete nur damit, irgendwann einmal ein Opfer der Spinne zu werden.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich in das unausweichliche Schicksal zu ergeben…
***
Ich sah die Spinne, die Spinne sah mich!
Sofort wußten wir beide, daß wir Feinde waren. Todfeinde, denn der eine wollte den anderen vernichten.
Sie wurde von mir aus nächster Nähe angeleuchtet. Zwar war der Lampenstrahl nicht gerade breit, aber was er aus der Finsternis hervorriß, reichte aus, um auch mir einen Schrecken einzujagen.
Und das Grauen sollte sich noch steigern.
Zunächst einmal hörte ich Sarrazans Stimme. Er brüllte von oben herab meinen Namen und verlangte, daß ich mich meldete.
Den Gefallen tat ich ihm nicht, denn die Spinne war in diesen Augenblicken wichtiger.
Sie öffnete ihr Maul.
Mir war seine Breite aufgefallen, und auch jetzt kam es mir vor wie ein kleines Tor, wobei an dessen Rändern zwei Zahnreihen schimmerten.
Damit konnte die Spinne etwas zermalmen.
Normale Tiere besaßen so etwas nicht. Deshalb war diese Spinne auch für mich ein Alptraum, eine Ausgeburt Schwarzer Magie, ein
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