0318 - Im Reich der Monster-Spinnen
Killertier aus tiefster Hölle.
Wie sollte ich sie vernichten?
Vielleicht in die Augen schießen, die so seltsam schimmerten und das Licht meiner Lampe brachen.
Um zuschnappen zu können, mußte die Spinne näherkommen.
Das tat sie nicht. Statt dessen geschah etwas anderes.
Sie spie aus.
Zuerst wollte ich es nicht glauben, weil es zu grauenvoll war, dann erkannte ich es und sah plötzlich ein Skelett, das die Spinne aus ihrem Maul drückte.
Keine zerstörten oder zerstückelten Knochen, sondern ein Skelett, das noch so zusammenhing, als wäre es das Stück einer Ausstellung im Biologie-Unterricht.
Ich war diesmal geschockt, denn etwas an dem Skelett trieb mein Blut in Wallung.
Es war ein dünner bunter Stoffetzen, der noch in Ellbogenhöhe des rechten Arms hing.
Furchtbar…
Das konnte nur der Rest eines Kleides sein.
Vielleicht hätte ich die Spinne während des letzten Vorgangs angreifen sollen, doch sie hatte mich einfach zu sehr überrascht und ging nun selbst zum Angriff über.
Ich ließ mich auf die Knie fallen, wechselte die Lampe in die linke Hand und zog mit der rechten die Beretta.
Die Augen, du mußt auf die Augen zielen! Das hämmerte ich mir ständig ein.
Es war möglich, daß die Spinne etwas von der Gefahr ahnte, denn sie bewegte ihren Schädel hektisch von einer Seite auf die andere.
Davon ließ ich mich nicht irritieren. Mit dem Lauf der Waffe verfolgte ich die Bewegungen, suchte einen günstigen Zeitpunkt und drückte ab.
In der Tunnelröhre klang das Echo des Schusses dumpf. Das Mündungsfeuer nahm ich kaum wahr, für mich war der Erfolg wichtig.
Und den hatte ich erreicht.
Die Spinne war zwar nicht im Zentrum des Auges getroffen worden, aber meine Kugel hatte sie am Rand erwischt, das Auge dort zerstört und war in den Schädel gedrungen.
Wären die Pupillen aus Glas gewesen, so hätte ich es klirren hören.
Statt dessen aber bewegte die Spinne ihre beiden Vorderbeine in die Höhe, knickte sie in Richtung des Kopfes ein und stach ein Bein in das getroffene Augen.
Dabei fiel sie zur Seite.
Sehr wachsam blieb ich hocken. Wenn es sein mußte, würde ich auch auf das zweite Auge schießen.
Mit ihrem Rücken rutschte die Spinne an der Felswand entlang.
Ich konnte wieder in das Gesicht schauen, sah den offenen Mund und auch das getroffene Auge, das gar nicht mehr so blank wirkte, sondern mit einer schleimigen Masse ausgefüllt war, die ihren Weg nach draußen suchte, die Höhlung des Auges zunächst ausfüllte und anschließend zu Boden tropfte.
Es waren dicke Schleimtropfen, die nach unten fielen, dort liegenblieben und sich zu Lachen ausbreiteten.
Ich stand auf.
Mußte ich noch einmal schießen?
Nein es war nicht mehr nötig. Mit dieser einen Silberkugel hatte ich den magischen Nerv dieses Monstertiers getroffen. Die Spinne blieb liegen und traf keine weiteren Anstalten, sich wieder in die Höhe zu stemmen.
Ich konnte aufatmen.
Endlich ein kleiner Sieg, denn nun wußte ich, wie die Spinnen zu töten waren.
Leider war es mir erst bei einer Spinne gelungen. Wie viele es von ihnen noch gab, war mir unbekannt. Ich hoffte, daß mir noch einige über den Weg liefen.
Dann schaute ich mir das Skelett an.
Es war furchtbar. Das mußte einmal ein lebender Mensch gewesen sein. Und nicht nur das.
Dieser Mensch hatte sicherlich noch bis vor kurzem existiert, denn sonst hätte ich nicht den Stoffetzen gesehen. Wahrscheinlich war es eine Frau gewesen, die sich die Spinne geholt hatte.
Nun wußte ich auch, welches Schicksal Paco, der Baske, erlitten hatte.
Sarrazan wartete noch immer über mir am Rand des Abgrunds. Er mußte den Schuß gehört haben. Bisher hatte er sich noch nicht gemeldet, das änderte sich nun, denn ich hörte ihn schreien.
»Sinclair, hören Sie mich?«
Ich drehte mich um und brüllte meine Antwort dem Stollenausgang entgegen. »Ja, ich habe dich verstanden!«
»Was ist los?«
»Ich mußte eine Spinne töten!«
Nach diesen Worten schwieg er für eine Weile. »Stimmt das auch, Sinclair?«
»Willst du dich überzeugen?«
Er lachte rauh. »Laß mal. Wenn du das sagst…« Ich hörte ihn husten.
»Wie hast du das denn geschafft?«
»Ich schoß auf ihr Auge.«
»Und Paco?«
»Von ihm habe ich bisher nichts gesehen.«
»Was willst du denn jetzt machen?«.
Eine gute Frage, auf die ich keine Antwort wußte. Viel hatte ich durch die Vernichtung der Spinne nicht erreicht. Wir hatten einen Gegner weniger, das war auch alles.
Sollte ich wieder zurückgehen
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