0319 - Geschäft ohne Gnade
meinen freien Tag ausnutzen und nach Staten Island hinüberfahren.«
Sie verabschiedete sich hastig und verschwand.
»Eigenartig«, meinte Phil nachdenklich.
»Die Sache mit der Three Stars Production?«
»No, der Ausflug nach Staten Island. Tommy arbeitet doch angeblich im Hafen.«
»Er wird sich einen freien Tag genommen haben.«
Ich glaubte das wirklich. Erst viel später sollten wir dahinterkommen, was Tommy tagsüber wirklich trieb.
***
Wir machten unser Versprchen vier Tage später wahr. Die Büros der Three Stars Production waren im 10. Stockwerk eines Hochhauses an der West Street untergebracht. Eine junge Dame empfing uns in der Anmeldung und musterte uns mit unverhohlenem Interesse, als wir Ruby zu sprechen wünschten. Dann wies sie uns den Weg.
Wir mußten durch ein großes Büro hindurch, um die Glaskabine zu erreichen, in der Rubys Schreibtisch stand. Sie kam uns mit einem strahlenden Lächeln entgegen.
»Hallo, Mr. Cotton! Mr. Decker! Ich freue mich, daß Sie mich einmal besuchen. Darf ich bitten Platz zu nehmen.« In den weichen Sesseln sanken wir fast bis auf den Boden. Ich deutete auf eine holzgetäfelte Wand mit einer Tür. »Das Directions Bureau?«
»Yes, Mr. Cotton. Ich habe mir schon überlegt, wie ich Sie ins Gespräch bringen kann. Darf ich sagen, daß Sie sich sehr für einen Studiobetrieb interessieren? Sie könnten sich den Atelierbetrieb in Bolivar doch einmal anschauen?«
Ich nickte. »Okay, ködern Sie ihn von mir aus damit, Ruby.«
»Dann entschuldigen Sie mich jetzt bitte einen Moment?«
Ohne meine Antwort abzuwarten, verschwand sie nach kurzem Anklopfen im Zimmer ihres Chefs.
»Das Girl macht sich ganz falsche Vor Stellungen von unserem Dienstbetrieb«, stöhnte Phil. »Was meinst du, was uns Mr. High erzählt, wenn wir ihn um einen gemeinsamen Urlaubstag bitten, um uns 270 Meilen von New York City entfernt ein paar Studios anzusehen.«
»Schätze, das wird gar nicht nötig sein, Phil. Wenn ein verspäteter Drehbeginn die Production wirklich an den Rand des Bankrotts bringen würde, hätte sich Mr. Young bestimmt schon an die Polizei gewandt.«
»Vielleicht gibt es einen dunklen Punkt in seiner Vergangenheit?« gab Phil zu bedenken.
»Das glaube ich kaum, denn dann würde man ihn persönlich anzapfen, Phil. Nach Rubys Erzählung hindert man aber die engagierten Schauspieler daran, für ihn zu arbeiten. Man versorgt sie sogar mit Geld, damit sie aus den bereits Unterzeichneten Kontrakten wieder aussteigen können. Die Geschichte muß einen anderen Haken haben.« Unser Gespräch wurde durch den Eintritt Rubys unterbrochen. In ihrem Gefolge erschien ein etwa fünfzigjähriger Mann, dessen Haar sich schon zu lichten begann.
»Hallo, Gentlemen«, begrüßte er uns freundlich. »Miß Torrington erzählt mir gerade, Sie seien Freunde von ihr und interessieren sich für unseren Atelierbetrieb?«
»Allerdings, Mr. Young«, sagte ich lächelnd. »Dieses Interesse für die Flimmerwelt mag Ihnen bei zwei FBI.-Agenten merkwürdig Vorkommen, doch es ist nun mal so. Wenn uns der Dienst die Zeit dafür läßt, dann sitzen wir oft im Kino.«
Er nickte nachdenklich. »In Hollywood habe ich zwei sehr gute Filme gemacht. Alles andere war nur simpler Durchschnitt. Sie sind vom FBI?«
»Yes, Mr. Young. Unser Alltag spielt sich auf der Schattenseite des Lebens ab. Mord, Rauschgifthandel und Erpressung.«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich jäh. »Verstehe. Ja, was den Studiobesuch anbelangt, so kann Miß Torrington Ihnen ja gelegentlich mal Bescheid geben. Im Moment hat es wenig Sinn. Die Aufnahmen meiner ersten Television Show beginnen erst am 15. Oktober. Es ist noch nicht einmal sicher, ob der Termin nicht noch verschoben werden muß.«
»Ist einer Ihrer Stars erkrankt?« fragte ich.
»Oh, nein. Aber ein solcher Betrieb bringt die verschiedensten Schwierigkeiten mit sich. Hat.mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Er deutete eine Verbeugung an und wollte in sein Büro zurückgehen.
»Excuse me, Mr. Young. Ich hätte noch eine Frage. Ein Kollege von uns, Sergeant Olbers von der 63. Police Station in Bronx, erzählte uns neulich von einem mysteriösen Vorfall in Ihrer Garage. Warum haben Sie die Geschichte eigentlich auf sich beruhen lassen?«
Er fuhr herum. »Weil ich mir von einer Verfolgung der Angelegenheit nicht viel versprochen habe, Mr. Cotton. Außerdem hat die Zeit inzwischen bewiesen, daß Olbers mit seiner Theorie schief lag. Es waren Einbrecher, sonst
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