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032 - Der Opferdolch

032 - Der Opferdolch

Titel: 032 - Der Opferdolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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geschah.
    Elise schoß das Magazin leer. Faik Noli blieb stehen. Drohend schüttelte er die Faust in Richtung des Bauernhauses. Elise warf aufschluchzend den Karabiner in eine Ecke.
    »Es hat keinen Zweck, Kind«, sagte die Bauersfrau. »Auf die Wiedergänger zu schießen, habe ich schon längst aufgegeben. Sie sind nur umzubringen, wenn man ihnen den Kopf abschlägt, ihn bis zu den Schultern spaltet, sie pfählt oder verbrennt.«
    Die Stewardeß setzte sich auf das alte Sofa und verbarg das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern bebten. Dorian ließ sie weinen. Was hätte er auch sagen sollen? Das Weinen half Elise mehr als seine Worte.
    Er wandte sich an Vavra Noli. »Wie heißt du und weshalb bleibst du hier?«
    »Mein Name ist Vavra Noli«, antwortete sie, ohne mit dem Stricken aufzuhören. Die Stricknadeln klapperten leise. »Wohin sollte ich sonst gehen? Seit mein Mann tot ist, gehört der Hof mir allein. Faik ist jetzt draußen bei den Wiedergängern. Jede Nacht versucht er, zu mir hereinzukommen.«
    »Hast du keine Angst, Vavra?«
    »Natürlich habe ich Angst. Aber noch mehr Angst hätte ich, wenn ich mittellos in der Fremde unter fremden Leuten leben müßte. Außerdem kann ich den Hof nicht im Stich lassen. Er gehört seit über hundert Jahren meiner Familie.« Sie summte ein melancholisches Lied.
    Dorian konnte sie nicht begreifen, aber er würde Vavras Starrsinn kaum brechen können. »Elise und ich sind nicht freiwillig hier. Wir wollten nach Österreich – nach Wien.«
    Die Bauersfrau nickte.
    »Kennst du einen Weg, auf dem wir das Land verlassen können? Wir halten uns illegal hier auf. Ich habe etwas Geld. Ich zahle, wenn ich über das Meer nach Italien komme – mit Elise natürlich. In Italien kann ich mir schon weiterhelfen.«
    »Vielleicht nehmen die Bibelschmuggler euch mit«, sagte die Bauersfrau. »In dieser Woche müßten sie wieder in der Piratenbucht an Land gehen. Ich weiß nicht genau, in welchen Nächten, aber zweimal kommt ein Boot. Einmal wird der Mann mit dem Koffer voll albanischer Bibeln an Land gesetzt und in der nächsten Nacht wird er wieder abgeholt.«
    »Albanische Bibeln? Wozu denn das?«
    Vavra Noli erklärte es Dorian. Er erkannte sofort, daß die Bibelschmuggler die beste Chance waren zu verschwinden. »Kannst du mir die Bucht zeigen, Vavra?«
    »Natürlich. Aber nach Einbruch der Dunkelheit verlasse ich mein Haus nicht. Ihr müßt bis morgen warten.«
    Elise hatte aufgesehen. Etwas Hoffnung spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Hoffentlich werden diese Schmuggler nicht von der Polizei, der Miliz oder der Küstenwache gefaßt. Wer weiß denn über den Bibelschmuggel Bescheid?«
    »Oh, alle Katholiken hier. Bei uns bleibt nichts geheim. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Elise, wir halten zusammen wie Pech und Schwefel und verraten nichts. Die Küstenwache ist übrigens bestochen, zumindest sind es die Leute, die regelmäßig diesen Küstenabschnitt kontrollieren.«
    »Was hat es mit der Festung auf sich?« fragte Dorian, während er aus einer Fensterluke spähte.
    »Ein Gewirr von Gängen und Katakomben befindet sich darunter. Es ist das Reich des Mbret. Es soll dort auch grauenhafte Kreaturen geben, die sich von Toten und Aas ernähren.«
    Dorian wollte nach dem Mbret fragen. Er wußte mit dem Begriff nichts anzufangen. Aber da kam Bewegung in die Reihen der Untoten. Sie rückten näher, kamen auf das Bauernhaus zu. Faik Noli führte sie an. Eine von Elises Kugeln hatte ihm das linke Auge ausgeschossen, das rechte glühte und funkelte dämonisch.
    »Kommt heraus aus dem Haus, ihr Warmblütler!« lockte der Wiedergänger. »Kommt, ihr Klopfherzen und Luftschnaufer! Kommt zu uns und gebt uns euer Blut, damit ihr werdet wie wir, im Namen des Mbret!«
    Grünlich und weiß schimmerten die Schreckensgesichter in der Dunkelheit. Leichengestank umhüllte sie wie eine Wolke. Eine Knochenhand griff durch eine Schießscharte und packte Elises blauen Stewardeßrock.
    Vavra Noli hielt die Fackel an den Arm des Untoten. Er stank furchtbar. Ein dumpfer, klagender Schrei, und die Leichenhand verschwand.
    Die Untoten wollten hereinkommen, aber sie konnten nicht durch eine Schießscharte oder eine Luke schlüpfen, die Knoblauchketten und Silberkreuze verwehrten ihnen den Zutritt.
    Vavra Noli fegte durchs Haus, eine Knoblauchkette um den Hals, ein silbernes Kruzifix am großen Busen, einen Weihwasserkessel in der Linken und eine Heugabel in der Rechten. Sie betete, schimpfte und

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