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032 - Der Opferdolch

032 - Der Opferdolch

Titel: 032 - Der Opferdolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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um das Haus herumkamen. Der plumpe Ackergaul sprengte los. Vavra klammerte sich mit der Linken an Dorian fest, mit der Rechten schwang sie Kreuz und Fackel. Die Pechfackel loderte im Luftzug.
    Dorian schaute über die Schulter zurück. Er verspürte Zorn und Trauer, weil er Elise nicht hatte retten können. Er sah, daß unter den Untoten auch Kinder und Halbwüchsige waren, ja ein Säugling sogar. Und dann geschah etwas Gräßliches. Ein halb verwester Untoter spießte den Säugling auf einen spitzen Stab, holte aus und schleuderte ihn von sich. Das Kind flog durch die Luft und kam wie ein Geschoß herab, die Zähne gebleckt, die kleinen Hände wie Klauen vorgestreckt. Er streifte Vavra und konnte sich an Dorians linkem Bein festhalten.
    Der Dämonenkiller sah das ungeheuerliche kleine Geschöpf, und eiskaltes Grauen überkam ihn. Er spürte die kleinen scharfen Zähne und die eiskalten Hände mit den scharfen Nägeln. Rasch holte er mit dem Opferdolch aus und zerhackte die kleine Schreckenskreatur. Sie starb mit einem Schrei wie eine gepfählte Ratte.
    Der Gaul galoppierte wie toll. Er reagierte weder auf die Zügel noch auf Schenkeldruck. Dorian und Vavra mußten all ihr Geschick aufbieten, um nicht abgeworfen zu werden. Der Ritt ging zur Küste hinab und an ihr entlang auf Kap Glossa zu. Die Wiedergänger und Vampire blieben immer weiter zurück. Sie heulten wie Wölfe und gaben die Verfolgung endlich ganz auf.
    Nach einer halben Stunde blieb der Gaul erschöpft stehen. Seine Flanken zitterten, Schaum troff aus dem Maul. Dorian taten alle Knochen weh. Steif kletterte er aus dem Sattel. Vavra mußte er vom Pferd heben. Die Bauersfrau sank auf einen Stein und seufzte.
    »Ich war davon überzeugt, daß wir uns den Hals brechen«, jammerte sie.
    »Was jetzt? Es ist noch nicht einmal zehn Uhr. Die Nacht ist noch lang. Sollen wir hier im Freien bleiben, wo Dämonen, Untote und Vampire umherstreifen?«
    »Bis hierher kommen sie nicht«, antwortete Vavra überzeugt. »Ganz in der Nähe ist übrigens die Bucht der Bibelschmuggler.«
    Dorian dachte flüchtig an Coco, die in Wien seine Hilfe benötigte. »Führe mich zu der Bucht! Vielleicht sind sie heute schon da. Natürlich sorge ich dafür, daß du Geleit und Schutz bis zur Stadt erhältst. Dort bist du in Sicherheit. Kehr nicht mehr auf deinen Hof zurück, bevor der Mbret und dein zum Vampir gewordener Mann nicht endgültig tot sind.«
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe«, sagte Vavra. »Um mich brauchst du dich nicht zu kümmern, Fremder. Komm, ich werde dich zur Bucht führen.«
    Dorian nahm das Pferd am Zügel. Sie kletterten über Felsen, überwanden einen Steilhang und folgten einem Pfad, der kaum als solcher zu erkennen war. In der hellen Nacht konnte man weit übers Meer sehen. Es war eine dunkle wogende Fläche; die Wehen waren von weißer Gischt gekrönt.
    Vavra fand die Bucht. Von weitem sah Dorian ein Schlauchboot am Strand. Ein Mann stieg ein. Der kräftige Matrose stieg aus dem Boot, stieß es ins Wasser hinaus und schwang sich wieder hinein.
    »He!« schrie Dorian und fuchtelte mit den Armen herum. »He, ihr da! Wartet auf uns!«
    Sie waren noch einen halben Kilometer von der Bucht entfernt.
    Der Matrose und der Bibelschmuggler schauten zu ihnen herüber. Der Bibelschmuggler sprang in das Boot, und die beiden begannen aus Leibeskräften zu rudern. Schnell näherte sich das Boot dem Ende der Landzunge. Ein kalter Wind pfiff von Norden her.
    Dorian und Vavra liefen an den Strand hinunter. Das Schlauchboot hatte jetzt das Ende der Landzunge erreicht und schaukelte auf den Wellen auf und nieder.
    »Wir sind Freunde!« rief Dorian erst auf englisch und dann auf italienisch. »Nehmt uns mit! Wir wollen weg von hier!«

    »Er ruft, sie seien Freunde«, sagte der Matrose im Schlauchboot zu Domino Callabro.
    Der »heilige Callabro« schaute zum Strand zurück, auf den hochgewachsenen Mann mit den zerlumpten, zerrissenen und beschmutzten Kleidern und die schwarzgekleidete Frau und das Pferd. Schroff winkte er ab.
    »Ach was, Freunde! Eine Falle ist es, nichts weiter. Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe, mein Sohn, dann würdest du quer übers Meer rudern und bis zum Vatikan laufen und dich in der Peterskirche hinter der großen Orgel verkriechen. Rudere, in Gottes oder des Teufels Namen! Nie wieder bringe ich eine Bibel in diese Gegend. Hierher nicht mehr.«
    Das Schlauchboot erreichte das freie Meer. Draußen wartete der Kutter mit dem schwarzen

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