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032 - Der Opferdolch

032 - Der Opferdolch

Titel: 032 - Der Opferdolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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stellten Szenen von Menschenopferungen dar. Im Flammenschein schienen die winzigen Menschlein und die sie quälenden Dämonen zu leben.
    Dorian hatte die Türen und Fensterläden des Hauses repariert und verrammelt. In dem unterirdischen, in den Keller mündenden Gang waren Dämonenbanner angebracht und Drudenfüße und magische Symbole mit Farbe auf den Boden und an die Wände gemalt. Vavra hatte den Gang mit Weihwasser besprengt und ein paar Knoblauchketten aufgehängt. Hier würden die Untoten so schnell nicht eindringen können.
    Er dachte an Elise, von der er so wenig wußte. Zog sie jetzt bereits mit den mordgierigen Scharen der Untoten durch das Land? Hätte er nicht zufällig die albanische Zeitung in die Hand bekommen, er hätte nicht einmal den Nachnamen der Stewardeß gewußt.
    Vavra Noli rumorte in der Küche herum. Dorian hörte sie eine Melodie summen. Es war neun Uhr abends. Draußen war es dunkel, und kleine Schneeflocken tanzten sacht zur Erde; eine Seltenheit in dieser Gegend.
    Plötzlich spürte Dorian ein seltsames Bohren und Ziehen im Gehirn. Die Umgebung verschwamm. Er nahm alles nur noch wie durch einen Nebel wahr. Der Dolch in seiner Hand schien zu brennen, wurde immer schwerer. Aber Dorian klammerte sich instinktiv daran fest, wie ein Ertrinkender an eine Schiffsplanke. Sein Gesicht schmerzte an der Stelle, wo er in Istanbul von den Archonten des Dämons Srasham tätowiert worden war, als steckten tausend Nadeln in seinem Fleisch, als sei doch noch etwas von der Gesichtstätowierung vorhanden, die mit Srashams Ende verschwunden war.
    Dorian wußte nicht, wie lange er so dagesessen hatte. Eine fremde, böse, dämonische Macht wollte seinen Geist erobern, und der Dämonenkiller wehrte sich mit seiner ganzen Willenskraft dagegen. Schweiß strömte über sein Gesicht und seinen Körper.
    Dann konnte er plötzlich wieder klar sehen und denken. Sein Gesicht brannte. Er sah in den Spiegel im Flur, konnte aber nur eine leichte Rötung an der Stelle, an der er tätowiert worden war, entdecken.
    »Vavra?«
    Er wollte die Albanierin fragen, ob auch sie den geistigen Angriff gespürt hatte. Doch niemand antwortete.
    »Vavra!« rief Dorian noch einmal.
    Er eilte in die Küche, aber da war Vavra Noli nicht. Der Dämonenkiller durchsuchte die anderen Räume und sah sogar auf den Dachboden. Vavra war verschwunden.
    Dorian untersuchte Türen und Fenster. Sie waren fest verschlossen. Also blieb nur der Gang im Keller. Der Dämonenkiller eilte hinab, eine Stabtaschenlampe in der Linken, den Opferdolch in der Rechten. Auf dem Boden des niederen Ganges sah er Vavras Fußspuren. Dorian hatte auf die Uhr gesehen und wußte, daß er etwa eine halbe Stunde nicht richtig bei sich gewesen war. Wenn Vavra gleich zu Anfang dem dämonischen Einfluß erlegen war, konnte sie schon weit weg sein.
    Nach kurzem Zögern folgte Dorian ihr in den unterirdischen Gang. Zunächst mußte er sich bücken, fast auf allen vieren kriechen, dann stand er plötzlich in einem Schacht. Von oben fielen kleine Schneeflocken auf ihn herab, die auf seiner Haut schmolzen. Er hatte den alten Brunnen erreicht.
    Er kroch in die Höhle hinein, leuchtete umher und entdeckte die frühere Wasserader. Von dieser zweigte ein erst kürzlich errichteter, zum Keller des Hauses führender Stollen ab. Die Wiedergänger waren also durch die versiegte Wasserader gekommen; und durch diese mußte man auch in die Gewölbe unter der Festung Kanina gelangen können.
    Entschlossen folgte Dorian der Wasserader. Die ersten Meter mußte er kriechen, denn die Höhle war breit und niedrig; aber dann verengte sie sich und wurde höher. Das Wasser hatte sich einen Weg durch weiches Kalkgestein gebahnt, während härtere Gesteinsschichten unversehrt geblieben waren. Wahrscheinlich war der ganze Hügel, auf dem die Terrassenfestung Kanina stand, ein riesiger dämonischer Termitenbau.
    Dorian eilte weiter, obwohl er sich der Gefahr bewußt war. Vielleicht konnte er Vavra Noli noch retten; zumindest mußte er es versuchen.
    Das Kalkgestein war feucht und vom Wasser ausgewaschen. Dorian sah im Licht der Stablampe schimmernde Erzadern. Manchmal wand und krümmte sich der Gang, weil härtere Gesteinsschichten das Wasser abgedrängt hatten.
    Mehr als eine Dreiviertelstunde eilte Dorian durch den unterirdischen Gang. Dann weitete er sich plötzlich und mündete in eine riesige unterirdische Höhle. Stalaktiten hingen von der Decke. Im Hintergrund gab es einen schwarzen See, und ein

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