Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
Vom Netzwerk:
ansteckend. Die verrückte Bude tut das ihre dazu. Irgendwie scheint an jeder Ecke der Geist dieses Mannes zu lauern, der das alles erbauen ließ und der darin gelebt hat. Wenn du im Labor stehst, hast du das Gefühl, sein Schatten blickt dir über die Schulter und lacht dich aus.“ Wieder leerte er sein Glas.
    „Zweifellos kannst du dich an diese große Kristallkugel im zweiten Stock des Turms erinnern. Sie faszinierte Andre Surcq, unseren Chemiker, derart, daß er jeden Tag mindestens eine
    Stunde lang davor steht und sie betrachtet. Er wartet anscheinend auf einen Geistesblitz, der ihm verrät, welche Bedeutung sie hat. Luern sagt, sie sei pure Dekoration, und bezeichnet sie als moderne Kunst. Surcq dagegen behauptet, sie sei eine geheimnisvolle Apparatur, die Scheelring erfunden habe, irgend etwas ganz Außergewöhnliches. Er ist der Meinung, weil der alte Scheelring in den letzten Jahren nichts mehr veröffentlicht habe, sei die Bedeutung dieser Kugel nicht bekanntgeworden. Und zwei oder drei Kollegen bringen ihre Zeit damit zu, in den verborgensten Winkeln des riesigen Gebäudes nach geheimen Aufzeichnungen des Professors zu suchen, die das Geheimnis der Kugel preisgeben könnten. Natürlich hat bisher niemand etwas entdeckt.“
    Der Kognak war fast zu Ende.
    „Und Tournay, der Physiker“, fuhr Philippe fort, „hat sogar um seine Abberufung gebeten. Er will nicht mehr.“
    „Wieso das?“ fragte ich.
    „Du Bude jagt ihm eine Heidenangst ein“, sagte Philippe. „Er sagt, er kann nicht mehr schlafen. Aber wir schlafen alle schlecht.“
    Lucie erhob sich und ging in die Küche.
    „Es muß der Wind sein, der dort nachts um die Mauern heult.“ vermutete Philippe. „Er pfeift über die Ebene, und der Turm ist ja völlig ungeschützt. Schon der Lärm läßt uns kaum zur Ruhe kommen, ganz abgesehen von der allgemeinen Nervosität.“
    „Es war völlig windstill in diesen Tagen“, meinte ich.
    „Dort oben geht immer Wind“, entgegnete Philippe. Er machte eine kleine Pause. „Sag mal, Georges, du hast doch eine Kopie des chiffrierten Schriftstücks, das Scheelring zurückgelassen hat?“
    Ich war erstaunt über diese Frage. „Was willst du damit?“
    Er zögerte. „Ach, nichts Besonderes. Ich möchte es nur ein wenig unter die Lupe nehmen. Ich hatte immer schon eine Vorliebe für Rätsel dieser Art. Erinnere dich, in meiner Militärzeit war ich doch auch in der Dechiffrierabteilung des Geheimdienstes. Und die Arbeit dort hat mir großen Spaß gemacht. Vielleicht ergibt Scheelrings Geschreibsel doch einen Sinn.“
    Ich gab ihm das Schriftstück.
    Philippe trank den Kognak ganz aus. Das versetzte mich in Unruhe. Er hatte nie getrunken, nicht solche Mengen zumindest. Und er schien etwas vor mir zu verbergen. Das beunruhigte mich noch mehr.
    Ich bemerkte, daß Philippe betrunken war und seine Sätze zusammenhanglos wurden. Ich wollte ihn in diesem Zustand nicht zum Weißen Turm zurückfahren lassen, und so bereiteten wir ihm für die Nacht ein Bett auf dem Sofa im Salon.
    „Dein Freund ist verändert“, sagte Lucie, als wir allein waren.
    „Ich weiß nicht“, erwiderte ich. „Ich habe den Eindruck, daß dort draußen im Weißen Turm etwas nicht stimmt.“
    Sie küßte mich. „Wir sind alle nervös, Liebling. Die ganze Stadt, die ganze Provinz. Wir sollten einfach nicht mehr daran denken. Wir sollten uns zwingen, von anderen Dingen zu reden.“
    Als wir am Morgen aufstanden, war Philippe bereits weg.
     

     

Die folgende Woche war noch schlimmer als die vorangegangene. Es gab zwölf neue Krankheitsfälle, davon sieben in der Stadt, was die Gesamtzahl der Erkrankten auf über sechzig erhöhte.
    Aber die Mini-Tornados erschreckten die Bevölkerung jetzt noch mehr. In dieser Woche zählte man sieben, davon zwei in Hercenat.
    Ich wurde vom ersten geweckt. Wir waren zeitig schlafen gegangen. Um elf Uhr nachts wurde ich wach. Vor unserem Schlafzimmerfenster wogte eine glühende, intensive Helligkeit auf und ab. Ich sprang auf und sah hinaus, was es war.
    In der Mitte des Platzes lag ein Mann in einer riesigen Wasserlache.
    Ich zog meinen Morgenmantel über und lief die Treppe hinunter. Als ich bei dem Opfer anlangte, waren bereits zwei Nachbarn über den Mann gebeugt.
    „Das ist Loubin“, sagte einer von ihnen. „Der Lederhändler aus der Rue des Remparts.“
    Er war tot, daran gab es nichts zu rütteln. Ich las Furcht und Schrecken in den Augen der Leute, die nähergekommen waren.
    Der zweite Fall

Weitere Kostenlose Bücher