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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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fauchte Wolkow seinen Schwager an. »Und halt in Zukunft deine große Klappe!«
    Dem Zweiten Offizier lagen ein halben Dutzend guter Erwiderungen auf der Zunge, doch er schluckte sie alle herunter.
    So groß seine Empörung auch war, die Furcht um sein Leben wog stärker.
    Denn eins war klar: Er stand alleine gegen ein Dutzend Männer, die genau wussten, auf was sie sich eingelassen hatte. Die mitleidlosen Blicke des arabischen Terroristen waren deutlicher als Worte.
    Wenn er jetzt sein Gewissen entdeckte, würde man ihn genauso als Störfaktor betrachten wie die Matrosen. Und wenn es hart auf hart kam, ließ ihn Nikolai sicher wie eine heiße Kartoffel fallen.
    Bajgarin schlich davon wie ein geprügelter Hund.
    »Wird es mit ihm Ärger geben?«, fragte Ahmed, als der Zweite Offizier außer Hörweite war.
    Kapitän Wolkow winkte ab. »Keine Sorge, der Schlappschwanz macht, was ich ihm sage. Er ist mit meiner Schwester verheiratet.«
    Ahmeds Züge erwärmten sich um einige Grad, blieben aber weiter unterhalb der Frostgrenze.
    »Familienbande?«, knurrte er.
    »Das ist gut. In unserem Kommando sind auch alle miteinander verwandt. Das ist der beste Weg, sich vor Verrätern zu schützen. Blut ist dicker als Wasser.«
    ***
    Hykton, 3936/4 Rotationen nach Ei'don
    Der Blackout dauerte nur wenige Sekunden, dann schärfte sich Matts Blick wieder.
    »Alles in Ordnung?« Bel'ar sah besorgt auf ihn hinab.
    »Geht so«, knurrte er. »Wenn ich aber in den nächsten Stunden noch mal das Bewusstsein verliere, bekomme ich ernsthaft schlechte Laune.«
    Der Hydritin war nicht anzumerken, ob sie den Zynismus verstand. Besorgt tastete sie seinen Kopf ab. »Einige von Quart'ols Gedächtnis-Engrammen sind erhalten geblieben«, diagnostizierte sie.
    »Deshalb können wir weiterhin in unserer Sprache kommunizieren.«
    Matt kam sich wie ein Versuchskaninchen vor, als sie einen gallertartigen Klumpen vom Korallentisch nahm und ihm auf die Stirn presste. Ein leichtes Prickeln reizte seine Haut, während sich die Qualle in schneller Folge erst rot und dann violett färbte. Die angespannten Züge der Hydritin glätteten sich.
    »Die Seelenwanderung ist reibungslos verlaufen. Sie haben keine Schäden davon getragen, nur Wissen dazu gewonnen. Ein Teil von Quart'ols Gedächtnis wurde fest in Ihnen verankert.«
    »Um Maddrax brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, dröhnte es plötzlich über ihr. »Der Knabe hat einen härteren Schädel als Mike Hammer.«
    Erschrocken wirbelte Bel'ar zur Korallenliege herum, auf der sich der Klon bereits putzmunter zeigte.
    Der auferstandene Quart'ol genoss die Überraschung, die er mit seinen Worten auslöste.
    »Menschliche Literatur des 20. Jahrhunderts«, erklärte er mit einer Spur von Prahlerei in der Stimme. »Mir steht nun ein Großteil von Matts Erinnerungen zur Verfügung. Damit dürfte mir der Doktortitel in Oberflächenkunde sicher sein.«
    Matt spürte, wie ein unangenehmer Schauer über seinen Rücken jagte. Wie tief hatte der Hydrit in seinen Gedanken gewühlt? War er auch in die persönlichen Abgründe vorgedrungen, die jeder insgeheim in sich trug, ohne sie je mit einem anderen Menschen zu teilen? Hatte Quart'ol etwa seine intimsten Gefühle, wie die Liebe zu Aruula, ausspioniert? Ein ganzes Bündel von Fragen, auf die Matthew keine Antwort fand. Er wusste beim besten Willen nicht, wie er den Hydriten einschätzen sollte, der jetzt aufgeregt mit den Flossen herumfächerte.
    Mit dem weisen Wissenschaftler von einst hatte der neue Quart'ol nicht viel gemeinsam.
    Bevor Matt überprüfen konnte, ob sein erster Eindruck täuschte, löste Bel'ar die Qualle von seiner Stirn und schwamm zu dem erwachten Klon hinüber.
    »Immer mit der Ruhe«, forderte sie.
    »Bevor Sie wieder Seetang ausreißen können, müssen wir erst mal Ihren körperlichen Zustand überprüfen.«
    Quart'ols Augen leuchteten begeistert auf. »Aber gern, Baby! Du darfst mich so lange und intensiv untersuchen wie du nur möchtest.« In einer plumpen Bewegung, die nicht mal im Ansatz wie ein Versehen wirkte, berührte er ihre üppigen Brüste.
    Bel'ars Reaktion kam prompt und überdeutlich. Ihre Hand zuckte vor und bohrte sich schmerzhaft in seinen Halsansatz. »Wenn du dich wie ein kleiner Junge aufführen willst, kannst du auch gerne so behandelt werden«, fauchte sie angriffslustig wie eine Moräne.
    Es war wohl eher der Schock als die Schmerzen, die den Klon zur Besinnung brachten. Innerhalb von Sekunden ging eine körperlich

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