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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Marine würde wieder einmal leer ausgehen.
    Eine Woche lang hatte Walerie Bajgarin versucht, seine Enttäuschung im Wodka zu ertränken, dann hatte sein Schwager ihn mit einem Eimer Wasser aus dem Delirium gerissen. Der Vorschlag, den Nikolai Wolkow ihm daraufhin machte, war abstoßend und faszinierend zugleich. Dass ihre Mannschaft liquidiert werden sollte, hatte Bajgarin zunächst rundheraus abgelehnt, doch das Geld, das für ein sorgenfreies Leben im Ausland reichte, war einfach zu verockend gewesen. Besonders als er erfuhr, dass Natascha zu ihm zurückkehren würde, wenn er vernünftig genug war, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen.
    Der Gedanke an die geliebte Frau, die nach seiner Zusage tatsächlich in die heruntergekommene Dreizimmerwohnung zurückgekehrt war, glättete seine Gesichtszüge. Es war die gemeinsame Zukunft mit Natascha, die ihn all das Leid um ihn herum ertragen ließ. Die Schreie der getöteten Mannschaft gellten zwar immer noch in seinen Ohren, doch letztendlich waren es Soldaten gewesen, die ihr Dienstrisiko kannten.
    Alle Matrosen, die der russischen Regierung die Treue hielten, dienten genauso dem Feind wie ein amerikanischer GI, davon war Bajgarin inzwischen felsenfest überzeugt. Auch wenn es ihm Unbehagen bereitete, er konnte damit leben, dass gegnerische Soldaten im Krieg sterben mussten. Sonst wäre er schließlich nie zur U-Boot-Flotte gegangen.
    Ein Schatten, der über die Instrumententafel fiel, riss ihn aus seinen Gedanken.
    Wie aus dem Boden gewachsen stand Hamid neben ihm. Der junge Araber - Bajgarin wusste immer noch nicht, welcher genauen Nationalität die Terroristen angehörten - beugte sich über seine Schulter und betrachtete fasziniert die vielfältigen Anzeigen, die für einen Laien nur undurchschaubare Daten lieferten.
    Bajgarin kannte diesen Blick. So sahen alle Jungen aus, die davon träumten, ein U-Boot zu fahren. Er hatte selbst einmal so geguckt, als er mit seiner Schulklasse an einer Flottenbesichtigung teilnahm.
    Diesen Tag hatte er später oft verflucht, denn er hatte sein weiteres Schicksal als unterbezahlter Zweiter Offizier festgelegt. Trotz der bitteren Erkenntnis, dass ihm die Liebe zur Marine nur Unglück gebracht hatte, deutete Bajgarin lächelnd auf den Tiefenmesser.
    »Damit bestimmen wir, wie weit wir uns unter der Oberfläche bewegen«, erklärte er. »Im Moment haben wir vierzig Meter Wasser über uns. Ganz schön tief, was?«
    Der Junge - als Mann konnte man Hamid wahrhaftig noch nicht bezeichnen - nickte dankbar. Dann zeigte er auf das daneben liegende Messinstrument.
    »Und das?« Seine Stimme klang zaghaft, fast bittend.
    So gut er konnte, erklärte ihm Bajgarin die verschiedenen Funktionen auf Englisch. Das vertrieb ihnen beiden die Zeit, und Hamid erwies sich als heller Kopf, der alle Informationen wissbegierig in sich aufsog. Offensichtlich war er heilfroh, dass sich jemand mit ihm beschäftigte.
    Schon bald setzte er sich auf einen der freien Drehstühle und plauderte mit Bajgarin über Gott und die Welt, bis sie auf ihre Motive zu sprechen kamen, die sie auf diese gefährliche Mission verschlagen hatten. Als der Russe von seiner Enttäuschung über die eigenen Politiker erzählte, nickte Hamid verständnisvoll.
    »Die amerikanische Regierung ist ein Krake, der die freien Völker dieser Welt erstickt«, sprudelte es aus ihm hervor. Es war eine der vielen Phrasen, die Ahmed so gerne benutzte, und sie schien ihm der Situation angemessen. Als er fortfuhr, bekam seine Stimme einen zitternden Klang: »Meine Mutter war auf dem Weg zum Markt von Abu Dajar, als sie der Strahlung ausgesetzt wurde. Heute ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie wird bald sterben.«
    Bajgarin schwieg betroffen. Wie gering wirkten doch seine eigenen Beweggründe, gegen die Amerikaner ins Feld zu ziehen, wenn er das Schicksal dieses Jungen betrachtete. Zum ersten Mal fühlte er Freude darüber, die Terroristen zu unterstützen. Ja, ohne seine tatkräftige Mithilfe würde die heimtückische Air Force sicherlich ungestraft davonkommen.
    Seit Beginn der Religion Wars wurden die Grenzen der USA mit neuesten High-Tech-Geräten hermetisch abgeschottet; selbst die Raumstation ISS war in das weltumspannende Sicherheitskonzept eingebunden. Auf diese Weise war es möglich geworden, Küstenstreifen und Mexican Borderline so undurchlässig wie den Eisernen Vorhang zu machen.
    Gegen die Radarabwehrtechnik der Kiew waren aber sogar Spionagesatelliten machtlos. Im Schütze

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