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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ihrer Existenz - und diese Auserwählten schwiegen, um zu verhindern, dass ihre Freunde auf dem Seziertisch landeten.
    Der prominenteste Freund dieser Zeit war tatsächlich der Franzose Jules Verne. Er fand als Knabe einen verletzten Hydriten am Strand und pflegte ihn gesund. Die Zusammenkunft mit dem Meereswesen inspirierte ihn zu seinen ersten phantastischen Geschichten.
    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zogen die Hydriten die letzten Beobachter ab und gaben ihre küstennahen Städte auf.
    Betroffen verfolgte Matt den bitteren Rückzug in die lebensfeindlichen Tiefen der Dämmerzone. Die Trauer und Hoffnungslosigkeit, die das hoch entwickelte Volk plagte, überkam auch ihn, als er das Exil verfolgte. Um ihrer Existenz einen neuen Sinn zu geben, schufen die Hydriten in jenen Jahren ein weit verzweigten Röhrensystem auf dem Meeresboden, das ihre Städte über die Ozeane miteinander verband.
    Die Ereignisse an der Oberfläche verfolgten sie nur noch über aufgefangene Radiowellen.
    So erfuhren sie vom Wahnsinn des Ersten und Zweiten Weltkriegs und allen weiteren Konflikten, mit denen sich die Menschheit langsam aber sicher auszurotten schien. Erst der Kometeneinschlag zu Beginn des 21.
    Jahrhunderts brachte die große Wende, darum wurde er von den Hydriten auch als Geschenk Ei'dons betrachtet.
    Matts Schädel begann langsam zu dröhnen. Obwohl er nicht mehr als ein Drittel der vorhandenen Szenen abgerufen hatte, weigerte sich sein Gehirn, noch mehr Informationen aufzunehmen. Er wollte sich gerade zu einer kleinen Pause entschließen, als sein Blick auf eine blutrünstige Szene fiel, die inmitten der sie umgebenden Friedfertigkeit deplaziert wirkte.
    Verwundert schwamm er näher heran.
    Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Hydriten längst zu einem friedlichen Volk entwickelt - wie konnte es dann zu solch barbarischen Ritualen kommen?
    Im Mittelpunkt des Geschehens stand Mar'os, der verpönte Kriegsgott, der einst vom Sockel gestoßen worden war.
    Zögernd streckte Matt die Hand aus.
    Plötzlich fürchtete er sich vor dem, was ihm eröffnet werden könnte.
    Doch es war zu spät.
    Das Kribbeln in seinen Fingerspitzen kündete bereits davon, dass der Kontakt zustande kam. Sekunden später erfuhr er von einer Begebenheit, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ…
    ***
    Dykan, Hochburg des Mar'os-Kultes, 3506/9 Rotationen nach Ei'don
    Die heranjagenden Harpunen wurden von einem warnenden Fauchen begleitet.
    Der Feuerrochen bockte in die Höhe, um den dreizackigen Geschossen zu entgehen.
    Quan'rill wurde von dem abrupten Manöver fast aus dem Sattel geworfen.
    Instinktiv stemmte er seine Beine gegen den Rücken des Man'tan und klammerte sich an dem aus Fischknochen geformten Sattel fest. Links und rechts von ihm zischten die unterarmdicken Harpunenschäfte vorbei. Wenn der Rochen nicht instinktiv reagiert hätte, wäre es um sie geschehen gewesen.
    »Die verdammten Stinkquallen erwarten uns schon!«, schrie Kal'rag ein Stück über ihm. »Also los, zum Angriff!«
    Seit der ZWEITE in seinem neuen Klon-Körper steckte, war er nicht mehr zu bremsen. Aber auch die anderen Reiter des Rochengeschwaders brannten darauf, die Schande der Hydriten auszumerzen. Ein vielstimmiges Geheul von allen Seiten zeigte, dass sie den Befehl verstanden hatten.
    Quan'rill tippte seinem Feuerman'tan mit der Ferse dreimal kurz hintereinander in den Nacken. Das dressierte Tier wusste sofort, was es zu tun hatte. Es hob den vorderen Teil seines flachen Körpers an, öffnete zwei breite Hautfalten, und schleuderte das leuchtende Sekret, dem es seinen Namen verdankte, unter hohen Druck in die Dunkelheit.
    Die Wolke, die zum Meeresboden hinab schwebte, besaß die Wirkung einer Blendgranate. Auch die anderen Rochen feuerten ihre Ladungen ab. Auf einen Schlag wurde es unter ihnen taghell.
    Nachdem sich Quan'rills Pupillen an das gleißende Licht gewöhnt hatten, erkannte er die Umrisse der alten Tiefseestadt.
    Als die Wolke tiefer sank, wurden auch die Silhouetten der Frevler sichtbar, die sich über den Korallendächern zum Kampf sammelten.
    Die Dykaner waren bis an die Zähne bewaffnet. Sie trugen Armbrüste, Lanzen, Schwerter und Äxte. Alles was große Wunden schlug. Mit etwas Harmlosem wie einen Schockstab gaben sich die Fleischfresser gar nicht ab.
    Quan'rill griff zu dem Druckluftgewehr, das in der Sattelhalterung klemmte.
    Die neueste Errungenschaft hydritischer Waffenkunst. Durch menschliche Technik inspiriert, extra für den Kampf gegen die

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