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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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ist rein. Ich wollte sie bitten, mir einen Händler zu empfehlen, der Kleider verkauft."
    „Ein guter Tuchhändler lässt sich finden. . ." begann der Wirt, der jetzt sehr froh war, das Thema von Telors Verbindungen zu Lord William zu beenden. Er war der Meinung, dass er auf Grund von Carys' gutmütigem Wesen oder ihrer Unkenntnis, dass Telor vielleicht bei dem mächtigen Herrn einigen Einfluss hatte, gerade noch gut davongekommen war.
    „Es tut mir Leid, mein guter Mann", unterbrach Carys ihn. „Ich bin zwar eine Frau, kann aber nicht nähen. Ich habe deiner Tochter erzählt, dass ich zur Schauspielerin erzogen wurde. Ich kann auf einem Seil tanzen, dass von einem Pfosten zum anderen über eine Straße gespannt ist, aber praktisch nichts, was Frauen beigebracht wird. Die Kleidung, die ich brauche, muss bereits angefertigt worden sein."
    „Eine Schauspielerin!" Erneut hatte die Stimme des Wirts einen kühlen Unterton gehabt, und nun schaute er seine Tochter an.
    „Du musst nicht denken, dass Carys mich dazu verleiten wollte, mich ihrer Truppe anzuschließen", sagte Ann. „Sie hat mir nur erzählt, wie kalt und durchnässt und hungrig Schausteller sein können und wie ihr letzter Partner getötet wurde und zwanzig oder dreißig Männer im Begriff waren, sie zu missbrauchen. Telor und Deri haben sie gerettet."
    „Und ich bin weder eine Diebin noch eine Hure", äußerte Carys steif. „Ich muss nicht auf solch üble Betätigungen zurückgreifen, um mich zu ernähren. Ich bin Seiltänzerin, die beste, die es gibt. Wenn du mich bei der Arbeit sehen willst, dann werde ich mein Seil über deinen Hof spannen. Ich wollte dich ohnehin um die Erlaubnis dafür bitten, als ich herkam."
    Es war klar, dass der Wirt nicht wusste, wie er reagieren solle. Sein angeborenes Vorurteil gegen Spielleute wurde durch Carys' Ausdrucksweise und Benehmen, beides seiner Meinung nach sehr kultiviert, ins Wanken gebracht, und durch die Verbindung ihres Liebhabers zu Lord William. Die Vorstellung, eine kostenlose Vorführung zu bekommen, gefiel ihm zudem. Dann erinnerte er sich an das, was Carys darüber gesagt hatte, ein Seil von einem Pfosten zum anderen zu spannen, und er dachte daran, was das für sein Geschäft bedeuten konnte. Seit Lord Williams Ankunft hatte er gute Geschäfte gemacht, aber er konnte noch mehr verdienen.
    Vielleicht bekam er sogar so viel zu tun, dass er Bessys Verlobten rufen konnte, damit dieser ihm half. Neds Eltern hatten ihn schon dazu gedrängt. Er hatte sich jedoch geweigert, weil er wusste, das würde der armen Ann das Herz brechen. Und dann dachte er missmutig daran, dass er, selbst wenn die Seiltänzerin gewillt war, ihre Kunst vorzuführen, nicht wagen würde, Ned zu
    holen, weil dieser dann davon ausgehen würde, bleiben und den Beruf erlernen zu können, und wenn es später einmal nicht genug Arbeit gab, würde Ann gehen müssen - und dieser Gedanke machte ihn wütend auf die Tochter.
    „Zum Teufel, was stehst du da herum, während eine Fremde in dem Topf rührt?"
    herrschte er sie an.
    „Ich hatte darum gebeten, das tun zu dürfen", sagte Carys hastig. „Und nicht, um den Kochlöffel ablecken zu können. Du weißt, wir, Deri und ich, haben für das bezahlt, was wir gegessen haben."
    „Er hat bezahlt", erwiderte der Wirt gereizt. „Aber er ist weg."
    „Ich habe dir gesagt, dass ich für meine Kosten aufkomme", fing Carys an, ließ den Kochlöffel in den Topf fallen und entfernte sich, damit Ann den Schemel näher ziehen und sich darauf stellen konnte. „Und Deri wird bald zurück sein."
    Als sei das ein Stichwort gewesen, hörte man ein Pferd auf den Hof kommen und den typischen dumpfen Aufprall, den Deri erzeugte, wenn er zu Boden sprang.
    Carys rannte ins Freie, und der Wirt folgte ihr, immer noch ärgerlich und nach dem wirklichen Grund für seine Verärgerung suchend. „Du da!" brüllte er Deri an, ehe Carys ein Wort hatte sagen können. „Warum hast du vorgegeben, Soldat zu sein? Du bist nichts anderes als ein Gaukler."
    „Was soll das heißen, ,nichts anderes als'?" fragte Deri leise. „Ich bin noch viel mehr als nur ein Gaukler, und wenn du nicht willst, dass ich dich hochhebe und in deinem Kochtopf ertränke, dann hütest du deine Zunge, wenn du mit mir redest."
    „Oh, guter Mann", rief Carys aus. „Dazu ist er fähig. Ich bitte dich, verärgere ihn nicht."
    Der Wirt, der sich daran erinnert hatte, dass Deris Begleiter bei Lord William Dienst tat und es ihn, wenn er in diesem Fall die

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