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Speisehauses bemerkt, der nicht weit von der zum Dachboden führenden Leiter entfernt war. In diagonaler Richtung vom Laden entfernt, in dem Winkel neben dem Abort, stand ein Baum, unter dem man die Pferde angebunden hatte. Das Seil würde schräg verlaufen und kurz sein, aber Übungsplätze mussten nicht vollkommen sein.
Carys kam in dem Moment die Leiter herunter, als Ann aus der Tür trat, doch die Verzögerung verstimmte sie nicht, denn die kleine Frau hatte sich die Zeit genommen, die fleckige Schürze abzunehmen und, was wichtiger war, das Kleid zu gürten, so dass man jetzt die Taille, die runden Hüften und vollen Brüste sah. Deri hatte, da er nach Carys Ausschau hielt, Ann noch nicht bemerkt, und Carys gab vor, sie ebenfalls noch nicht gesehen zu haben. Sie rief ihm zu, er solle den Baum benutzen und den Haken neben der Tür. In diesem Moment drehte er sich nach dem Haken suchend um und erblickte Ann.
Die Erscheinung der winzigen jungen Frau überraschte Deri. Damit hatte Carys gerechnet. Womit sie jedoch nicht gerechnet hatte, war das Erstaunen der die Augen weit aufreißenden Ann. Dann fiel Caiys ein, dass diese Deri noch nie zuvor so deutlich gesehen, nur flüchtige Blicke auf ihn erhascht hatte, wenn er bei Tageslicht vorbeigegangen war, und in der Nacht, als man angekommen war, einen vom Fackellicht und Angst beeinflussten diffusen Eindruck von ihm gewonnen hatte.
Anns erstaunte, beinahe hingerissene Miene veranlasste sie, Deri mit anderen Augen zu sehen, und nun fiel ihr auf, wie gut er aussah. Der gekräuselte schwarze Bart umrahmte einen gut geschnittenen, empfindsam wirkenden Mund, und die Nase war gerade und hübsch. Das dichte, gelockte Haar, so schwarz wie der Bart, war säuberlich aus der breiten Stirn gekämmt; die Augenbrauen waren gerade, so gut wie gar nicht geschwungen, und die Augen die klarsten und leuchtendsten, die Carys je gesehen hatte. Sie rief sich zur Ordnung, weil sie schockiert darüber war, dass sie sofort angefangen hatte, Telors Gesichtszüge mit Deris erstaunlich gut geschnittenen zu vergleichen.
„Das ist Ann, die Tochter des Wirts", stellte sie sie vor und hielt Deri das Seil hin, doch er schien es nicht zu bemerken. „Willst du es zuerst an den Baum oder an den Haken binden?" Nachdrücklich hatte sie es beim Sprechen Deri aufgedrängt, indem sie es ihm gegen die Brust drückte.
Er blinzelte und hob die Hände, um es zu ergreifen. Dann nickte er brüsk, als habe der Stoß ihn zur Besinnung gebracht, Ann zu und sagte zu Carys: „An den Baum. Ich kann eine Schlinge machen und sie, sobald es an dem dicken Ast dort befestigt ist, über den Haken legen."
Derweil er so flink wie eine Katze den Baum erkletterte, wandte Carys sich Ann zu, um sich bei ihr zu entschuldigen, denn Deri hatte bisher kein Wort zu der kleinen Frau gesagt. Das Staunen und die Erstarrung, die aus der Miene des Mädchens sprachen, machten die Ausführung der Absicht jedoch unnötig. Deri warf das Seil herunter und rief: „Zieh." Caiys wand es sich um die Hüften und legte, sich vorbeugend, ihr ganzes Gewicht und ihre Kraft in die Bewegung, um den Knoten zuzuziehen. Dann kletterte Deri vom Baum, nahm Carys das Seil ab und rannte damit über den Hof.
Derweil er die Leiter hochstieg, um die Schlinge über den Haken zu streifen, wandte Carys sich Ann zu. „Er ist sehr stark." Sie fragte sich jedoch, ob Ann sie gehört hatte, und fand angesichts des Ausdrucks im Gesicht des Mädchens, dass es so unnötig war, Deri zu loben, wie das Wässern eines Gartens während eines Regengusses. Sie beobachtete Anns Miene und hatte leichte Gewissensbisse, wusste jedoch, dass es nicht an ihr lag, dass das Mädchen sich zu Deri hingezogen fühlte. Die winzige junge Frau war schon an ihm interessiert gewesen, ehe sie miteinander zu reden begonnen hatten.
„Ich glaube, das Seil ist fest genug", rief Deri. „Probier es aus."
Er kam von der Leiter herunter. In Gedanken mit den Schultern zuckend, strebte Carys die Leiter hinauf, betrat das Seil und lief bis zur Mitte. „Gut." Sie nickte, rannte zurück und kletterte, um Platz für Deri zu machen, höher auf die Leiter, der die Sprossen heraufkam und sich vorbeugte, um den Knoten zuzuziehen, damit dieser nicht rutschte.
Carys war im selben Augenblick auf dem Seil, als er die Leiter hinunterzusteigen begann, und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Arbeit. Da das Seil so niedrig gespannt war, nicht mehr als sechs oder sieben Fuß über der Erde, war sie nicht
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