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Lippen. „Nicht zart, nein, und von der Kletterei weiß ich nichts, aber was den Umgang mit dem Dolch angeht. . . Lassen wir das. Du wolltest etwas über Telor hören. Er kam her und erzählte mir, dass Orin Marston besetzt hat.
Ich habe Erkundigungen eingezogen und festgestellt, dass Orin kein Abtrünniger ist, sondern die Anweisung hatte, Creklade einzunehmen und auch Lechlade, was indes durch meine Anwesenheit verhindert wurde."
Die Belustigung, die bisher aus seiner Miene gesprochen hatte, verschwand plötzlich. Lord William wandte leicht den Kopf zur Seite und schaute gen Süden, dorthin, wo Fa-ringdon lag. Deri fröstelte innerlich, obwohl Lord Williams eisiger Zorn nicht ihm galt.
„Unser ehrenwerter König wird behaupten, dass er nicht die mindeste Ahnung davon hatte, dass dieser Abschaum ausgesandt wurde, um das Land zu plündern", äußerte Lord William verächtlich. „Oh, nein. Das ist der Grund, warum sie in die Rolle von Abtrünnigen schlüpfen, damit der gute Name unseres kostbaren Königs Stephen nicht besudelt wird."
„Das ist der Grund, warum ich den ,Narren' in einem Narrenkleid spiele", murmelte Deri. „Solche Männer haben den Besitz meines Vaters überrannt. Unsere Familie zählte neun Mitglieder, und ich habe nur überlebt, weil diese Schweine mich zu ihrem Spielball auserkoren. Aber ich bin stark, Herr, und ich habe gekämpft, bis sie glaubten, ich sei tot, und von mir abließen."
Lord William holte tief Luft. „Wir werden zumindest diesen Mann in unsere Gewalt bringen. Würdest du gern eine Rolle spielen?"
„Oh, Herr", hauchte Deri und fiel auf die Knie. „Sag mir, was ..." Jäh hielt er inne, und die Tränen traten ihm in die Augen. „Ich kann nicht", fuhr er dumpf fort. „Telor hat die Einlösung der Schuld eingefordert, die ich bei ihm habe, und verlangt, dass ich Carys, die Seiltänzerin, beschütze. Sie wäre ganz allein, würden er und ich sterben, und eine Frau, die auf sich angewiesen ist. . . Sie ist ein gutes Mädchen, Herr, eine große Künstlerin, keine Hure oder Diebin." Er nagte an der Unterlippe. „Aber wenn ich mir eine Möglichkeit ausdenken kann, wie Carys in Sicherheit sein würde . . . Darf ich dann zu dir kommen? Ich kann klettern, Herr, und Überschläge machen und mit einem Stein aus meiner Schleuder einen Mann auf die Entfernung hin töten, wie ein Pfeil fliegt. Ich bin nicht nutzlos, nur weil ich kurze Beine habe."
„Falls du dich von deinen Verpflichtungen freimachen und zu mir kommen kannst, darfst du dich hier einfinden, und ich werde Verwendung für dich haben", willigte Lord William ziemlich belustigt ein.
„Danke! Oh, vielen Dank, Herr."
„Ach, komm, steh auf", erwiderte Lord William mit einer diesbezüglichen Geste, und Deri erhob sich. „Ich habe dir versprochen, dir von Telor zu erzählen, und es wird spät. Da ich, wie ich sagte, Erkundigungen über Orin eingezogen habe, habe ich veranlasst, dass dessen ,Herr' ihm noch mehr entlassene Männer schickt, unter denen sich Michael
der Holzschnitzer befindet. Er müsste inzwischen im Dorf bei Marston sein, wird jedoch herausfinden müssen, wie er in das Herrenhaus gelangt. Das dürfte nicht schwierig sein. Wahrscheinlich gibt es dort Arbeitsgruppen, die vom Dorf ins Haus gehen."
„Hat Telor Werkzeug zum Holzschnitzen bei sich?" fragte Deri.
„Woher soll ich das wissen?" Lord William furchte die Stirn. „Das ist nicht wichtig. Er kann behaupten, seine Werkzeuge verloren zu haben, als sein Dorf überrannt wurde. Alles, was er braucht, ist ein Dolch."
„Ja, Herr", stimmte Deri hastig zu. „Ich danke dir für alles." Und erneut verbeugte er sich tief und dankte Gott, als Lord William ihm bedeutete, er solle sich entfernen.
Er merkte, dass es dumm gewesen war, ihm die Frage zu stellen. Er wusste, dass Telors Holzschnitzerwerkzeuge in Marston zurückgeblieben waren. Ihm war auch klar, dass man mit einem Dolch die Arbeit, die Telor machen musste - eine dünne Linie in einen dicken, verhärteten Balken zu schneiden und sie dann zu verbergen - , nicht erledigen konnte. Und das wusste Telor natürlich viel besser als er selbst. Was er befürchtete, war, dass Telor sich darauf verließ, seine Werkzeuge in Marston vorzufinden. Deri hielt sich vor, während er die Treppe hinunterging, dass Telor kein solcher Narr gewesen wäre, doch noch immer meinte er, Werkzeuge finden und sie zu Telor bringen zu müssen, ehe der Freund in das Herrenhaus gelangte. Er war kaum fähig, lange genug zu
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