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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Besorgnis, den Teil wegzulassen, der sein Telor gegebenes Versprechen betraf und seinen Eifer, bei der Einnahme von Marston beteiligt zu sein. Plötzlich hörte er Caiys scharf einatmen.
    „Das habe ich nicht so gemeint, Carys", sagte er. „Ich war nur so von meinen Erinnerungen gefangen. Orin bedeutet mir nichts. Und Eurion kannte ich kaum."
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein", entgegnete sie eindringlich. „Du musst dort sein. Hör zu, Deri. Wenn du sagst, Telor wolle versuchen, sein Lord William gegebenes Wort zu halten und daher die Riegel schwächen, die das Tor versperren, besteht die Möglichkeit, dass er nicht versuchen wird, Orin zu töten, ehe der Angriff erfolgt. Das bedeutet, es gibt zumindest die Chance, dass du imstande sein könntest, in Marston einzudringen, um Telor zu helfen.

    Ein Mann, der allein ist, kann von drei Männern umringt werden, doch zwei Männer, die Rücken an Rücken stehen, können sich gut verteidigen. Du hast eine Rüstung und ein Schwert. Die Soldaten, Lord Williams und die, die irgendwelche anderen Herren schicken mögen, dazu die aus der Stadt - sie alle haben Freunde und Gefährten, die füreinander tun werden, was sie können. Niemand jedoch wird Telor kennen oder sich darum kümmern, ob er lebt oder stirbt. Du musst dort sein, falls dir das möglich ist."
    „Aber ich habe ihm versprochen ..."
    „Ich brauche dich nicht, Deri", unterbrach Carys. „Telor braucht dich. Vergiss, was er dir über eine Frau erzählt hat, die auf dich angewiesen ist. Ich bin kein dreckiges Mädchen mehr, das ein zerrissenes und ausgeblichenes Tanzkleid anhat und das man gar nicht in irgendeine Stadt lassen würde. Ich habe gute Sachen und Pferde und Geld. Ich kann mich verkleiden und der Lehrjunge eines Kaufmanns sein oder die Witwe eines Bürgers oder sonst etwas, das mir zusagt, bis ich Leute finde, mit denen ich arbeiten kann. Hab keine Angst um mich. Außerdem werden Telor und du, falls du zu ihm gelangst, aller Wahrscheinlichkeit nach in Sicherheit sein. Das habe ich im Gefühl."
    Deri rieb sich so heftig die Stirn, dass unter dem Druck seiner Finger die Haut erst weiß wurde und dann gerötet blieb. „Ich fühle mich hin und her gerissen", sagte er aufstöhnend. „Wirst du mir schwören, dass du hier in Sicherheit bleibst?"
    „Zwing mich nicht, dir das zu versprechen", bat Carys. „Ich bitte dich, verlass dich darauf, dass ich keinen Arger machen werde. Ich werde dir gern schwören, dass ich nicht versuchen will, mir ganz allein den Zutritt zu Marston zu erzwingen oder mich heimlich hinzustehlen. Bist du damit zufrieden?"
    Das stimmte Deri nicht zufrieden, doch sein Drang, Telor beizustehen, war so stark, dass er nichts äußern konnte. Er riss Schwert und Waffengurt an sich und wandte sich ab. Carys rannte hinter ihm her.
    „Gib gut auf dich Acht, Deri", flüsterte sie, neigte sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange. „Du bist mein Freund, mein einziger Freund. Auch ich brauche dich."

20. KAPITEL
    Der Vollmond verbreitete genügend Licht, um einigermaßen schnell vorankommen zu können, doch Deri wagte nicht, das Pferd schneller als im Trott laufen zu lassen.
    Er war nicht daran gewöhnt, auf einem so großen Reittier zu sitzen, und befürchtete, dass er, falls es aus dem Tritt kam, abgeworfen würde.
    Im Dorf war es ganz dunkel, als er Marston erreichte, doch er zog das Schwert, beugte sich auf dem Rücken des Pferdes vor und hämmerte an die Tür einer Kate, die er für die größte des Weilers hielt. Er meinte, durch einen Spalt im Fensterladen flackernden Lichtschein zu sehen. Wahrscheinlich beobachtete jemand ihn. Er konnte nur hoffen, dass ein Reiter nicht als Bedrohung empfunden wurde, doch da er übel gelaunt erscheinen musste, hämmerte er wieder an die Tür. Er hörte, dass der Riegel weggeschoben wurde, und seufzte vor Erleichterung, als ein Mann mit verwuscheltem Haar ihn furchtsam beäugte.
    „Hol Michael den Holzschnitzer!" befahl er ihm barsch.
    „Wir haben hier keinen Holzschnitzer", antwortete der Mann an der Tür bang.
    „Lüg mich nicht an", knurrte Deri und hob das Schwert. „Ich weiß, er ist heute mit einigen . . ."
    „Ach, die!" Jetzt hatte die Stimme des Mannes erleichtert geklungen. „Sie sind da."
    Er zeigte auf eine Kate, wo nun unter der schlecht eingefügten Tür ein schmaler Lichtstrahl hervordrang.
    Sogleich lenkte Deri das Pferd fort, ganz so, als sei es ihm gleich, dass der Mann ihn beobachtete. Er war jedoch erleichtert, als er

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