Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
eines Tages mehr wie züchtige Maiden zu verhalten."

21. KAPITEL
    Deri hätte nicht so besorgt sein müssen, dass Telor erkannt werden könnte. Telors Gesicht war nicht bemerkenswert. Ehe Telor Orin und dessen Anhänger angegriffen hatte, hatte niemand einen Grund gehabt, es genauer zu betrachten, und nach dem Angriff hatte es so viel Aufregung und kaum die Zeit gegeben, es sich näher anzusehen, bevor Telor weggezerrt und eingesperrt worden war. Nur seine Körpergröße hätte ihn verraten können, aber es bestand wenig Ähnlichkeit zwischen den schnellen, festen Schritten des sauber rasierten braunhaarigen Barden Telor und dem Schlurfen des gebeugt gehenden Holzschnitzers, der dreckiges, verfilztes Haar und einen leicht ergrauten Bart hatte und sich auf seinen Stock stützte.
    Niemand würdigte ihn eines zweiten Blick, und es war einfach genug für ihn, sich von Lord Williams Männern zu trennen, nachdem der Gruppe befohlen worden war, ins Dorf hinunterzugehen und sich dort nützlich zu machen, bis Lord Orin entschieden hatte, was er mit ihnen tun wolle. Das war eine Enttäuschung, da man gehofft hatte, auf Marston bleiben zu können, um für Unruhe zu sorgen, sobald der Angriff erfolgte, aber man wagte nicht, Einwände zu erheben. Telor war mit den Männern ins Herrenhaus gelangt, gerade weit genug hinter ihnen, um entweder behaupten zu können, er könne nicht mit ihnen Schritt halten, oder dass er ihnen einfach gefolgt sei. Derweil sie jedoch erklärten, wer sie hergeschickt hatte, stahl er sich zum Küchenschuppen und bat um etwas zu essen, wobei er eifrig auf eine zerborstene Schüssel zeigte und versprach, für einen Brotkanten eine neue zu schnitzen. Einer der Köche nickte und gab ihm den Knust, zusammen mit einer Scheibe ziemlich ranzig riechenden Schweinefleischs. Telor warf den Knust und das Fleisch in die gesprungene Schüssel und eilte davon, sie an sich drückend, als rechne er damit, verfolgt und des Essens beraubt zu werden.
    Als er außer Sichtweite war, machte er sich auf den Weg zum Schuppen der Holzschnitzer, den er leer vorfand. Halb fertige Arbeiten und Werkzeuge lagen herum, und Telor fragte sich, was mit dem alten Mann passiert sein mochte, mit dem er zu Sir Richards Lebzeiten so oft geredet hatte. Die Abwesenheit des alten Holzschnitzers bestätigte, dass Orin rücksichtslos entschlossen war, selbst die harmlosesten und notwendigsten Diener zu entfernen, damit nicht einer von ihnen entkam und die Neuigkeit verbreitete, Marston sei besetzt worden.
    Es erleichterte Telor, die Werkzeuge zu finden. Für die Torriegel hatte er nur eine dünne Säge mitgebracht. Er nahm an sich, was er benötigte, wobei er die herumliegenden Gegenstände so wenig wie möglich durcheinander brachte, und setzte sich dann außer Sicht in einen Winkel, um an der Schüssel zu arbeiten. Die Stelle, die er sich ausgesucht hatte, war zwar schlecht beleuchtet, da er sie gewählt hatte, um verborgen zu sein, doch er brauchte nicht viel Licht für die grobe Schnitzerei, die er in Angriff genommen hatte. Gespannt und versteckt blieb er sitzen, bis er Lord Williams Männer abziehen sah, und befürchtete, die Torwache oder einer der anderen Männer, die mit ihnen geredet hatten, würde ihn rufen.
    Aber niemand schenkte ihm Beachtung.
    Bald war er so gelangweilt, dass er näher an das offene Ende des Schuppens rückte und den Blick umherschweifen ließ. Es traf zu, was Deri und Carys gehört hatten.
    Alle männlichen Dienstboten wurden im Waffengebrauch unterwiesen. Das deutete auf große Furcht und das dringende Bedürfnis, sich zu verteidigen, doch abgesehen von der Unterweisung der Männer im Umgang mit Waffen nahm Telor keine weiteren Anzeichen für Angst wahr.
    Aber etwas passte nicht zusammen, und derweil der Nachmittag in den Abend überging, grübelte Telor darüber nach, was nicht in Ordnung sei. Bei Anbruch der Dunkelheit wurden die großen Torflügel geschlossen. Gelassen beobachtete Telor, wie ein Wächter den Riegel in die Halterung schob, derweil ein anderer sich mit dem Rücken gegen eine Hälfte des Tores stemmte, damit es zuging. Er betrachtete die vier wuchtigen Eisenhalterungen, in die die
    beiden großen Riegel geschoben waren, damit das Tor bei einem Angriff nicht gewaltsam aufgestoßen werden konnte, und überlegte, ob es sicherer sei, in der Nacht diese Halterungen zu lockern, statt sich eine Methode auszudenken, wie er die Riegel beschädigen könne. Dann zwinkerte er und starrte auf das Tor. Die

Weitere Kostenlose Bücher