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nächsten befindlichen Riegel legte, um darauf das Sägemehl aufzufangen, beunruhigte ihn etwas an den Schritten. Er verdrängte die Besorgnis jedoch und zog die Säge durch das Holz. Eine Viertelstunde später war die Säge jedoch nicht tiefer in das harte Holz des Riegels gedrungen, wie sie breit war, und während er sie heftig auf sich zuzog, quietschte sie und blieb stecken.
Direkt über sich hörte er einen Wächter sich bewegen und einem anderen, der weiter unten auf der Mauer war, leise etwas zurufen. Telor verhielt sich totenstill und wagte weder zu atmen noch die Säge loszulassen oder sie aus dem Holz zu ziehen.
Der zweite Wächter gesellte sich zu dem ersten, und Telor hörte die beiden Männer sich leise unterhalten. Dann waren sie still und horchten, wie er vermutete. Einige Augenblicke später wurden wieder leise einige Worte gewechselt, und der dumpfe Hall der Schritte eines Mannes entfernte sich. Aber der andere Wächter befand sich immer noch direkt über Telor. Nun wurde ihm klar, weshalb ihm an den Schritten etwas seltsam vorgekommen war. Sie waren nicht nahe genug gekommen, und er hätte sich denken können, dass es einen Wächter gab, der sich nie weit vom Tor entfernte, so dass dieser die Straße, die direkt darauf zulief, im Auge behalten konnte.
Telor starrte auf den mondhellen Hof und überlegte, was er tun solle.
Wahrscheinlich konnte er die Säge geräuschlos herausziehen, doch was dann? Er konnte den Einschnitt verbreitern, aber das würde nicht nur die Gefahr erhöhen, dass der Schaden an dem Riegel bemerkt wurde, sondern auch zwei Mal so lange dauern. Ihm war längst klar geworden, dass die Arbeit jeweils zwei Nächte lang in Anspruch nehmen werde, und selbst dann konnte es sein, dass er sie nicht beendet hatte. Unwillkürlich bewegte er aus einer Aufwallung von Wut und Enttäuschung den Fuß und stieß mit den Zehen an die gesprungene Schüssel mit dem angenagten Inhalt. Und dann machte er die Augen, die er, um die Tränen zurückzuhalten, geschlossen hatte, weit auf und starrte zum Mond hoch.
Er zerrte leise die Säge aus dem Balken, hockte sich langsam und sorgfältig darauf achtend, die Wand nicht zu berühren, hin und griff in der Schüssel nach dem fetten Schweinefleisch. Nachdem er das Fett buchstäblich auf das Sägeblatt geschmiert hatte, richtete er sich wieder auf und schob das Sägeblatt in den Schlitz. Die Säge fasste und sägte glatt und beinahe geräuschlos. Wieder blickte er zum Mond. Wären die anderen Männer nicht ins Dorf geschickt worden, hätte er nicht um Essen gebeten. Hätte die Ratte nicht am Essen genagt, hätte er es gegessen, ehe er begonnen hätte, die Riegel durchzusägen. Verhalten murmelte er:
„Vielen Dank, Liebe Frau."
Im Gegensatz zu Telor hatte Deri kaum Mühe, sich in dieser Nacht wach zu halten.
Er war, als er in Lechlade in der Küche geschlafen hatte, leicht von Träumen geplagt worden, diese Art von Träumen jedoch gewohnt, in denen er ein normal gewachsener Mann war, der mit einer normal gewachsenen Frau schlief. Daher hatte er trotz der heftigen geträumten Aktivitäten einigermaßen gut geschlafen. Zu den Träumen der vergangenen Nacht gab es jedoch einen Unterschied - er hatte nicht von Mary geträumt. Eigenartigerweise hatte er auch nicht von Carys geträumt.
Die dunkelhaarige, wohlgerundete und sehr eifrige Frau war ihm fremd und trieb Dinge, zu denen, wie er wusste, kein Körper in wachem Zustand fähig war.
Nach dem Erwachen hatte dieser Unterschied ihn zunächst leicht verblüfft. Auf Grund der Anstrengungen des folgenden Tages hatte er jedoch den Traum vollkommen vergessen, und er war ihm auch nicht wieder in den Sinn gekommen.
In Marston war es die ganze Nacht hindurch still. Die Dunkelheit wurde nicht von Fackellicht durchbrochen, und die einzigen Geräusche waren die leisen Laute, die Deri mit den im Hof angepflockten Tieren in Verbindung brachte. Kurz vor dem Morgengrauen kletterte er, überzeugt, dass Telor sich verstecken werde, ehe die Leute im Herrenhaus sich zu regen begannen, vom Baum, erleichterte sich und eilte dann durch das Wäldchen zu dem verlassenen Bauernhof, wo er aus dem kleinen Bach hinter dem Haus Wasser schöpfte und trank. Dann tränkte er das Pferd, zerrte vom Dachboden Heu herunter und durchsuchte das verfallene Haus und die Vorratskammern. Er fand etwas Käse und altes, ausgetrocknetes Brot, das aber nicht schimmlig war, nahm es mit, kehrte durch das Gehölz zurück und kletterte wieder auf seinen
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