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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Ausdrucksweise als unwiderstehliche Verkörperung ihrer Träume von einem edlen Liebhaber empfunden hatten. In allen Fällen hatte er sein Bestes gegeben, um den Traum einer jeden Frau zu erfüllen, und das Vergnügen ausgekostet, das er seiner Gespielin schenkte. Da er jedoch wusste, dass die Kunst, die er liebte, von ihm eine bestimmte Lebensweise verlangte, hatte er nie daran gedacht, einer Frau den Hof zu machen. Alle Avancen, ob dreister oder feinfühliger Natur, waren von den Frauen ausgegangen, und irgendwie hatte ein Teil des Reizes gefehlt, die Frau dazu zu bringen, mit ihm zu schlafen. Außerdem fand er, mit Akten sei eine gewisse Leere verbunden. Diese Art des Beischlafs beruhte nicht auf einer echten Gemeinsamkeit und konnte nicht wiederholt und als feste Grundlage für beständige Zuneigung genommen werden.
    Carys' Worte oder Verhalten hatten nicht den Anschein der Sinnlichkeit gehabt, doch als er vorgeschlagen hatte, sie solle die Brayette ausziehen, spürte er Verlangen sich regen, ein warmes Prickeln zwischen den Lenden, und ein leichtes, undefinierbares, aber ungemein angenehmes Gefühl, als sein Körper hart wurde.
    Und eigenartigerweise wurde seine Erregung durch Carys' kurzes, zustimmendes Nicken verstärkt, das eigentlich so gleichmütig gewesen war, wie seine Bemerkung es hatte sein sollen.
    Er war jedoch schockiert und irgendwie abgestoßen, als Carys vor seinen Augen die Tunika hochzog und den Strick aufknüpfte, von dem die Brayette gehalten wurde.
    Sein Befremden schwand indes, als er sah, dass sie sorgfältig das Hemd herunterzog, damit es ihre Knie bedeckte. Die sittsame Geste ließ die aufwallende Leidenschaft noch größer werden, so dass er froh war zu knien, weil so sein Zustand der Erregung nicht so deutlich zu erkennen war.
    Aber für Carys, die ein Drittel ihres kurzen Lebens damit verbracht hatte, lüsternen Männern auszuweichen, waren seine Gefühle, als sie ihn anschaute, eindeutig klar.
    Ursprünglich war ihre Aufmerksamkeit ganz darauf gerichtet gewesen, die Brayette auszuziehen und dabei die Dolche zu verbergen, ohne die Falte fallen zu lassen, durch die die richtige Länge der Beinkleider bezeichnet wurde. Daher war sie, sobald sie die Brayette hinuntergezogen hatte, ganz in Telors Nähe zu Boden gesunken.
    Sobald sie die Brayette über die Füße gestreift, umgekrempelt und so gefaltet hatte, wie sie abgenäht werden sollte, hielt sie sie Telor hin. Ihre Blicke trafen sich. Sie schnappte nach Luft und ließ die Beinlinge fallen. Hastig griff sie nach der Tunika und zog auch sie hinunter, bis zu den Füßen, die sie schützend übereinander gelegt hatte.
    Die leichte Röte, die Telor ob seiner Erregung ins Gesicht gestiegen war, wurde durch das von ihm empfundene Unbehagen noch verstärkt. Unglücklicherweise vergrößerte die Erkenntnis, dass Carys sein Verlangen bemerkt hatte, seine Verlegenheit. Und die Tatsache, dass sie sich abweisend verhielt, machte sie nicht weniger begehrenswert. Aber es war nicht so, dass er sich an ihrer Angst weidete. Er reagierte darauf in der einzigen Weise, die ihm zu Gebote stand, um sie, ohne Worte zu machen, zu beruhigen, indem er die Brayette an sich zog und sich von Carys abwandte.
    Überrascht durch seine plötzliche Reaktion, schnappte sie wieder nach Luft, weil die Furcht, von ihm bedrängt zu werden, durch die Angst ersetzt wurde, im Stich gelassen zu werden, da sie sich ihm verweigert hatte. Die zweite Anwandlung von Angst war so kurz, wie die erste das gewesen war, denn es war unübersehbar, dass er begonnen hatte zu nähen. Das hätte er nicht getan, wenn es seine Absicht gewesen wäre, sie hier zurückzulassen. Carys starrte seinen Nacken an, der ihr mittlerweile sehr vertraut war, da sie viele Stunden hinter Telor auf dem Pferd gesessen hatte, und bemerkte, dass die Haut roter als sonst war. Sie fragte sich, ob er verärgert sei. Aber er wurde nicht im Gesicht rot, wenn er ärgerlich war. Das hatte sie bemerkt, als sie sich wegen des Bades und der Berechtigung, auftreten zu dürfen, gestritten hatten. Die Röte schwand, ehe Carys der Gedanke gekommen war, dass Telor vor Verlegenheit rot geworden war.
    Sie war verblüffter denn je in ihrem ganzen Leben. Alle von ihr gesammelten Erfahrungen hatten sie gelehrt, dass Männer eine Frau beschliefen, wenn sie das wollten, ohne lange zu fragen oder sich Gedanken darüber zu machen, was sie empfand. Telor jedoch hatte zwei Mal das Verlangen nach ihr unterdrückt, nachdem sie ihm bekundet

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