Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
sie mit ihrem Begehren leben solle. Bis nach Deris Rückkehr hatte Telor nicht mehr mit ihr geredet. Die Anwesenheit des Zwerges schien die Spannung, die zwischen ihr und Telor bestand, durchbrochen zu haben.
    Sie schien tatsächlich die ganze Zeit, wenn Telor mit dem Rücken zu ihr dagestanden und auf die Straße geschaut hatte, von Wellen des Verlangens überkommen worden zu sein, wenngleich sie wusste, dass das eigentlich unmöglich war.

    Sie hielt sich vor, sie müsse sich das einbilden, denn niemand könne, wenn er nur den Rücken eines Mannes sah, sagen, was der Mensch dachte und empfand. Und die Befürchtung, sie könne sich lächerlich machen und in eine Situation bringen, die sie später bitter bereute, hielt sie davon ab, ein freimütiges Wort zu äußern oder sich unmissverständlich zu benehmen. Dennoch weckte das brennende Verlangen, ob es nun nur Einbildung oder Wirklichkeit war, eine befremdliche und starke Reaktion. Ihre kleinen, straffen Brüste fühlten sich voller und weicher an, und die Spitzen waren unbehaglich gestrafft und empfindsam. Außerdem verspürte Caiys ein eigenartiges warmes Prickeln zwischen den Beinen.
    Sie schlang die Arme um die Knie und hielt sich vor, es würde unmöglich sein, einen Rückzieher zu machen, wenn sie ihr Verlangen offen eingestand und sich auf dieser Grundlage Telor anbot, statt das Lager mit ihm zu teilen nur als Begleichung einer Dankesschuld anzusehen. Es war eine Sache, sich zu sträuben, ehe Telor sie bat, sich ihm hinzugeben und dann ihr Liebhaber wurde. Das konnte ihn nicht in seinem Stolz kränken, da sie vielleicht nur eingeschüchtert war, was tatsächlich der Fall war, oder von Natur aus kühl. Es war jedoch etwas ganz anderes, sich ihm anzubieten und ihn dann zurückzuweisen. Das wäre ein Angriff auf seine Männlichkeit, und Carys wusste, welche Wutausbrüche und Feindseligkeit die Zurückweisung eines in seiner Männlichkeit gekränkten Mannes auslösen konnten.
    Sicherheit war nur zu erwarten, wenn sie sich Telor fern hielt. Es war nie gefährlich gewesen, sich einem Mann hinzugeben, der ihr Interesse geweckt hatte, weil sie gewusst hatte, dass die Truppe die Stadt oder das Dorf, wo dieser Mann lebte, am nächsten Tag verlassen haben werde. Wenn sie jedoch bei Telor blieb, würde es problematisch sein, mit ihm zu schlafen. Sie gelangte zu der unangenehmen Erkenntnis, dass sie, wenn sie bei ihm bleiben wollte, ihm nie bekunden durfte, ihn zu begehren.
    Auf der Reise nach Castle Combe gab es keine Probleme, die Carys hätten ablenken können. Deri hatte festgestellt, dass die Leute, die auf den Feldern in der Nähe von Chippasham arbeiteten, beunruhigt, aber hoffnungsvoll waren. Sie hatten Gerüchte gehört, im Osten sei es zu kriegerischen Handlungen gekommen, und der Stadtvorsteher hatte Männer zur großen Straße zwischen Marlborough und Bath geschickt, die ihn sofort warnen sollten, falls ein Angriff zu erwarten war. Die Armeen waren jedoch weiter nach Süden auf Devizes zu gezogen. Deri hatte verkündet, die Straßen nach Westen seien sicher, jedenfalls so weit, wie die Leute das einschätzen konnten. Da man keine besseren Informationen gehabt und gehofft hatte, die Einnahme der Veste, in der Carys festgesessen hatte, sei ein isolierter Zwischenfall im Norden gewesen, hatte Telor beschlossen, den direkten Weg nach Castle Combe zu nehmen.
    Carys schaute über seine Schulter auf die wuchtigen Mauern, die vor ihnen aufragten, und erschauerte, derweil die Pferde die Straße erklommen. Der Hauptturm der Burg war deutlich höher, als die Mauern, die von ihm ausgingen und den Innenhof umschlossen. Der untere Teil war aus blanken Steinen, und schmale Schießscharten bestimmten das Bild des ersten Stockwerks. Nur im zweiten Stock gab es schmale Fenster in den dicken Mauern. Hätte sie sich in einem solchen Keep befunden statt in dem altertümlichen, aus Holz erbauten, dann wäre sie inzwischen längst tot, oder, was noch schlimmer gewesen wäre, sie würde schreien und den Tod herbeiflehen. Sie war Telor ungemein dankbar dafür, dass er von ihr verlangt hatte, sich als Junge zu verkleiden. Sie war entschlossen, nur wie ein weiterer Diener zu wirken, dem niemand Aufmerksamkeit schenkte.
    In dieser Hinsicht war ihre Besorgnis überflüssig. Der neueste Ausbruch von Unruhen hatte für sie als Teil von Telors Gruppe einen Vorteil mit sich gebracht. Die Leute, die in Castle Combe von einiger Bedeutung waren und zum Zeitpunkt eines Festes jede neue Truppe

Weitere Kostenlose Bücher