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fahrendes Volks genau überprüft hätten, um zu beurteilen, welche Art Unterhaltung zu erwarten stand, waren jetzt weitaus mehr an den eintreffenden edlen Gästen interessiert. Es war jetzt von größerer Bedeutung, wer nach Castle Combe kam oder nicht, als das zu Friedenszeiten der Fall gewesen wäre, da dadurch die Unterstützung der de Dunstanvilles oder Misstrauen ihnen gegenüber bekundet wurde.
Telors Ankunft erregte nicht einmal das übliche Interesse, das geweckt worden wäre, wenn man in Castle Combe keine Gäste erwartet hätte. In diesen Zeiten waren die Gerüchte und Neuigkeiten, die er aus Städten mitbrachte, durch die er gekommen war, und aus anderen Burgen, wo er aufgetreten war, für de Dunstanville, seine Ritter und Knappen von größtem Interesse. Der Ansturm edler Gäste machte indes Informationen aus zweiter Hand überflüssig. Die Wachen am äußeren Tor, von denen einige Telor von früheren Besuchen her kannten, winkten ihn hindurch und wandten sich wieder den für sie ihrer Meinung nach weitaus interessanteren Gesprächen mit anderen Soldaten zu, die in Begleitung des einen oder anderen edlen Gastes hergekommen waren.
Nervös klammerte Carys sich mit schweißnassen Händen an die Rückseite von Telors Sattel, während man durch das dunkle, enge Gewölbe zwischen den Mauern ritt.
Auch die Wachen am inneren Tor hatten nicht mehr als einen flüchtigen Blick für die Gruppe übrig. Telor und sein Zwerg waren, obwohl sie ritten und anständig gekleidet waren, nicht bedeutend genug, um ihretwegen einen Boten in den Hauptturm oder die Stallungen zu schicken. Telor war über die mangelnde Aufmerksamkeit ebenso erfreut wie Caiys. Hätten die Wachen einen übertrieben diensteifrigen Gehilfen des Haushofmeisters von seiner Ankunft benachrichtigt, wäre er bestimmt angewiesen worden, seine Reittiere in einem Gehege im Außenhof zu lassen, oder man hätte ihn sogar ins Dorf verbannt. So jedoch hatte er die ausgezeichnete Möglichkeit, Teithiwr, Trittfest und Doralys einfach den Knechten im Stall des Innenhofes zu überlassen. Sobald man dort war, würden die Knechte bestimmt ihr Bestes tun, um seinen Reittieren vor allen anderen, abgesehen von denen edler Herren, den besten Platz zu geben. Sie wollten damit Deri erfreuen, da er sich um die Reittiere kümmerte und so den Knechten Arbeit ersparte, und ihnen dabei Kunststücke vorführte.
Carys hatte sich genügend entspannt, als man den Burghof erreichte, um sich umzuschauen. Ihre Augen wurden immer größer. Hier waren mehr Leute als in den meisten Dörfern, und in den Pferchen mehr Tiere, als sie je, von einem großen Jahrmarkt abgesehen, zu Gesicht bekommen hatte. Auf dem Hof schien tatsächlich ein Jahrmarkt stattzufinden. Sie hörte das Hämmern des Schmiedehammers und roch den Geruch frisch gebackenen Brotes und heißer Pasteten. Hastig schluckte sie das Wasser herunter, das ihr im Mund zusammengelaufen war. Und es gab Buden, wo alle möglichen Dinge zur Schau gestellt waren - Stoffe, Ledersachen, geschnitzte Schüsseln und Becher. Holz- und Elfenbeinschnitzer stellten nicht nur Schüsseln und Becher her, sondern auch Kämme.
„Oh, Telor!" flüsterte Carys. „Kann ich etwas tun, um einen Kamm zu bekommen?"
Da Telor nicht wagte, ihr das Gesicht zuzuwenden, derweil er Teithiwr durch die Menschenmenge lenkte, griff er hinter sich und tätschelte Carys den Arm. „Ich glaube, ich werde hier genug einnehmen, um dir einen Kamm und andere Sachen besorgen zu können." Seine Stimme hatte fröhlich und erwartungsvoll geklungen.
„Es ist überhaupt nicht erforderlich, dass du irgendetwas tust", fügte er schärfer hinzu, „und ganz gewiss nicht, solange wir hier sind. Vergiss nicht, du hast versprochen, außer Sicht zu bleiben, bis ich dich auffordere, etwas vorzuführen."
Da Carys nicht Gedanken lesen konnte, hatte sie keinen Grund, gegen seine Anweisung, in Castle Combe nichts zu tun, Einwände zu erheben. Sie hätte ohnehin nicht viel tun können, bis die Verstauchung im Fußgelenk abgeklungen war, und sie war sich auch nicht sicher, ob die Art, wie sie die Frage formuliert hatte, nicht als gerissene Aufforderung zu verstehen gewesen sein könnte, Telor solle zum Ausgleich für den Kamm mit ihr schlafen. Ganz bestimmt hatte sie keine Gewissensbisse, weil er ihr versprochen hatte, ihr das zu besorgen, was sie benötigte, ohne dass sie in dieser Weise dafür zahlen müsse, denn sie war überzeugt, dass sie mit dem Seiltanzen so viel einnehmen
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