0320 - Der Fluch von Babylon
alles zu schnell gegangen. Zudem eilte die Zeit.
Befehle erklangen. Rauhe Stimmen schrien diese Worte und unterstrichen sie mit Gesten und Taten.
Ich fühlte Hände an meinem Körper, wurde angehoben und kletterte freiwillig auf den Altar, denn jetzt mußten die Bewacher merken, daß etwas nicht stimmte, daß sie bei der Hilfestellung auch meine Kleidung berührt hatten.
Sie reagierten nicht. Dafür sah ich über meinem Körper die Schwerter schweben. Es waren blanke Klingen, auf dessen Metall sich der Widerschein des Feuers brach.
Trotz meiner Rüstung fühlte ich mich hilflos und bekam auch Angst.
Neben mir legte sich Judith hin. Auch über ihrem Kopf schwebte ein Schwert. Es wurde von einem Soldaten gehalten, der sich weit vorgebeugt hatte und grinste. Der Schein des Feuers ließ seine Züge zu einer Grimasse werden.
Ihm war anzusehen, daß er am liebsten schon zugeschlagen hätte, doch er mußte erst den Befehl abwarten, falls man es ihm überhaupt erlaubte, mich oder uns zu töten.
Wir lagen auf dem Rücken. Dabei dicht nebeneinander, so daß wir uns gegenseitig spürten und wärmten.
Und so blieben wir liegen, schauten in die Höhe, sahen einen nachtschwarzen Himmel und die tanzenden Zungen des Feuers. Ich trug noch mein Schwert an der Seite und hatte eine Hand auf den Griff gelegt. Wenn sich die Soldaten auf mich stürzten, würde ich zu kämpfen versuchen.
Ich dachte auch an Suko, Claudia Darwood und die anderen Gefangenen.
Himmel, wie mochte es in ihnen aussehen? Vor allen Dingen bei Suko, der jetzt wissen mußte, daß nicht irgendein Gefangener auf dem Altar lag, sondern John Sinclair, sein bester Freund.
Zeit verstrich.
Noch umstanden die Soldaten den Blutaltar und taten nichts. Sie hielten nur Wache. Wenn wir uns falsch bewegten, würden sie eingreifen, deshalb blieb ich still liegen, auch Judith an meiner linken Seite rührte sich nicht.
Ich hörte nur ihren Atem.
Die Flammen verbreiteten einen scharfen Geruch. Man konnte ihn schon mit dem Wort Gestank umschreiben. Wahrscheinlich verbrannte innerhalb der Krüge Öl, das diesen Geruch mit abgab.
Es war soweit.
Zwar sah ich Okastra nicht, aber er mußte eingegriffen haben, denn die Soldaten traten zurück. Wir vernahmen ihre Schritte und sahen sie verschwinden wie Schatten in der Dunkelheit.
Dafür näherte er sich.
Zunächst sah ich nur den Nebel. Er wallte vor und erreichte auch die Platte des Blutaltars. Wolken krochen über den Rand hinweg und schwebten lautlos auf uns zu.
Ich hatte das Visier nicht völlig hochgeklappt. Nur so weit, daß ich auch sehen konnte, und in meiner linken, geschlossenen Hand hielt ich einen bestimmten Gegenstand, von dem Okastra hoffentlich nichts ahnte.
In den nächsten Sekunden würde sich entscheiden, ob er den Bluff schluckte oder nicht.
Überlaut schlug mein Herz. Ich hörte die Frau an meiner Seite schwer atmen. Sie zitterte, das merkte ich sehr deutlich, denn dieses Zittern übertrug sich auf mich, wenn wir uns berührten.
Er stand vor der Platte.
Unheimlich anzusehen, als er von den blauen Nebelschwaden umflort wurde.
Und nur seine roten Augen glühten in einem fanatischen Feuer.
Sie waren auf uns gerichtet, wobei ich das Gefühl hatte, daß sie besonders mich anstarrten.
In den folgenden Sekunden mußte es sich entscheiden. Schluckte er den Bluff?
Aus meiner Perspektive schaute ich parallel und dicht über der Altarplatte entlang, so daß ich auch den Rand sehen konnte. Dort erschien etwas. Es glitt ebenso langsam darüber wie der Nebel. Aber es war kein Nebel sondern etwas Blankes, Spitzes.
Eine Schwertklinge!
Ich hielt den Atem an. Meine Lippen zitterten dabei. Auf der linken Handfläche spürte ich ebenso den Schweiß wie auf der rechten, die ich um den Griff des Schwerts gelegt hatte.
Mit dieser Waffe wollte ich vorerst nicht kämpfen. Sie blieb als letzte Möglichkeit.
Und das Schwert kroch näher. Plötzlich erschien ein Arm aus dem Nebel. Ein dunkler Stumpf, möglicherweise braun in seiner Farbe, so genau war das nicht auszumachen.
Ich sah die dunkle Seite des Schwerts auf mich gerichtet. Mir fiel wieder ein, was man mir gesagt hatte.
Wurde ich von der dunkleren getroffen, so löste ich mich in einen Nebelstreif auf. Die andere machte mich zum Skelett. Beides war gleich schlimm.
Auch Judith hatte gesehen, was geschah. Es blieb bei ihr nicht ohne Reaktion. Ich spürte ihre Angst.
»Bleib ruhig!« hauchte ich. Okastra redete nicht. Sein Angriff lief in einer gespenstischen
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