0320 - Der Fluch von Babylon
und sich hinlegen. Wenig später traten die Soldaten zur Seite.
Dafür kam Okastra!
Als Suko die von Nebelschwaden umwallte Gestalt sah, vereiste etwas in ihm. Den anderen erging es ähnlich. Ihre Kommentare reichten von wilden Flüchen bis zum Vorsatz des Umbringens.
Das würde ihnen wohl kaum gelingen. Da blieb der Wunsch der Vater des Gedankens.
John und die Frau hatten sich auf den Rücken gelegt. Sie gaben sich praktisch wehrlos, und Okastra trat bis dicht an den Altar heran, so daß die Nebel über die Platte wallten.
Sein Schwert erschien.
Suko hielt den Atem an. Er konnte die Klinge mit den beiden verschiedenen Seiten deshalb so gut erkennen, weil sie aus dem Nebel auftauchte und der Widerschein des Feuers auf sie fiel.
Okastra hielt die mörderische Waffe nur mit einer Hand. Er war sich seiner Sache sicher.
Und John tat nichts.
Er lag auf dem Blutaltar ebenso stumm wie die Frau. Nicht einmal die Hand hob er zur Abwehr.
Wie ein Selbstmörder…
Sukos Lippen bewegten sich, ohne daß ein Laut aus seinem Mund drang. Er faßte es nicht, daß sich der Geister-Jäger nicht wehrte.
Oder konnte er es nicht?
»Ihr Freund wird geköpft!« Suko hörte die Stimme des Ersten Offiziers und mußte zugeben, daß Winter gar nicht mal so unrecht hatte.
Wenn er noch länger zögerte, ging der Kelch an ihm vorbei.
Da bewegte sich John Sinclair.
Der gefesselte Chinese konnte nicht genau erkennen, was er tat, aber Okastra schlug nicht zu.
Die Spannung erreichte den Siedepunkt!
***
Das Kreuz lag auf der Rüstung!
Silber auf goldenem Untergrund, und es hob sich deutlich ab. So deutlich, daß auch Okastra es nicht übersehen konnte.
Er sah das Kreuz. Den rechten Arm, der nicht mehr als ein brauner, aus dem Nebel ragender Stumpf war, blieb in der Luft hängen, denn er schaffte es einfach nicht, sein Schwert mit den beiden gefährlichen Schneiden nach unten zu schlagen.
Mein Kreuz hatte Okastra paralysiert!
Ich hatte auf diese Waffe gesetzt und damit voll ins Schwarze getroffen. Sie bannte den Sarazenen, und plötzlich durchflutete mich wieder Hoffnung, denn mein Plan klappte.
Bis jetzt jedenfalls.
Alles weitere lag nicht mehr allein in meiner Hand, sondern auch in der meiner Begleiterin. Ich hatte ihr gesagt, daß sie auch mitkämpfen mußte, jetzt war der Zeitpunkt gekommen.
»Judith!« flüsterte ich scharf. »Hörst du mich?«
»Ja…«
»Nimm mein Schwert!«
»Aber ich…« Sie atmete tief, zudem ließ ich sie nicht weitersprechen, sondern drängte auf eine Entscheidung. »Du mußt es nehmen und zu den Gefangenen laufen. Es ist unsere einzige Chance. Noch ist Okastra gebannt, ich werde die Gunst der Minute nutzen. Bitte, Judith …« Zuletzt hatte meine Stimme sehr drängend geklungen, und die Frau verstand.
Sie bewegte sich, kam auf die Knie und sah erst das Kreuz.
Ihr Gesicht befand sich in meiner Nähe. Ich erkannte das Erschrecken darin, während sie flüsterte: »Aber das ist doch das Kreuz Hesekiels…«
»Natürlich ist es das!« Während dieser Worte hatte ich schon das Schwert aus der Scheide gezogen, bewegte den Arm über meinen Körper und drückte Judith den Griff in die Hand.
Es war eine merkwürdig aussehende, kurze Waffe mit einer ziemlich breiten Klinge. Dennoch wirkte sie regelrecht monströs in der wie zerbrechlich aussehenden Hand der Frau.
»Alles Gute wünsche ich ihr!«
Judith rollte sich von der Platte des Baalschen Blutaltars. Ob sie gut und sicher aufkam, konnte ich nicht sehen, ich hatte andere Sorgen.
Zum Glück war Okastra noch immer durch den Anblick des Kreuzes gebannt. Er schien eingefroren zu sein, selbst die Nebelschwaden bewegten sich nicht mehr.
Während ich die Schritte der davoneilenden Judith vernahm, würde ich aktiv und richtete mich langsam auf.
Das Kreuz behielt ich dabei in der rechten Hand und zwar so, daß es sich im schrägen Blickwinkel der glühenden Augen befand.
Okastra mußte die Magie spüren. Vielleicht vernichtete sie ihn auch oder schwächte ihn.
Wir würden sehen.
»So, Dämon!« flüsterte ich, »jetzt bin ich an der Reihe…«
***
Noch nie in ihrem Leben hatte Judith eine so starke Angst verspürt, wie in diesen Augenblicken, als sie sich über die Kante der Altarplatte rollte, auf den Boden prallte, Mühe hatte, sich zu fangen und ein paar Schritte vortaumelte.
Der Sohn des Lichts hatte ihr die Waffe überlassen, und das befremdete sie ein wenig.
Judith war eine Frau des Friedens, des Ausgleichs. Sie hatte es stets abgelehnt,
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