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0320 - Der Fluch von Babylon

0320 - Der Fluch von Babylon

Titel: 0320 - Der Fluch von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kampfschild. Ihn wollte ich nicht.
    »Weshalb willst du ihn nicht mitnehmen?« fragte Judith.
    »Er würde mich zu sehr behindern.«
    »Solltest du kämpfen müssen, wird er dir große Dienste erweisen. Glaube es mir…«
    »Ich habe auch noch andere Waffen.«
    »Dann werde ich ihn tragen«, erklärte Judith und hob ihn hoch.
    »Ich tue es für Gideon. Er ist es gewesen, der sich immer aufgelehnt hat. Er wollte die Gefangenschaft nicht hinnehmen. Seltsam, sogar die Babylonier haben ihn nicht getötet. Sie wußten, daß er ein großer Krieger war und nahmen ihn so hin.«
    »Dann hatte er eine Sonderstellung?« fragte ich.
    »Natürlich. Wir lebten von den anderen getrennt. Sie wollten ihn immer, wenn sie etwas zu verhandeln hatten. Er hat nie aufgegeben, immer an uns geglaubt, und er war auch bereit, für das Volk in den Tod zu gehen, was ja geschehen ist.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich…
    »Nein, es braucht dir nicht leid zu tun. Das alles steht im Buch des Schicksals geschrieben, und auch ich werde sterben, wie mir Hesekiel gesagt hat.«
    »Woher will er das wissen?«
    »Du solltest nicht zweifeln, Sohn des Lichts. Hast du nicht selbst erlebt, wie sich seine Prophezeiungen erfüllt haben? So wird es auch bei mir sein, wie ich weiß…«
    »Und du bist noch so…«
    Da lachte sie leise. »Der Tod ist nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang.«
    Ich bewunderte Mut und Glauben dieser Frau, und ich fragte mich, ob auch ich diesen Mut gehabt hätte.
    Es war fraglich.
    Judith nahm plötzlich eine gespannte Haltung ein und legte die Finger auf ihre Lippen. »Sie kommen«, flüsterte sie, »ich kenne ihre Schritte. Jetzt werden sie uns für den Blutaltar holen.« Sie drehte den Kopf.
    »Stell dich nahe der Tür hin. Sie dürfen erst gar nicht hereinkommen und meinen toten Gatten sehen. Du mußt sofort hinaus, ich folge dir dann auf dem Fuße.«
    »Ja, natürlich.«
    Inzwischen vernahm ich die Schritte. Sie hackten auf dem festgestampften Lehm des Ganges, ich hörte die Echos an den Wänden, das Klirren der Waffen, den Gleichschritt, der plötzlich abbrach, ein Zeichen, daß die Babylonier ihr Ziel erreicht hatten und vor der Tür stehengeblieben waren.
    Sekunden banger Erwartung verstrichen. Das Gesicht der Frau leuchtete seltsam weiß in der Dunkelheit. Sie hatte den Schild weggelegt, jetzt wollte sie ihn einfach nicht mehr und lauschte, wie ein schwerer Riegel an der anderen Seite der Tür zur Seite geschoben wurde.
    Einen letzten Blick warf mir die Frau zu. Er war beschwörend und gleichzeitig auch bittend.
    Ich nickte, während ein knappes Lächeln über meine Lippen huschte.
    Meine Haltung wurde noch gespannter, und ich zuckte unwillkürlich zurück, als durch die geöffnete Tür Fackelschein in das Verlies fiel. Eine Mischung aus Licht und Schatten, ein Spiel von Hell und Dunkel, das nicht meine Gestalt, sondern die der Frau erreichte.
    Ein harter Befehl erklang.
    Ich nahm an, daß er mir galt und trat aus dem Dunkel. Jetzt mußten sie doch etwas merken, aber der Mann mit der Fackel war schon vorgegangen und in die Tiefe des Ganges verschwunden, wo er leuchtete, so daß ich und meine vier Bewacher im Schatten blieben.
    Himmel, hatte ich ein Glück!
    Auch Judith verließ das Gefängnis, stellte sich dicht neben mich und tastete nach meiner Hand. Ich hörte sie tief und fest atmen, spürte den Druck ihrer Finger und gab ihn zurück.
    Zwischen uns war alles klar. Es brauchte kein Wort gesprochen zu werden.
    Die Wächter hatten uns eingerahmt. Sie nahmen auch keinen Anstoß daran, daß das Kurzschwert in meiner Scheide steckte, sie führten uns zum Blutaltar des Götzen Baal.
    Der Weg dorthin glich einem Spießrutenlaufen aus Qual, Pein und Verzweiflung.
    Wir passierten die Verliese, in denen andere Gefangene steckten.
    Wir hörten sie gegen die Tür trommeln und sahen auch hin und wieder bleiche, ausgemergelte Gesichter, wenn sie gegen die vergitterten Klappen im oberen Drittel der Tür gepreßt wurden.
    Oft wurden wir angesprochen.
    Ich verstand die Worte. Man wünschte uns Glück und vor allen Dingen den Segen Gottes.
    Ein jeder wußte, welch schweren Gang wir vor uns hatten. Ich hörte die Gebete und das Weinen der Frauen, doch niemand merkte, daß nicht Gideon, sondern ein Fremder den Gang entlangschritt.
    Vielleicht wollte man es auch nicht merken. Vor und hinter uns stampften die Schritte der Bewacher. Ich hatte das Visier nicht völlig heruntergeklappt. Erstens war es zu eng, und zweitens wollte ich sehen,

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