0320 - Heißes Pflaster Chicago
zu können?«
»Ich weiß nicht, wie lange man dazu braucht, aber ich denke, es wäre möglich.«
»Hatte er irgendeinen besonders guten Freund, von dem Sie wissen?«
»Er verstand sich recht gut mit einem unserer Damenfriseure.«
»Wie heißt dieser, und ist er augenblicklich im Dienst?«
»Sein Name ist Fred Bedack. Leider hat er vor einigen Tagen gekündigt. Er ist nicht mehr bei mir.«
***
Im Hauptquartier der Stadtpolizei stellte sich heraus, dass der Friseur Fred Bedack erheblich vorbestraft war, und zwar unter anderem wegen Raubes. Seine Adresse war bekannt, und so fuhren wir sofort dorthin.
Es war ein kleines Boardinghouse, aber Bedack wohnte nicht mehr dort. Am selben Tag, an dem er seine Stelle aufgegeben hatte, war er ausgezogen, und niemand wusste wohin.
»Wahrscheinlich ahnte er, dass wir ihm auf die Schliche kommen würden«, meinte mein Freund.
Der Besitzer des Boardinghouses wusste nichts über seinen ehemaligen Mieter.
Als nächstes wurden sämtliche Leute befragt, die von der Gang beraubt worden waren. Die Frauen oder Töchter waren Kundinnen in Lucille’s Beauty Salon. Jetzt wussten wir wenigstens, auf welchem Weg die Gang an die Schlüssel und die Angaben über die vorhandenen Pelze und den Schmuck gekommen waren.
Der ermordete Peter More und der Friseur mussten zusammengearbeitet haben. Sie hatten sich alle Einzelheiten notiert, und diese Einzelheiten hatten der Gang als Grundlage für ihre Überfälle gedient.
Auch die Vermutung, dass die Hausschlüssel zusammen mit den Zündschlüsseln an einem Bund waren, bestätigte sich. Warum der Portier ermordet worden war, konnten wir uns denken. Wahrscheinlich war er mit seinem Anteil nicht zufrieden gewesen, oder aber er hatte keine neuen Adressen mehr liefern können und trotzdem seinen Anteil verlangt. Er war jedenfalls mit den anderen Mitgliedern der Gang in Streit geraten, und wir wussten zur Genüge, auf welche Art derartige Streitigkeiten ausgetragen wurden.
Die Bande, die auch den Einbruch bei dem Waffensammler gemacht hatte, musste ihn zusammengeschlagen und erschossen haben. Dann hatte man seine Fingerabdrücke auf der Waffe angebracht und sich eingebildet, das genüge, um einen Selbstmord vorzutäuschen.
***
Die Fahndung nach Fred Bedack lief an, aber ich hatte wenig Hoffnung, dass sie zum Erfolg führen würde. Der Kerl wusste bestimmt, dass wir von seiner Freundschaft zu dem ermordeten Portier erfahren würden und hielt sich deshalb versteckt.
Außerdem wurden alle in dem Notizbuch verzeichneten Familien gewarnt. Wir rieten ihnen dringend, die Schlösser ihrer Haustüren sofort austauschen zu lassen.
»Das dürfte der Gang die Suppe versalzen«, meinte mein Freund. »Vielleicht geben sie es jetzt auf.«
»Ich fürchte, sie werden sich eine neue Methode suchen«, antwortete ich.
Vorläufig schien Phil recht zu behalten.
Aber um ein Uhr nachts kam ein dringender Anruf aus der Berwyn Avenue, den uns die Stadtpolizei sofort weitergab.
Ein Arzt meldete, es sei jemand am Schloss der Wohnungstür. Bis der erste Streifenwagen ankam, war nichts mehr zu sehen, nichts, als ein paar Kratzer am Schloss. Die Frau und Tochter dieses Arztes waren Kundinnen in Lucille’s Beauty Salon, und hatten ihren Wagen wiederholt durch den Portier parken lassen. Sie standen auch in dessen Notizbuch.
Das gleiche wiederholte sich in der folgenden Nacht bei einem Makler im selben Viertel.
Jetzt waren wir schon fast einen Monat in Chicago.
Eigentlich war unser weiteres Verbleiben sinnlos. Man hatte uns angefordert, weil man Leute haben wollte, die den Gangstern unbekannt waren. Tatsächlich waren wir aber schon vorher angemeldet worden. Man kannte uns vom ersten Augenblick an.
Wir unterbreiteten diese Erwägungen dem Chef des FBI, Mister Danger, der uns recht gab.
»So leid es mir tut, Sie entbehren zu müssen, habe ich keine sachlichen Einwtendungen gegen Ihre Rückkehr nach New York zu machen. Wann wollen Sie fliegen?«
»Morgen früh mit der Maschine um sieben Uhr«, sagte ich. Aber es ging mir gegen den Strich, eine übernommene Aufgabe unerledigt liegen zu lassen.
Für den Abend lud uns Nosy zu einem Abschiedsbummel ein. Was ein Bummel mit dem kleinen, rothaarigen G-man bedeutete, malten wir uns aus, aber unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.
Wir begannen in der Randolph Street, wanderten langsam durch Rush, wobei wir alle paar Schritte anhielten, um in einem anderen Club oder in einer anderen Bar einen Drink zu nehmen.
Dann
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