0320 - Heißes Pflaster Chicago
durchnässten Kleidung entledigte und in einen Mantel hüllte, berichtete ich.
»Ich hoffe nur, dass Daisy davongekommen ist«, sagte ich. »Dieser Larry Laird, wie er sich nannte, muss davon erfahren haben, dass wir gestern Abend zusammen sprachen und er muss uns erkannt haben. Nur um uns gleichzeitig mit dem Mädchen zum Schweigen zu bringen, rief er sie an und verabredete sich mit ihr. Er ahnte wohl, dass sie uns benachrichtigen würde.«
»Das schließt eigentlich Wardwell als Täter aus«, sagte Phil.
»Warum? Nosy behauptet, er wisse, dass die Gang ungefähr ein Dutzend Leute stark sei. Einer davon kann Wardwell gewesen sein.«
Wir warteten eine Stunde, und dann fuhr Phil in die Pension. Um mir einen anderen Anzug und Wäsche zu holen.
Kaum war er gegangen, als die Nachricht kam.
Man hatte Daisy gefunden.
Sie war tot. Erschossen. Eine der Kugeln hatte sie doch erwischt.
Den Smaragdring trug sie nicht mehr am Finger.
Phil kam mit trockenen Kleidern. Wir fuhren in die Pension.
Ich konnte noch lange nicht einschlafen. Ich musste immer wieder an Daisy Quentin denken.
***
Als ich spät am Morgen erwachte, war ich vollkommen steif. Ächzend und stöhnend kletterte ich aus dem Bett und betrachtete mich im Spiegel.
Das Auge war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
Die Schwellung war zurückgegangen, aber ein Veilchen hatte sich gebildet.
Außerdem hatte ich ein paar Schrammen. Die Steifheit wich nur langsam.
Aber nach dem Frühstück war ich wieder fit. Nur Daisy Quentins Schicksal ließ mir keine Ruhe.
Ich versuchte, mich an etwas zu erinnern, woran ich einen der beiden Gangster erkennen konnte, aber ich fand nichts.
Um zwölf Uhr mittags waren wir bei Majorie-Vans.
»Ich kann Ihnen sagen, wo Tony wohnt. Ich habe es von einem gemeinsamen Bekannten erfahren. Er hat ein Zimmer in der Grove Avenue 6445, bei einer Mrs. Eigin.«
Sofort fuhren wir dorthin, ausgerüstet mit einem Durchsuchungsbefehl. Das Zimmer befand sich nicht in der Wohnung, sondern eine Treppe höher im Dachgeschoss.
Wir ließen uns die Schlüssel geben und gingen hinauf.
Das erste, was mir in Auge fiel, war die Schreibmaschine, eine alte Remington.
Ich nahm die Hülle ab und spannte einen Bogen ein.
Am »e« fehlte die Schleife, am »m« ein Strich und am »i« der Punkt. Es war die Maschine, auf der der Brief an Rechtsanwalt Stokes geschrieben worden war.
Wir durchsuchten den Raum von oben bis unten.
Von dem Schmuck, der der-Torture Gang in die Hände gefallen war, fanden wir nichts, dagegen hingen im Schrank zwei kostbare Pelze und zwischen der Wäsche in der Kommode steckte ein ganzes Päckchen neuer Fünfzig-Dollar-Scheine.
Wir schlossen ab und nahmen alles mit.
Bei der Stadtpolizei wurde sehr schnell festgestellt, dass die beiden Pelze aus einem Einbruch in Evanstone herrührten.
Auch die Fünfzig-Dollar-Scheine waren »heiß«. Sie stammten aus einem Raubüberfall auf den Kassenboten einer Maklerfirma in der Loop.
Wardwell war also hineingefallen.
Nur ein Umstand gab mir zu denken. Die Schreibmaschine wurde natürlich auf Fingerabdrücke untersucht, aber die einzigen, die sich fanden, waren meine eigenen.
Das war unbedingt merkwürdig.
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass der Gangster die Maschine nach jeweiligem Gebrauch poliert hat.
Wir ließen ihn vorführen und sagten ihm unseren Fund auf den Kopf zu.
»Na, wenn ihr es schon wisst, hat es keinen Zweck mehr zu leugnen«, antwortete er. »Ich habe die Pelze geklaut und den Kassenboten um sechstausend Bucks erleichtert. Leider konnte ich in der Zwischenzeit nur fünfhundert davon ausgeben.«
Dagegen stritt er mit Nachdruck ab, etwas von der Schreibmaschine zu wissen.
»Ich habe noch niemals so ein Ding unter den Fingern gehabt«, erklärte er. . »Stellen Sie mich doch auf die Probe. Ich kann überhaupt nicht Maschine schreiben.«
»Und wie kommt dann die Remington in Ihr Zimmer?«, fragte ich.
»Das weiß ich nicht, oder vielleicht weiß ich es doch. Das falsche Stück, Majorie, hat sie im Auftrag eines anderen hineingeschmuggelt um mich reinzulegen.«
Wir ließen ihn abführen.
»Was hältst du davon, Jerry?«, fragte mich Phil.
»Ich weiß nicht, was ich davon denken soll. Was mich verwirrt, sind die fehlenden Fingerabdrücke auf der Maschine. Möglicherweise hat Wardwell tatsächlich recht.«
»Dann muss sie aber mit einem der Mitglieder, wahrscheinlich mit dem Boss der Torture Gang, gut Freund sein. Es ist durchaus möglich, dass sie diesem
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