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0321 - Freitag - Mordtag

0321 - Freitag - Mordtag

Titel: 0321 - Freitag - Mordtag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefaßt, wieder diesen Schlag zu bekommen.
    Das geschah nicht. Der Killer konnte seine Hände unter die Achseln der Leiche legen und sie von der Stuhlfläche anheben.
    Dabei bewegte er sie zu heftig, denn der Stuhl kippte um. Die Beine der Leiche schlugen wie zwei Pendel gegen die Kante der Sitzfläche, das war dem Mörder egal. Um so etwas brauchte er sich nicht zu kümmern.
    Der Mörder bückte und drehte sich dabei so stark, daß er den Toten auf seine Schulter wuchten konnte. So verließ er die kleine Küche. Er mußte zurück in den Schlafraum seines Opfers, denn dort sollte der letzte Teil des Dramas erfolgen.
    Mit dem Fuß drückte er die Schlafzimmertür nach innen. Die Helligkeit störte ihn ein wenig, aber es war zum Glück niemand da, der ihn hätte sehen können.
    Vor dem Sarg blieb er stehen. Er überlegte, ob er den Toten einfach hineinwerfen sollte, das wollte er aber nicht. Irgendwie fürchtete er sich davor, so bückte er sich, ließ die Leiche von seiner Schulter rollen und fing sie mit den halbausgestreckten Armen auf, so daß sie dort liegenblieb. Einen Moment zögerte er noch, schaute den Toten an und erlebte den zweiten Schock innerhalb kurzer Zeit.
    Er konnte die Leiche nicht mehr halten. Sie rutschte von seinen Armen und fiel genau in den Sarg.
    Die Totenkiste erzitterte unter dem Druck. Fast wäre sie noch gekippt.
    Das wäre dem Mörder auch egal gewesen. Er hatte nur Augen für das Gesicht des Toten.
    So etwas war ihm noch nie untergekommen.
    Die Haare hatten die gleiche grauweiße Farbe behalten. Im Gegensatz zur Haut.
    Sie erstrahlte in einem giftigen Grün!
    Zuerst dachte der Täter an einen Traum. Einbildung vielleicht, denn das hatte er noch nie erlebt. Da tötete er einen Menschen, und dessen Haut verfärbte sich nach dem Ableben innerhalb von Minuten. Es war unwahrscheinlich, unmöglich. So schnell konnte sich ein toter Mensch nicht verändern.
    Bei dem Wort Mensch hakte etwas im Gedankenapparat des Mannes.
    Er wollte mit einemmal nicht mehr glauben, daß ein Mensch vor ihm lag. Nein, das war kein Mensch, sondern ein anderes Wesen, das nur so aussah. Ein Körper, Arme und zwei Beine, dies alles deutete zwar auf einen Menschen hin, doch man konnte sich auch täuschen. Dieser Typ war ein Monstrum, das nur menschliche Züge angenommen hatte.
    Und der Dolch steckte noch immer im Hals. Durch den Druck war er noch tiefer hineingetrieben worden, so daß der Killer an der Vorderseite einen roten Punkt entdeckte.
    Die Spitze der Waffe, die wieder hervortrat.
    An Blut konnte und wollte er nicht glauben, denn auch bei der Tat selbst hatte er keinen Tropfen Blut gesehen. Diese Person besaß wahrscheinlich gar keines.
    Er knetete seine Wangen. Die Zähne klapperten aufeinander, so groß war die Furcht geworden. Instinktiv erfaßte der Killer die Tatsache, daß er es hier mit Dingen zu tun hatte, für die er keine Erklärung finden konnte. In dem Spiel mischten unbegreifliche Kräfte mit, die ihn nur als Werkzeug ausgesucht hatten.
    Er stand vor dem Sarg, während ein Schauer nach dem anderen über seinen Rücken jagte und sich die Gänsehaut auch auf sein Gesicht legte.
    Den Mund wollte er geschlossen halten, was ihm nicht gelang, denn ein heiseres Stöhnen drang über seine Lippen. Er begriff es einfach nicht.
    Das war alles zu hoch für ihn.
    Der Mörder öffnete und schloß die Fäuste. Dabei räusperte er sich die Kehle frei und sprach die Leiche an, ohne es eigentlich zu wollen.
    »Wer… wer bist du, verdammt?«
    Nie im Leben hätte er mit einer Antwort gerechnet. Daß er sie trotzdem bekam, erschreckte ihn zutiefst.
    »Ich komme aus einer anderen, fernen Welt!« hörte er die dumpfe Stimme der Leiche. »Du hast getan, was getan werden mußte. Du wirst den Befehlen der anderen folgen. Wir haben dich ausgesucht. Du wirst…«
    »Neiinnnn!« Der Killer begann zu schreien, bis er die Hände vor sein Gesicht schlug. Durch die gespreizten Finger schaute er schräg nach unten in den offenen Sarg, wo die sprechende Leiche auf dem Rücken lag und sogar mit den Augen blinzelte.
    Er sah die Pupillen.
    Sie leuchteten ebenfalls in diesem schockartigen Grün, und seine Furcht steigerte sich noch mehr. Im Zuchthaus hatte er sich auf die Gegebenheiten einstellen können, da kannte er die Wärter, wußte, wo ihre Stärken und Schwächen lagen, doch hier hatte er es mit Kräften zu tun, die er nicht überblicken und kontrollieren konnte.
    Das waren Mächte einer anderen Welt, die mit dem Tod spielten und

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