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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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Anrufers?«
    Wilson schob die Unterlippe vor und starrte auf den Teppich. Nach einigem Überlegen meinte er: »Ich möchte sagen, völlig normal. Es war eine sonore, nicht einmal unsympathische Stimme.«
    »Würden Sie sie auf Anhieb wiedererkennen?«
    »Das weiß ich nicht. An der Stimme war nichts Besonderes. Man kann sie leicht verwechseln.«
    »Danke, Mr. Wilson«, sagte ich. »Das war alles. Sie können jetzt wieder aufpassen, daß Ihr Chef keine Alpträume bekommt.«
    Er lächelte so erfrischend wie Alice im Wunderland und zog sich in Hastings Schlafzimmer zurück. Ich stieg ins Parterre und betrat den Salon. Purse und Scofi hatten es sich in den Sesseln gemütlich gemacht und sprachen, Hastings Whisky mit beachtlichem Eifer zu. Als ich eintrat, nahm Purse die Füße vom Tisch.
    »Meine Herren«, sagte ich freundlich, »der G-man Jerry Cotton will ein Dienstgespräch führen, und die privaten Ermittler Scofi Und Purse müssen sich' ins Nebenzimmer verziehen.«
    Sie standen auf, packten die fahrbare Hausbar — jeder an einer Seite — und schleppten sie in die neben dem Salon gelegene Bibliothek. Ich schloß die Tür hinter ihnen. Dann ging ich zum Telefon und rief Phil an.
    »Hör mal«, sagte ich, als er sich meldete. »Mr. High weiß, in welchem Zuchthaus Fletcher seine einjährige Strafe abgebrummt hat. Laß es dir sagen und ruf dort an. Ich möchte wissen, was Fletcher für eine Stimme hat.«
    »Warum? Hat er sich als Nachrichtensprecher beworben? Oder will er Gesangsstar werden?«
    »Du bist umwerfend komisch. Es handelt sich um folgendes: Hastings Sekretär Wilson, der am Telefon einige Worte mit Fletcher gewechselt hat, behauptet, daß dieser eine ganz normale Stimme habe. Hasting hat nach dem ersten Anruf erklärt, daß es eine etwas unangenehme heisere Stimme gewesen sei. Aber etwas Typisches, irgendeine Besonderheit, vermochte auch er nicht zu nennen. Ich möchte nun wissen, wie man Fletchers Stimme in dem Zuchthaus in Erinnerung hat. Sollte nämlich Fletcher eine außergewöhnliche Stimme haben, dann kann er der Anrufer nicht gewesen sein. Entweder steckt dann ein anderer hinter dieser Geschichte, oder Fletcher hat einen Komplicen.«
    »Okay«, sagte Phil. »Ich werde mich erkundigen.«
    Ich legte auf und drehte mich um. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Wilson trat ein. Er hielt das medizinische Sachbuch in der Hand und lächelte. »Der Chef ist aufgewacht. Es geht ihm besser. Er zieht sich um und wird gleich herunter kommen.«
    Ich wollte etwas erwidern. Aber das Schrillen des Telefons kam dazwischen. Wilson nahm den Hörer ab und sagte Hallo. Dann lauschte er einige Sekunden, riß erschrocken die Augen auf, schluckte, starrte mich an und stieß schließlich mühsam hervor: »Augenblick, bitte, ich will sehen, ob Mr. Hasting da ist.« Die Hand fest über die Sprechmuschel gedeckt, wandte er sich an mich: »Es ist Fletcher. Dieselbe Stimme wie vorhin. Er will Hasting sprechen.«
    »Los, holen Sie ihn«, zischte ich. Wilson nickte, legte den Hörer auf das Telefontischchen und lief hinaus.
    Es dauerte keine Minute, bis er mit seinem Chef zurückkam. Der Millionär trug kein Jackett. Sein Hemd war noch nicht zugeknöpft, und ein Hosenträger schleifte ihm nach. Hastings Gesicht war so weiß wie eine frischgekalkte Wand. Ich deutete auf den Hörer, und er nahm ihn. Aber seine Hände zitterten dabei so sehr, daß er ihn kaum halten konnte.
    Ich trat rasch neben ihn, nahm ihm den Hörer aus der Hand und hielt ihn so, daß Hasting in die Muschel sprechen konnte und auch hörte, was Fletcher sagte. Aber auch ich konnte jetzt vernehmen, was das blaue Gesicht wollte.
    Nachdem ich Hasting in die Rippen geknufft hatte, krächzte er: »Ja, hier spricht Hasting.«
    Die Stimme, die aus dem Hörer drang, war glatt und kalt; Sie enthielt soviel Gefühl wie ein mittelgroßer Pflasterstein. Die Tonlage war so zwischen Tenor und Bariton. »Hallo, Hasting«, sagte der Besitzer der Stimme. »Ich habe Sie doch gewarnt. Ich habe doch erklärt, daß es Ihnen an den Kragen geht, wenn Sie die Cops wieder alarmieren. Warum haben Sie es denn nicht beherzigt, hat der Tod Ihrer Frau so wenig Eindruck auf Sie gemacht?«
    Wo andere Leute Lippen haben, dort bebte etwas in Hastings Gesicht. »Aber, aber ich wollte doch niemanden… ich habe doch niemanden benachrichtigt. Es… es ist doch kein Polizist hier, kein einziger.«
    »Sie lügen«, sagte der Mann, der sich für Fletcher ausgab und es vielleicht auch war,

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