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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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murmelte: »Für Sie!«
    Phil war am anderen Ende der Leitung, und ich merkte, daß er mir etwas Außergewöhnliches zu berichten hatte, denn in seiner Stimme schwang eine leichte Erregung mit. »Jerry«, sagte mein Freund, »ich habe Parker losgejagt. Er wird in einer Stunde bei dir sein und dich ablösen. Du wirst hier gebraucht. Denn ich glaube, wir wissen jetzt, wo sich das blaue Gesicht befindet.«
    »Woher?«
    »Das ist eine tolle Geschichte, die ich dir jetzt am Telefon nicht erzählen kann. Beeil dich, sobald Parker bei dir eingetroffen ist. Es ist nur eine Formsache, daß er in Hastings Wohnung bleibt. Eigentlich wäre es gar nicht mehr erforderlich.«
    ***
    Mr. High hatte die Fenster seines Büros geöffnet.
    Warme Sommerluft strömte herein. Und obwohl wir uns hier im mittleren Manhattan, zwischen mächtigen Betonriesen und Wohnblöcken und fernab der Natur befanden, vermeinte ich einen Hauch von frischem Blütenduft und frischem Gras zu spüren.
    Außer Mr. High, Phil, zwei Einsatzleitern und mir befand sich ein junger Mann in dem Office.
    Er saß in einem Besuchersessel und nestelte nervös an seiner roten Baumwollkrawatte herum. Ich hatte einiges über ihn erfahren. Er hieß Phillip Morgan, war 22 Jahre alt, besuchte ein College und spielte mit dem Gedanken, Musiklehrer zu werden. Er hatte ein blasses schmales Gesicht mit großen dunklen Augen, einen hochmütigen Zug um den Mund und große enganliegende Ohren. Seine Hände waren weiß, und die Finger waren lang und nervig. Morgan spielte Klavier, und offenbar hatte er ein gutes Gehör.
    Denn seine Geschichte wäre ohne das nicht denkbar gewesen.
    Seine Geschichte war so phantastisch, wie nur das Leben sie schreibt. Und als er sie erzählt hatte, mußte ich an den Filmproduzenten denken, der angekündigt hatte, daß er über das blaue Gesicht einen Film drehen wolle. Und ich konnte mir vorstellen, wie der Produzent versuchen würde, aus Morgans Geschichte einen großen Leinwandeffekt zu machen.
    »Meine Braut heißt Linda Evola«, sagte der junge Mann. »Sie ist schön wie ein Engel. Sie hat goldblondes Haar und große vergißmeinnichtblaue Augen. Aber diese Augen nützen ihr nichts. Denn Linda ist blind. Blind seit ihrer Geburt. Aber die Natur hat einen Ausgleich geschaffen und Linda mit dem besten Gehör ausgestattet, das ich kenne. Und außerdem ist Linda musikalisch. Wir sind gleichaltrig. Ich studiere noch. Aber Linda verdient seit dem 15. Lebensjahr ihr Brot selbst. Sie gibt Klavierstunden. Sie hat viele Schüler. Und alle kommen gern und empfehlen Linda weiter, denn sie ist eine ausgezeichnete Lehrerin. Von ihren Eltern, die schon lange tot sind, hat Linda ein kleines Haus geerbt. Sie bewohnt es ganz allein. Es hat nur vier Zimmer, zwei in jeder Etage, am Anfang der Marshai Street, dicht am East River. In unmittelbarer Nachbarschaft steht nur ein Haus. In dem wohne ich.«
    Morgan holte seufzend Luft, bevor er fortfuhr:
    »Ich sehe Linda jeden Tag. Ich bringe ihr alles, was sie zuin Leben braucht. Niemand sonst kümmert sich um sie. Vor reichlich einer Woche aber, es war genau am 12. Juli, mußte ich nach Pittsburgh, zu meiner Tante, die dort im Sterben lag und mich noch einmal sehen wollte. Ich bin erst heute zurückgekehrt. Damit Linda auf niemanden angewiesen war und sich voll ihren Schülern widmen konnte, habe ich sie so reichlich mit Speisevorräten ausgestattet, daß sie die Woche gut überbrücken konnte. Zweimal habe ich Linda in der letzten Woche aus Pittsburgh angerufen. Aber sie benahm sich am Telefon völlig normal. Ihre Stimme klang wie immer. — Das heißt, vielleicht auch nicht. Aber gemerkt habe ich jedenfalls nichts. Heute mittag, kaum war ich zurück, schellte ich an ihrer Tür. Es dauerte einige Minuten, bis Linda mir öffnete. Sie war blaß, als sie mit mir sprach. Ihre Lippen zitterten. Sie fühlte sich nicht wohl. Ich solle nicht böse sein, aber sie möchte gern allein bleiben. — Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich verstand sie nicht. Ich fragte sie, ob etwas geschehen sei. Aber sie verneinte und bat mich in flehentlichem Ton, wegzugehen und heute nicht wiederzukommen. Ich ging auf mein Zimmer im Nachbarhaus und war völlig verstört. Ich öffnete das Fenster und starrte hinüber zu Lindas Haus. Aber ich konnte nichts entdecken, denn die Fenster waren geschlossen und die Gardinen zugezogen. Dann aber hörte ich etwas. Etwas so Eigenartiges, daß ich am Fenster blieb und fasziniert lauschte. Es war eine seltsame,

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