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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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dumme, häßliche Melodie, die Linda mit einem Finger auf dem Klavier spielte. Es war eine kurze Tonfolge. Und Linda spielte sie immer wieder. — Sie müssen sich das vorstellen; Linda, eine begabte Pianistin, die so virtuos spielt, wie ich es mir nur denken kann. Linda, sie spielte eine idiotische Tonfolge mit einem Finger. Eine abgehackte, häßliche Tonfolge. Sie spielte sie mindestens ein dutzendmal. Danrt war plötzlich Stille in dem kleinen Haus.«
    Morgan zog ein Päckchen Camel hervor und steckte sich eine Zigarette an. Seine Bewegungen waren fahrig. »Länger als eine Stunde bin ich in meinem Zimmer auf und ab gelaufen. Ich stand vor einem Rätsel. War Linda mir böse? War sie übergeschnappt? — Normalerweise hätte sie mich umarmt, wäre glücklich darüber gewesen, daß ich wieder da bin. Ich habe gegrübelt ’ und mich dann ans Klavier gesetzt. Gedankenverloren habe ich die Melodie geklimpert. Und plötzlich ist mir eine Erleuchtung gekommen. So plötzlich, daß mir die Hände gezittert haben, als ich die Tonfolge nachspielte, die Linda auf dem Klavier geklimpert hatte. Ich habe ein gutes Gehör. Jeder Ton saß mir noch im Kopf. Ich habe die Noten aufgeschrieben. Es konnte nur so sein. Linda hatte mir mit der eigenartigen Melodie eine Nachricht zukommen lassen wollen. Und da jeder Ton einen Buchstaben als Bezeichnung hat, mußte ich versuchen, aus der Buchstabenfolge schlau zu werden. Es war nicht ganz einfach, da eine Tonleiter bei weitem nicht über alle Buchstaben des Alphabets verfügt. Ich notierte mir die Töne.« Er hielt inne und zog einen kleinen Zettel aus der Brusttasche. »Es sind folgende Töne: dasbaegeschbefdeschhe. Diese Buchstaben ergaben natürlich noch keine vernünftigen Worte, abgesehen von dem Beginn, der nur ,das‘ bedeuten kann. Aber Linda hatte die Töne nicht in gleichen Abständen geschlagen, sondern längere und kürzere Pausen gelassen. Folglich, so dachte ich mir, bedeuten diese Pausen einen Zwischenraum zwischen den Worten. Die kürzeren Pausen stehen stellvertretend für Buchstaben, über die die Tonleiter nicht verfügt. Ich schrieb die Buchstaben also ndch einmal auf — mit den langen und kurzen Intervallen. Das hier ist das Ergebnis.«
    Morgan reichte mir den Zettel und zeigte dabei auf eine Zeile.
    »Ihren Kollegen, Mr. Cotton, habe ich die Geschichte ja schon genau erzählt. Sie haben auch schon den Zettel gesehen.«
    Ich starrte auf die Buchstaben. Sie waren in folgender Weise angeordnet: das b-a-e ges-ch- bef- - de- s-ch h-e-. Ich starrte lange auf die Buchstaben, und in jenem Augenblick empfand ich eine unbeschreibliche Hochachtung für das blinde Mädchen und für diesen jungen Mann, für diese beiden begabten, musikalischen jungen Leute, denen ihr Talent eine Möglichkeit verschafft hatte, sich in einer Stunde der Gefahr zu verständigen.
    Selbst ein Dummkopf hätte sich die fehlenden Buchstaben ergänzen können. Und ergänzt hieß es: das blaue Gesicht befindet sich hier.
    »Wußten Sie denn sofort, um wen es sich handelte? Wer mit dem blauen Gesicht gemeint war?« fragte ich.
    »Natürlich.« Morgan nickte. »Während der langen Bahnfahrt hierher habe ich die Zeitungen gelesen. Die Berichte über den Staatsfeind Nummer eins sind groß auf gemacht.«
    »Sonderbar«, sagte ich zu Phil gewandt, »in Pittsburg haben sich die Zeitungen mit dem blauen Gesicht beschäftigt. Warum in Los Angeles nicht?« Mein Freund sah mich verständnislos an.
    »Na, denk doch mal«, half ich ihm auf die Sprünge. »Als Hasting ankam, zurück von einer Geschäftsreise nach Los Angeles, hatte er von Fletcher keine Ahnung. Keine Ahnung, weil er keine New Yorker Zeitungen gelesen hatte. In Los Angeles hatte er doch sicherlich Zeitungen gelesen.«
    »Vielleicht hat er dort keine Zeitungen gelesen«, meinte Phil. »Denn daß man sich in Los Angeles und Hollywood nicht für den Staatsfeind Nummer eins interessiert, kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wenn Ihre Braut blind ist«, sagte ich zu Morgan gewandt, »woher weiß sie dann, daß der Mann, der sich in ihrem Haus befindet, das blaue Gesicht ist?«
    Morgan zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hat er ihr es gesagt, um sie einzuschüchtern. Was für ein gefährlicher Mörder das blaue Gesicht ist, hat sie sicherlich schon von ihren Klavierschülern gehört.«
    ***
    Die Einsatzgruppe bestand aus sieben Kollegen, Phil und mir. Wir suchten uns drei unauffällige Wagen aus der Fahrbereitschaft des FBI aus und versahen uns mit allen

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