0324 - Die Geliebte des Dämons
nicht so weit zugespitzt, daß Suko hätte einen Angriff verantworten können. Kataya wollte Shao ja nicht töten, falls sie ihm zu Willen war.
Er wollte das nachholen, was ihm vor urlanger Zeit mit Amaterasu verwehrt worden war.
Ein schreckliches Schicksal, und Suko ballte in ohnmächtiger Wut die Hände.
Die Riesenschlange war der Wächter. Shao lag völlig apathisch auf ihrem Körper. Die Arme hatte sie ausgebreitet, sie berührten rechts und links neben dem Tier den steinigen Boden.
Daß Kataya sein Opfer so zeigte, bewies dem Inspektor, wie sicher sich der mächtige Dämon fühlte. Und er würde Shao vor seinen Augen nehmen wollen, schließlich hatte er sie durch seine Macht und seinen Einfluß zu seiner Geliebten gemacht.
Geliebte taten genau das, was die Männer von ihnen verlangten.
Sie mußte es tun, wollten sie nicht abgelegt werden.
Das alles wußte auch Suko, wobei er sich schwor, es nicht so weit kommen zu lassen.
Er bewegte sich einen Schritt auf Shao zu.
Sofort reagierte die Schlange. Sie öffnete ihr Maul, und Suko sah die Zunge hervorschnellen. Sehr breit war sie, unnatürlich groß für eine Schlange. Und auch lang. Allerdings nicht so lang, als daß sie Suko erreicht hätte.
Er hörte wieder die Stimme Katayas, das Organ des absolut Bösen.
»Du wirst sie nicht erreichen und auch nicht retten können«, zischte der Dämon. »Nein, damit erreichst du nichts! Gar nichts…«
»Ich weiß es.«
Kataya war zufrieden. Das deutete sein Lachen an. »Dann werde ich dir gleich beweisen, wie mächtig ich bin. Ich kann dich quälen, und dies wird meine größte Freude sein.«
»Zeige dich!« schrie Suko dagegen. Er wollte Kataya gegenüberstehen, denn erst dann war der richtige Zeitpunkt gekommen, um in die Auseinandersetzung einzugreifen.
Kataya befand sich in seinem Reich. Er sah nicht ein, weshalb er sich zurückhalten sollte.
Er kam.
Fast erlebte Suko das gleiche wie bei Shao. Aus dem Dunkel des Felsendomserschien die unheimliche Gestalt und schwebte wie ein sichtbar gewordener Alptraum nach unten.
Selten in seinem Leben hatte Suko eine so große Spannung wie in diesen Augenblicken verspürt. Er wollte und er würde endlich den sehen, von dem die Legenden sprachen.
Noch sah er nichts. Nur einen rotbraunen Nebel, der hoch über ihm wallte, sich ausbreitete und allmählich tiefer schwebte, wobei er sich zu einer Wolke verdichtete.
Suko hatte den gefährlichen Todesnebel erlebt und kannte dessen schlimme Folgen.
Dieser Dampf hier war zwar nicht mit dem Todesnebel zu vergleichen, er brachte dennoch Böses, denn Suko empfand die Aura seines Feindes wie körperliche Schläge.
Gleichzeitig verstärkte sich das seltsame Prickeln, dessen Grund Suko bisher noch nicht kannte.
Irgend etwas war da, das seinen Gegner störte. Suko hätte es gern gewußt, zunächst mußte er sich auf Kataya konzentrieren.
Der Nebel fiel weiter.
Er befand sich auf der Hälfte der Strecke zwischen Decke und Boden, Es würde nur mehr Sekunden dauern, bis er sein Ziel erreicht hatte und Kataya sich endlich seinen großen Wunsch erfüllen konnte.
Dann sah Suko ihn!
Innerhalb des Nebels erkannte er eine Gestalt, die wohl allen Schrecken in sich vereinigte, den es gab. Ein furchtbares Gesicht, eine unbeschreibliche Fratze. Eine Mischung aus Tier und einer bräunlichen Masse, die an eine starre Maske erinnerte.
Der Inspektor war gebannt!
Riesig schälte sich das Gesicht aus der Wolke hervor. Und nur das Gesicht. Es war von der Form her irgendwie viereckig und besaß Ähnlichkeit mit dem einer im Dschungel lebenden Raubkatze. Nur wesentlich größer und auch breiter. Unterhalb der stumpfen Stirn sah Suko zwei düstere Höhlen, die Augen. Sie besaßen einen schrägen Schnitt, ihn sah man ebenfalls bei den Raubkatzen. Eine Nase war kaum zu erkennen. Dafür ein Maul. Eine ebenfalls breite, hohe und dunkle Öffnung innerhalb der Fratze, mit zwei langen, vorstehenden Zähnen, die im Gegensatz zu den Vampirhauern nicht aus dem Oberkiefer, sondern aus dem Unterkiefer hervorragten und in ihrer Länge fast schon den Stoßzähnen der Elefanten gleichkamen. Rechts und links des weit geöffneten Mauls zitterten lange Barthaare, die so dicht waren, daß sie schon zu einem Fell zusammenwuchsen.
Ob ein Hals begann, konnte Suko nicht erkennen. Alles, was unterhalb des Mauls lag, verschwamm innerhalb der Nebelwolke. Er sah auch keinen Körper, dafür jedoch eine gewaltige Klaue. So groß, wie er sie noch nie zu Gesicht bekommen
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