0324 - Die Geliebte des Dämons
hatte.
Die Klaue besaß nur vier Finger, wobei der zweitletzte vorstach wie eine lange Lanze und einen besonders scharfen Nagel aufwies, der gekrümmt nach unten stach und genau auf Sukos Körper zielte.
Mit diesem Nagel konnte Kataya einen Menschen aufspießen.
Das also war er.
Das war Kataya, diese sagenhafte Gestalt einer fremden, unheimlichen Mythologie.
Ein Wesen, das sich selbst mit dem Erhabenen aus Jade, dem obersten Gott des Guten angelegt hatte und auch überlebte.
Vielleicht wäre er für immer im Dunkeln der Dimensionen geblieben, hätte Shao es nicht geschafft, das Fratzengesicht zu vernichten. So sah er sich gezwungen, Rache an denen zu nehmen, die einen mächtigen Diener von ihm getötet hatten.
Kataya blieb über dem Körper der Chinesen schweben. Er schaute nicht nach unten. Die Suko leer vorkommenden Augenhöhlen waren in Fernen gerichtet, die wohl nur Kataya selbst erkennen konnte.
Und so blieb er!
Suko hatte seinen ersten Schrecken überwunden. Ein paarmal mußte er schlucken, bevor er bereit war, eine Frage zu stellen, die ihm auf dem Herzen brannte.
»Woher kommst du?« sprach er Kataya an.
Mit einer Antwort hatte er kaum gerechnet, doch Kataya gab sie ihm.
»Ich komme aus dem Nichts und habe diese Gestalt angenommen, weil er es so wollte.«
»Wer wollte es?«
»Das Fratzengesicht. Als es starb, drehten sich seine Gedanken um die Rache. Er stellte sich in den letzten Sekunden vor seiner Vernichtung das Bild vor, wie ich sein sollte. Daß du mich so siehst, hast du ihm zu verdanken. Er hatte seine Gedanken auf die lange Reise geschickt und durch sie mir diese Gestalt gegeben. Ich hätte auch anders aussehen können, als Gestaltloser, als das Böse, das keine Form hat, aber ständig vorhanden ist. Das Fratzengesicht wollte es so, ich bin seinen Wünschen nachgekommen und habe auch meine Diener mitgebracht, die ebenfalls Gestalt annahmen und die du schon kennengelernt hast.«
»Waren es die in den Wänden?«
»Ja, es waren die. Auch sie hätten anders aussehen können. Weißt du nun Bescheid?«
»Sicher.«
»Dann werde ich das tun, worauf ich mich so gefreut und wonach ich mich so gesehnt habe. Du aber wolltest kämpfen. Ich habe nichts dagegen. Du kannst den Kampf haben, während ich deine Frau nehme und sie in mein Reich ziehe.«
Suko verstand nicht, und Kataya half ihm auf die Sprünge.
Aus dem Hintergrund der gewaltigen Felsenhöhle löste sich eine Gestalt. Es war Xang.
Doch wie hatte er sich verändert?
Im ersten Moment hatte Suko ihn nicht erkannt. Welcher Mensch besaß schon drei Köpfe?
Bei Xang war es der Fall. Nur sein rechter Kopf sah so aus wie der, den Suko kannte. Der Kopf in der Mitte hatte sich schon verändert.
Auf seinem Gesicht schimmerten die Züge Katayas. Der dritte im Bunde besaß genau den Schädel, der sich über der Nebelwolke zeigte. Er war zu Kataya geworden.
Suko vergaß zu atmen. So etwas hatte er noch nie erlebt. Einige Male mußte er hart schlucken, und er sah das böse Grinsen auf den drei Gesichtern des Kapitäns.
Langsam schlich das Monstrum heran. Zwar waren drei Schädel vorhanden, aber nur zwei Beine.
Suko überlegte, wie er Xang stoppen konnte. Ob Silberkugeln reichten? Möglich. Besser wäre die Dämonenpeitsche gewesen, oder sollte er seinen Stab einsetzen?
Zu lange durfte Suko nicht überlegen, denn Xang begann damit, sich rasch zu bewegen.
Suko entschied sich für die Peitsche. Er schlug einen Kreis über den Boden, ließ die drei Riemen aus der Öffnung rutschen und bekam im nächsten Augenblick einen Schreck, denn der Kapitän griff aus der Entfernung an.
Und zwar mit Shuriken, diesen höllisch spitzen und ebenso gefährlichen Wurfsterne…
***
Shao hatte den plötzlichen Bann gespürt und war nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Seit sie das Hotelzimmer verlassen hatte, dachte sie nur mehr an einen.
Kataya!
Dieser Begriff, dieser Name bedeutete alles für sie. Vergessen war Suko, mit dem sie so lange zusammengelebt hatte. Eine unselige Vergangenheit hatte sie eingeholt, und es gab für sie nichts anderes mehr als nur einen Begriff.
Wie herrlich er sich anhörte. Wie die Erlösung, die Erfüllung eines langgehegten Traumes. Wenn es keiner sah, zuckte ein Lächeln über ihre Lippen.
Daß Suko sie begleitete, störte sie überhaupt nicht. Was war er schon gegen den mächtigen Kataya?
Ein Zwerg, mehr nicht.
Sie erreichten die Höhlen, wo der Legende nach Kataya sein Reich hatte.
Hier spürte Shao die Spannung,
Weitere Kostenlose Bücher