0324 - Die Geliebte des Dämons
niemand.
Seltsam, denn ich hatte mit allem möglichen gerechnet, nur nicht mit dieser gefährlichen Ruhe.
Gab es keine Gegner oder dämonische Wesen mehr? War ich vielleicht einem Bluff aufgesessen?
Es wäre mir am liebsten gewesen, doch damit waren weder Suko noch Shao gefunden.
Es veränderte sich doch etwas. Der schmale Lichtfinger stach lanzenartigin das Dunkel und bekam an seinem Ende, das ich genau erkennen konnte, einen anderen Schein.
Dort leuchtete er in einer leicht grünlichen Farbe.
Ich blieb stehen und runzelte die Stirn. Hatte ich mich getäuscht, spielten mir meine überreizten Nerven einen Streich, oder hatte sich tatsächlich etwas verändert?
Ich ließ die Lampe brennen, spreizte den Arm jedoch von meinem Körper ab und ließ den Strahl eng an der Stollenwand entlanghuschen.
Die grüne Farbe blieb.
Ich atmete auf. Keine Täuschung also, denn das Licht drang aus den Wänden.
Dieses unheimliche Schimmern wirkte so, als befänden sich innerhalb des Felsgesteins zahlreiche Lampen. Mir wurde klar, daß ich mich auf der richtigen Spur befand.
Die Luft änderte sich ebenfalls. Zumindest der Geruch. War er noch bei meinem Eintritt stickig und beklemmend gewesen, so verwandelte er sich nun.
Es wehte mir süßlich entgegen. Ein schwerer Räucherduft, der sich gleichzeitig mit dem Geruch nach Moder und Tod vermischte. Keine angenehme Sache. Als ich genauer hinschaute, sah ich auch die dünnen Schwaden durch den Lichtspeer der Lampen treiben.
Wahrscheinlich sonderte dieser Nebel den widerlichen Gestank ab. Es war auch nicht mehr so still. Vor mir und ziemlich weit entfernt, glaubte ich, Stimmen zu vernehmen. Unterscheiden konnte ich da nichts. Ich verstand weder Sätze noch einzelne Worte, aber die Stimmen waren vorhanden.
Und die Gestalt auch!
Vielleicht hatten sie mich schon lange beobachtet, ich wußte es nicht, da ich mich zu sehr auf das Ende des Lichtfingers konzentriert hatte.
Die Gestalten lauerten in der Wand!
Sie waren vom Gestein eingeschlossen, das sich zudem porös und auch durchsichtig zeigte, so daß ich die unheimlichen Wächter sehen konnte. Unheimlich war wirklich der richtige Ausdruck.
Manche von ihnen sahen aus wie Menschen. Nur besaßen sie eine dünne Haut, die sich scharf über ihre Knochen spannte, daß man Angst haben konnte, die Haut würde reißen.
Die Lippen waren verzogen. Einige Köpfe sahen aus wie breite Ballons, die Mäuler glichen nach oben gebogenen Halbmonden und die Augen kleinen Kugeln.
Es waren Tote. Zombies einer alten Mythologie. Wächter dieses unterirdischen Labyrinths, und ich erkannte auch eine in der Wand eingeschlossene, waagerecht liegende Schlange, die einen Menschenkopf hatte.
Das Bild schockte mich. Als ich sie zu Gesicht bekam, blieb ich unwillkürlich stehen. Im Kopf war das Maul weit aufgerissen. Die hervorschlagende Zunge war nicht breiter als ein Finger. Mich erinnerte sie an die Schlangenarme, die ich bei Susan Perth erlebt hatte.
Nur bewegte diese sich nicht.
Ein Irrtum meinerseits.
Sie schlängelte sich vor. In der Felswand fand sie ihren Weg, und sie ließ sich durch nichts aufhalten.
Ich befand mich in einer nicht ungefährlichen Lage, denn auch in der Wand hinter mir steckten die unheimlichen Gestalten. Wie ich mich auch drehte, einige befanden sich immer in meinem Rücken.
Und die Schlange kam.
Kein Laut entstand, als sie sich aus der Wand schob und sich ihr Kopf mit dem meinen in einer Höhe befand. Klar, daß sie mir ans Leder wollte.
Ich schüttelte mein Unbehagen ab und zog Mandras Dolch. Aus meiner Faust stach die schwarze Klinge hervor, der rote Griff wurde von meiner Hand verdeckt.
Ich stieß zu.
Der offene Rachen war nicht zu verfehlen. Zudem hatte ich die Klinge gekantet, die Spitze zeigte nach oben, sie traf auf Widerstand, und ich zog sie zu mir heran, so daß ich durch die Bewegung den Oberkiefer, das Maul aufschnitt.
Ich erzielte einen doppelten Erfolg. Die Schlange starb nicht nur, sie verkohlte auch. Die Haut dunkelte, wurde erst grau, dann schwarz, ein letztes Zucken, und die Schlange mit dem seltsamen Kopf kippte vor mir weg.
Einen Gegner hatte ich erledigt.
Ich wischte über meine Stirn. Das Atmen bereitete mir allmählich Mühe, denn an diesen widerlichen Gestank konnte ich mich kaum gewöhnen. Auch ich wurde von dem grünlichen Licht umflort und kam mir im Aussehen vor wie eine alte Wasserleiche.
Nur verhielten sich die anderen ruhig und ließen mich gehen, aber sie bereiteten ihren Psycho-Terror
Weitere Kostenlose Bücher