0324 - Die Geliebte des Dämons
vernommen.
Kataya war da!
Nach einer Weile nickte er. Erst langsam, dann heftiger, und auch seine Spannung löste sich allmählich. »Ja!« hauchte er. »Ja, ich habe verstanden, Kataya.« Wieder nickte er. »Ich werde es versuchen. Ich werde alles versuchen. Jetzt muß es kommen. Wer immer du sein magst, du kannst dich auf mich verlassen, das verspreche ich.«
Während seiner Worte hatte er sich bereits zurückgezogen und blieb in der gebückten Haltung. Irgendwo stieß er sich den Kopf, das machte ihm nichts. Er stellte sich erst wieder hin, als er den Niedergang erreicht hatte.
Noch einmal schaute er zurück und erschrak.
Hatte sich nicht dort, wo sich das Loch befand, etwas bewegt? Ein Schatten innerhalb der Finsternis? Es war möglich, bei Kataya war alles möglich. Beinahe fluchtartig machte er kehrt und kletterte über den zerstörten Aufgang hoch an Deck. Hier schaute er sich um.
Auf seinem Gesicht lag der Schweiß. Ein fiebrig glänzender Ausdruck stand in seinen Augen. Die Lippen zuckten, er schüttelte den Kopf und hielt das Gesicht gegen die Wand, damit dieser den Schweiß auf seiner Haut trocknen konnte.
Kataya!
Nur flüsternd wagte er, den Namen auszusprechen. Es war etwas so Großes, so Erhabenes, daß man es nicht fassen konnte. Nur ganz wenige wußten, was sich dahinter verbarg. Es waren Auserwählte.
Für einen Mann wie ihn würde sich der Schleier wohl nie lüften.
Aber er hatte den Namen genau verstanden und war keiner Enttäuschung erlegen.
Es gab Kataya!
Der Kapitän erschrak über seine eigenen Schritte, als er das Deck entlang gingund über die Reling kletterte. Seine Lippen bewegten sich dabei, ohne daß er ein Wort gesprochen hätte. Nur dieses eine Wort hämmerte stets in seinem Hirn.
Erst als er das Schiff nicht mehr sah, blieb er stehen, keuchte und hustete. Der lange Lauf hatte ihn angestrengt. Er schwang beide Arme vor und zurück, um so ein wenig Luft zu bekommen und sich zu erholen. Was er da gehört hatte, ging über seine Kräfte. Dennoch wußte er genau, daß es ihm nicht ohne Grund gesagt worden war.
Er mußte sich den Problemen stellen.
Wie ein Betrunkener setzte er den Weg fort, während es hinter seiner Stirn nur hämmerte.
Kataya! Kataya!
Als er das Boot erreichte und sich hineinfallen ließ, blieb er zunächst erschöpft liegen. In seinen Ohren brauste es. Über den Himmel segelten dicke Wolken, der Wind jaulte zwischen den nicht zu hohen Klippen.
Die Wellen liefen gegen den Strand, als wären es kleine Monster mit gierigen Armen.
Irgendwann fiel ihm ein, daß er sich vorgenommen hatte, die Insel zu verlassen. Lange durfte er nicht warten, sonst lief er noch der Polizei in die Arme. Daß diese zurückkehren würde, daran glaubte er ebenso wie an Kataya.
Er schob das Boot ins Wasser. Xang hatte es sich aus Armeebeständen besorgt. Konfisziert, nannte er so etwas. Es war ein Schlauchboot mit hartem Wulst, das auch einen kleinen Außenborder besaß. Damit würde er es bis zur Küste schaffen, denn unter einer Plane lag nicht nur der Notproviant, sondern auch noch ein Kanister mit Benzin, das er unbedingt benötigte, um die Strecke zu überwinden.
Xang schob das Boot ins Wasser. Die Wellen leckten hoch bis zu seinen Knien. Er rollte über den Wulst, griff zur Leine und zog daran einige Male.
Das Boot war lange nicht benutzt worden. Der Außenborder tat sich schwer und stotterte, bis er endlich rundlief.
Die Sorgen des Mannes verschwanden. Er hatte große Angst gehabt, daß ihn die Technik im Stich lassen würde, und mit dem Notpaddel hätte er es bis Hongkong nicht geschafft.
Aus Küstenströmung und Brandung kam er gut heraus. Wie eine Schaukel hoben ihn manche Wellen weg und erreichten die offene See, wo das Wasser ruhiger war, und er sich von der langgezogenen Dünung tragen lassen konnte.
Zum Glück war das erwartete Unwetter ausgeblieben, so daß er sicher sein konnte, die Insel, ohne Schaden zu nehmen, zu erreichen.
Der Motor ließ ihn auch nicht im Stich, und irgendwann sah er am Horizont einen hellen Schein.
Die Lichter von Hongkong.
Dennoch dauerte es bis zum anderen Morgen, als er endlich an einer Stelle anlegen konnte, die nur schwer einzusehen war. Wie ein Dieb schlich er von Bord und versteckte das Boot im nahen Ufergestrüpp, wo es nicht sofort gefunden werden konnte.
Vor ihm lag ein steiler Hang. Hongkong waberte im Dunst. Es war schwül-feuchtgeworden. Die Sonne stand am Himmel wie eine zu helle Orange.
Den Kapitän beflügelte nur
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