0324 - Duell der Teuflischen
nicht überschlagen hatte. Fahrgestell und Dhyarra-An trieb waren defekt. Aber das Girl ahnte, daß es den Gleiter nicht mehr benötigen würde. Sie beobachtete das Flugschiff nicht mehr, sondern ging auf den Eingang der Basis zu. Das mächtige Tor war offen. Die Flotte der Gleiter und der Umstand, daß sich ihr niemand in den Weg stellte, machte Tina Berner klar, daß die Truppen des ERHABENEN siegreich vordrangen.
Aus den Stollen hörte sie Kampflärm. Sie ahnte nicht, daß dort unten die EWIGEN einen verzweifelten Kampf mit den Titanen ausfochten.
Mit beiden Händen umklammerte sie ihren Kristallstab, dessen Dhyarra leicht glühte und schwaches Licht spendete. Sie war bereit, im Falle einer Attacke den Lichtstrahl sofort zu aktivieren und jeden zu bekämpfen, der sich ihrer Mission in den Weg stellen wollte…
***
Yareffos, der Dämon, setzte Professor Zamorra und Michael Ullich im Innenbezirk der Akropolis von Poseidonis ab. Das ungeheuere Wesen hatte sich unsichtbar gemacht, und so gelang es den beiden Männern aus der Zukunft, sich unauffällig in eine Menschenmenge zu mischen, die hinauf zum Königspalast strebte. In dem Gewimmel fielen weder Professor Zamorra noch Michael Ullich besonders auf. Sie trugen die Kampftuniken der Krieger, die überall für Geld kämpften. Der Speer in Zamorras Hand und Michael Ullichs Schwert ließen keinen Zweifel erkennen, daß es sich um Söldner handelte, die gerade dienstfrei hatten.
Einen Moment noch dachte Michael Ullich an Manjala und den Kuß, den sie ihm zum Abschied gegeben hatte. Er war sicher, daß Yareffos sein Versprechen halten würde und sie nach Mu in Sicherheit brachte. Wenn sie Glück hatte, dann überlebte sie das Inferno, das sich jetzt anbahnte.
»Wo wollen die Leute alle hin, guter Freund?« Professor Zamorra hielt einen älteren Mann an, dessen buntes Gewand ihn als Kaufmann auswies.
»Habt ihr denn die Worte des Ausrufers nicht vernommen?« wunderte sich der Alte. »General Ashrano ist es gelungen, nach heldenhaftem Kampf die Stadt Jethro zu stürmen und zu vernichten. Nun endlich können die Bauern frei nach Poseidonis ziehen, ohne von den Banditenhorden belästigt zu werden, die der Priesterkönig von Jethro heimlich unterstützte, damit sie den Handel und Verkehr von Poseidonis stören wollten. Nun endlich werden die Karawanen unbehelligt über das ganze Land ziehen. Den neuen Göttern, die Amun-Re aus der Schwärze herbeirief, sei Lob und Preis für diese Tat.«
»Ihr liebt die Herrschaft des Amun-Re?« fragte Zamorra.
»Wer sie nicht liebt, der fürchtet sie!« kam es zurück. »Es sind sehr gefährliche Fragen, die ihr da stellt, Krieger. Laßt solches auf der Siegesfeier nicht hören, die jetzt beginnt - falls ihr es nicht vorzieht, euch mit Euresgleichen in den Schänken der Vorstädte zu betrinken. Heute ist der Wein in ganz Poseidonis frei für jedermann.«
»Ich denke, wir sehen uns die Party mal an!« sagte Ullich. »Hörst du die Hochrufe und Lobgesänge auf unseren Feind. Die Leute ahnen nicht, welch eine böse Kreatur er ist!«
»Gehen wir hinein in den Palast!« stimmte Professor Zamorra zu. »Wenn wir drin sind, können wir immer noch überlegen, was zu tun ist!«
Sie mischten sich unter eine Horde von Leuten, die nicht gerade den oberen Gesellschaftsschichten entstammten. Mit ihnen zogen sie die Treppe zum Palast hinauf. Alles schrie und sang durcheinander. Dabei stimmten weder Melodie, noch Takt noch die Sprache. Jeder sang ein Lied für sich und versuchte, seinen Nebenmann mit größtmöglicher Lautstärke zu überbieten. Professor Zamorra spürte mißtrauische Blicke auf sich ruhen, als die Leute erkannten, daß er und Michael Ullich stumm blieben.
»Singt mit, Krieger!« befahl ein vierschrötiger Geselle, hinter dem sich getrost zwei normale, kräftig gebaute Männer verbergen konnten. »Sing zum Lobe des hohen Amun-Re, den wir alle so lieben!«
Sofort begann Michael Ullich nicht sehr schön, aber dafür sehr laut, loszusingen. Professor Zamorra zog die Stirn in Falten, als er vernahm, was der Freund da »zum Lobe des Amun-Re« sang.
»Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse, denn nun geht sie los, unsere Polonaise!« klang seine helle Stimme über dem stimmlich artikulierten Inferno. Professor Zamorra, als Franzose nationalbewußt, hielt sich an französische Komponisten, auch wenn sie der Klassik angehörten.
»Auf in den Kampf, Torero!« schmetterte er so laut und falsch, daß Georges Bizet sicher im Grabe
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