0324 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
Frau erklärte ihm, dass sie ihren Mann wecken wollte.
Er möchte solange warten.
»Natürlich«, sagte Rickert.
Er trat von einem Fuß auf den anderen, während er durch die runde Glasscheibe in der Zellentür ins Lokal blickte.
Wechsel-Tony hockte noch immer auf seinem Stuhl.
Der Bildreporter schickte sich gerade an, seine Rechnung zu bezahlen.
Die Männer an der Theke ließen sich die nächsten Bierdosen reichen.
Alles war ruhig, still und friedlich.
»Ja, John, was ist denn los?«, vernahm er eine müde Stimme.
»Hallo, Bill«, antwortete Rickert. »Ich brauche dringend eine Auskunft, die ich nur von dir kriegen kann.«
»Schieß los!«
»Stimmt es, dass in der Unterwelt eine junge Chinesin in letzter Zeit von sich reden macht, Bill?«
»Eine junge Chinesin? Kannst du das nicht präzisieren? Im Augenblick wüsste ich nicht, wen du meinst.«
»Angeblich soll sie in Downtown einen Club für ihre Landsleute aufgezogen haben.«
»Ach, jetzt weiß ich, was du meinst«, rief Detective Captain Morris lebhaft. »Ja, von dem Mädchen ist in der Unterwelt und bei uns gelegentlich die Rede. Sie kann noch nicht älter als Anfang Zwanzig sein.«
»Erzähl mir alles, was du von ihr weißt. Ich würde dich nicht darum bitten, Bill, jedenfalls nicht jetzt mitten in der Nacht, wenn ich nicht meine Gründe hätte.«
»Das will ich hoffen. Also pass auf! Gehen wir methodisch vor. Zuerst die Geschichte mit dem Club. Der Name dieses eigenartigen Vereins lautet: Die Kinder des Schwarzen Drachens. Du weißt, dass es für einen richtigen Chinesen beinahe so etwas wie eine Ehrensache ist, Mitglied in einem Geheimclub zu sein. Als wir von der Gründung dieses neuen Vereins erfuhren, haben wir uns umgehend mit dem FBI in Verbindung gesetzt. Die Kollegen von der Bundespolizei haben ja ihre Spezialisten. Von denen kam dann die Auskunft, dass es diese Vereinigung vor hundert oder zweihundert Jahren, das habe ich vergessen, in China wirklich gegeben hat. Die Einzelheiten habe ich mir nicht eingeprägt, denn es war nichts dabei, was gegen die Verfassung verstoßen hätte. Wir hielten also diese Sache für harmlos - im Sinne der Polizei. Aber plötzlich ersuchte uns das FBI, diesen Club im Auge zu behalten. Well, wir taten, was unsere Pflicht war: Wir verständigten per Rundschreiben alle Beamten im Hauptquartier und informierten den Leiter des zuständigen Reviers.«
»Gab das FBI keinen Grund für diese Bitte an?«, fragte Rickert.
»Zunächst nicht. Später hatte ich Gelegenheit, mit einem der Agents zu sprechen. Ich brachte die Rede auch auf die Kinder des Schwarzen Drachens. Und da erfuhr ich, dass das FBI seit unserer Anfrage sich sehr gründlich um diesen Club gekümmert hatte. Und beim FBI war der Eindruck entstanden, dass es sich bei dem Club um eine Tarnorganisation der chinesischen Unterwelt handelt.« - »Welcher Art? Eine Gangsterbande? Ein Hehlemetz? Oder was sonst?«
»Keine Ahnung. Offenbar wussten sie beim FBI noch nichts Genaues darüber. Wie sehr diese FBI-Burschen auf Draht sind, kannst du an der Art erkennen, wie sie Verdacht schöpften.«
»Und wie geschah das?«
»Nun, ich habe dir erzählt, dass wir anfangs das FBI um ein Gutachten baten. Das FBI beauftragte seine China-Spezialisten mit der Erarbeitung dieses Gutachtens. Nebenbei: das Gutachten war hundertelf Seiten lang. Wir fanden kein Haar in der Suppe.«
»Aber das FBI fand eines?«
»Genau. Irgendwo stand, dass die Vereinigung keine Frauen und Mädchen, selbstverständlich auch keine Kinder zulasse. Dass sie also eine reine Männerorganisation sei. Das FBI aber 16 hatte herausgefunden, dass es in dem Verein mindestens ein Mädchen gab, eben diese junge Chinesin, von der du sprachst. Das Mädchen wird übrigens allgemein Dawn genannt. Also dem FBI fiel dieses Mädchen auf. Das FBI ließ den Club durch seine Leute genau beobachten. Und dabei kam man schließlich auf den-Verdacht, dass es eine Organisation der Unterwelt sein müsse.«
»Recht interessant«, brummte Rickert. »Kannst du mir das Mädchen beschreiben? Hast du sie schon einmal gesehen?«
»Ja, zufällig auf der Straße, als ich mit ein paar Kollegen dienstlich unterwegs war. Sie machten mich auf das Mädchen aufmerksam. Es trug lange, schwarze Hosen und einen gelben Pullover und ist bildschön. Aber das Girl hat etwas in den Augen, das einen frieren lassen kann.«
»Du bist ja eine sehr romantische Natur, Bill, das wusste ich noch gar nicht!«, lachte John Rickert.
»Spotte du
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