0326 - Der heulende Tod
sahen. Aber er lachte mich aus.«
»Auslachen? Weshalb?«
»Er hatte seinen Vertrag mit Webster nicht eingelöst. Gar nicht mehr daran gedacht. Hielt es auch nur für einen Whisky-Spaß. Mit seinem Textilkonzern machte er mehr Dollar als wir alle zusammen. Von Technik verstand er nicht die Bohne. Als er dann durch die Rakete ermordet wurde, wusste ich Bescheid.«
»Was wussten Sie?«
»Jemand hat es auf uns abgesehen. Auf uns alle, die wir mit Webster in Acapulco zusammen waren.«
»Nennen Sie weitere Namen, Sir.«
»Ich kann mich nicht erinnern. Wenn Sie mir welche nennen würden, könnte ich Ihnen sagen ob sie mir bekannt sind.«
»Können Sie sich denken, was Webster mit seinem Geld gemacht hat?«
Corner verneinte. »Ich hütete mich auch, danach zu fragen. Sehen Sie, ich verdanke meine Stellung hier seinem Wirken und den Erfindungen, die er uns zur Auswertung abließ. Warum sollte ich sie riskieren.«
Irgendwo gab es noch einen dunklen Punkt. Er verschwieg ihn. Mit Überredungskunst allein war ihm da nicht beizukommen.
»Brauchen Sie Schutz? Sie können ihn anfordern. Dazu müssten Sie allerdings ein paar Bedingungen erfüllen: Nur mit unseren Autos fahren, nicht im Freien spazieren gehen und so weiter.«
Er verneinte. »Ich werde mich wehren müssen«, sagte er andeutungsvoll. »Ehe es zu spät ist.«
An der Tür drehte ich mich noch einmal um. »Wie nannten Sie sich denn, wenn Sie mit den übrigen Vertragspartnern Websters am nächtlichen Palmenstrand saßen und alkoholselig in den aufgehenden Mond starrten. Sie hatten doch bestimmt einen Spitznamen für Ihr goldenes Kalb?«
»Oh, nichts Besonderes«, antwortete Randolph Corner. »Wir nannten uns einfach: Die Organisation.«
***
Das Vorzimmer war geräumt. Miss Gray erwartete mich im Gang. Sie zog mich in ein kleines Konferenzzimmer. Mit schalldichten Wänden.
»Hat er es Ihnen gesagt?«, fragte sie hastig.
»Was soll er gesagt haben?«
»Dass er sich bedroht fühlt. Er ist seines Lebens nicht sicher. Er isst kaum etwas. Ich mache mir Sorgen.«
Ich fand’s rührend. So wollte ich später auch mal umsorgt werden.
»Er will sich von uns nicht beschützen lassen. Er meint sicher, Sie reichten vollständig aus, jeden in die Flucht zu schlagen, der ihm ans Leder will. Wenn es nicht gerade ein G-man ist.«
»Hat er das gesagt?«
»Was?«
»Das von mir.« Ihre Augen waren erwartungsvoll glänzend.
Sie tat mir leid. »Nicht direkt«, wich ich aus. »Aber das spürt man doch.« Der Funken erlosch.
»Hören Sie, Miss Gray«, sagte ich, »wir sollten aufhören, gegeneinander zu arbeiten. Miteinander ist viel besser. Wir haben beide das gleiche Ziel: Ihren Vizepräsidenten am Leben zu erhalten. Ist das nicht eine schöne Aufgabe für uns zwei?« Sie war für Spott unempfindlich geworden. »Was soll ich tun?«
»Mich anrufen, wenn irgendetwas Außergewöhnliches geschehen sollte: ein Brief, ein Anruf, eine Bemerkung, etwas, das aus dem Rahmen fällt. Sie merken es doch sofort. Dann beraten wir gemeinsam nächste Schritte. Ist das ein Angebot?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das werde ich nicht tun.«
»Nicht? Was denn?«
»Ich werde in Urlaub fahren. Möglichst schnell.«
Kenne sich einer mit diesen Vorzimmerdamen aus.
***
Erwartungsgemäß stand Randolph Corners Name auf der Liste. Und der von McGreens, dem Präsidenten der Manhattan State Bank. Diese Überraschung war nur mäßig. Ich hatte es fast erwartet. Ich hatte aber gedacht auch die Namen Sattler und Waterfield auf der Urlaubsliste von Acapulco zu finden. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
»Langsam, langsam«, bremste ich Phil. »Wir sind doch schon ein schönes Stück weiter. Wenn ich das Kartenhaus unserer Überlegungen zusammenbaue, sieht das so aus: Die Organisation der Vertragspartner Websters hat irgendjemanden geärgert. Der rächt sich nun.«
»Oder er hat, was er wollte und schafft sich die Mitwisser vom Hals.«
»Oder das«, räumte Phil ein. »Webster hat seiner Freundin Doris wahrscheinlich nicht nur Gdld, sondern auch ein Geheimnis anvertraut: Als sie mit dir plaudern wollte, brachte man sie um. Du warst das nächste Ziel, weil man dachte, sie hätte dir doch noch was sagen können. Wir konnten nichts Entscheidendes unternehmen. Daher sagten sie sich, dass wir doch nichts wissen. Als Karin auftauchte, dachten sie an die Geheimnisweitergabe durch ihre Schwester. Diesmal wollten sie genau Bescheid wissen und schleppten sie ab. Du kamst dazwischen.«
»Weniger
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