0326 - Der heulende Tod
wir von dem verschwundenen Butler nicht in Erfahrung bringen können.
Aber die Kopien des Einwanderungsscheins lag dabei. Er war 1946 aus Mexiko eingewandert. Vor genau siebzehn Jahren. Er war also nicht direkt aus England gekommen. Die Akte sagte aus, dass er 1943 vor der befürchteten Invasion Australiens durch die Japaner in Mexiko auf bessere Zeiten gewartet hatte. Mexiko bot damals Flüchtlingen und Schutzsuchenden aller Nationalitäten und politischen Anschauungen sicheres Asyl.
Mit den Ergebnissen unserer Knobelarbeit zogen wir zum Chef. Mr. High hörte uns geduldig an. »Sie vermuten also, Webster hat seinen Butler in Acapulco getroffen und engagiert?«
»Nicht nur das«, meinte Phil. »Im heißen Sand der Sonnenküste Mexikos rösteten die fähigen Köpfe der amerikanischen Zivilverteidigung nicht nur von der langen Büroarbeit gebleichte Haut. Sie kochten auch ein gemeinsames Geheimnis aus. Sie musste sich ja jetzt wieder ihre private Existenz aufbauen. Erfahrungen und Verbindungen hatten sie in ihrer Pentagonarbeit genug gesammelt. Jetzt galt es, den Anschluss nicht zu verpassen. Sie mussten sich schnell umstellen.«
»Ich vermute, die Gans mit den zu legenden goldenen Eiern war Webster«, warf ich ein. »Sein Erfindungsreichtum musste nur richtig ausgebeutet werden.«
»Wir werden alle Leute überprüfen, die vom Pentagon mit dem Erholungsurlaub in Acapulco ausgezeichnet wurden«, sagte Mr. High. »Damit bestätigte sich auch die Vermutung des Verteidigungsministeriums. Die Ermordung Websters und seine tödlichen Raketen haben die Militärs längst aufgeschreckt. Sie vermuten eine neue Waffe, für die sich auch andere Mächte interessieren könnten. Alle Werkstätten Websters sind jedoch zur gleichen Zeit in die Luft geflogen. Wer immer das gemacht hat: Er muss gewusst haben, dass die Unterlagen nicht vernichtet wurden. Entweder er hat sie schon oder sucht sie noch wie wir.«
Noch niemals waren wir von allen staatlichen Sicherheitsstellen mit so umfassenden Vollmachten ausgestattet worden. Ich wusste nur noch nicht, wie wir sie richtig ausnutzen konnten.
***
Der Pförtner ließ mich diesmal passieren. Er hatte aber telefoniert. Corners Chefsekretärin hatte die Abwehrgeschütze bereits ausgefahren. Das war die beste Gelegenheit meine Vollmachten anzuwenden.
»Miss Gray«, sagte ich, »Miss Gray, Sie werden mich jetzt zu Ihrem Chef lassen. Ich werde ihn so wohlbehalten wieder verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe.«
Uns trennte eine meterhohe Barriere. Sicher war sie nicht elektrisch geladen.
Ich flankte hinüber.
»Sie… Sie…«, fauchte sie mich an.
»Schon gut.« Ich schlug einen weiten Bogen um sie und erreichte die gepolsterte Doppeltür.
Der viel beschäftigte Vizepräsident hatte den Kopf in die Arme gestützt und schlief. Aber das sah nur so aus. Er fuhr sofort hoch. Schlecht sah er aus.
Ich ging geradewegs auf mein Ziel los. »Sie haben sich schon längst was dabei gedacht, dass alle Ihre Freunde durch Websters Raketen getötet wurden!«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Aber, Sir. Sie haben doch lange genug im Staatsdienst gearbeitet. Sie kennen unsere Möglichkeiten. Zugegeben, manchmal dauert es ein bisschen lange, ehe sich der Apparat in Bewegung setzt. Aber einmal in Gang, ist er nicht mehr aufzuhalten. Also beginnen wir mit Acapulco.«
»Sie wissen es also?«
»Ich sagte es Ihnen bereits.«
Corner gab sich einen Stoß. »Wir lernten uns in Acapulco kennen. Wir waren eine fröhliche, übermütige Gesellschaft.«
»Kann ich mir vorstellen. War ja auch verdient. Was war mit Webster?«
»Harron Webster war mein Einstand.«
»Einstand? Wofür?«
»Für die Eastern Brothers Corporation. Ich wusste aus meiner Pentagonarbeit, was für ein genialer Erfinder Webster war. Unbezahlbar in Friedenszeiten. Wir machten in Acapulco einen Vertrag. Den brachte ich bei der E. B. C unter. Dafür kam ich in den Vorstand und wurde später Vizepräsident. Meine Aufgabe bestand vor allem in der Betreuung Websters. Ich musste ihn bei Laune halten, ihn managen. Ich erzählte Ihnen schon von seinen Marotten.«
»Wer machte noch so einen Vertrag mit Webster?«
»Er schloss in Acapulco eine ganze Menge ab. In beschwipster Laune. Es machte ihm Spaß, unabhängig und umworben zu sein. Raffiniert und überlegen wurde er erst später. Zu raffiniert.«
»Nennen Sie Namen?«
»Von Hosten und Goldenboom wusste ich es. Ich bin auch bei Goldenboom gewesen, als Sie mich aus dem Blue Cat gehen
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