0326 - Der heulende Tod
weiterlachen«, bemerkte Phil zu dem noch sitzenden Bankpräsidenten.
Langsam erhob sich auch McGreens. Nur das Vorzimmergirl hockte noch auf dem Boden. Verdattert und ein bisschen ramponiert. Aber sonst ohne schwerwiegende Folgen.
»Na?«, fragte Phil den Bankboss erneut, »wissen Sie nun wenigstens, weshalb Ihnen das Lachen vergangen ist? Er muss doch einen Grund für den Anschlag auf Sie geben. Überlegen Sie. Oder vielleicht brauchen Sie das gar nicht mehr? Reden Sie sich die Sorgen von der Seele, Sir!«
McGreens schüttelte verstört den Kopf. »Ich kann’s mir nicht erklären. Wirklich nicht. Sie können mir glauben, dass ich auch gern diese Attentäter erwischen möchte.«
»Sie sollten sich mal mit Randolph Corner beraten«, schlug ich vor. »Er weiß es angeblich auch nicht, will aber andererseits jemandem zuvorkommen. Vielleicht gibt es Ihnen einen Tipp.«
McGreens starrte mich an. Man sah förmlich, wie ihm ein Licht aufging. Doch wir hatten nichts davon. Er schwieg.
***
Den Jaguar musste ich in der Garage lassen. Auf Anweisung von Mr. High. So leicht wollten wir es unseren Gegnern nicht machen. Am liebsten hätte mir der Chef auch die Übernachtung in meiner Wohnung untersagt. Doch ich ließ mich für die wenigen Stunden Schlaf nach Hause fahren. Man will ja schließlich morgens wissen, wohin man nach der Zahnbürste zu greifen hat.
Phil fuhr mit. Wir saßen im Fond eines Dienstwagens und ließen uns chauffieren. Ein ganz neues Fahrgefühl. Ich kam mir wie ausgeliefert vor. Das Steuer hab ich immer gern selbst in der Hand. Aber ich wollte unseren Kollegen Kochins nicht beleidigen. Er war einer unserer besten Fahrer.
Der Wagen hielt in der Nähe meiner Wohnung. Ich öffnete die linke Tür.
Wir stiegen aus und sahen einen Mann, der auf uns zukam.
Der Mann kam uns verdächtig vor. Phil duckte sich. Ich lief um den Wagen. Die Haltung des auf uns zukommenden Mannes war lauernd. Doch nichts ließ auf einen Angriff schließen. Die Hände hingen offen an den Seiten herab.
Er war noch drei Schritte vom Kühler entfernt, da erwischten sie ihn. Die Garbe aus der Maschinenpistole fasste zuerst unseren Wagen und fand ihr Ziel in der Brust des Mannes. Dann war der offene Mercury an uns vorbei. Drei Mann waren im Wagen. Der letzte drehte sich noch einmal um und schickte uns eine Salve zum Abschied. Die Kugeln prasselten in die Windschutzscheibe.
Kochins hatte zum Glück bereits Deckung gesucht, zuvor aber einen Schulterschuss abbekommen.
Phil war unverletzt. Er kümmerte sich um den Niedergeschossenen. Kochins hatte mir bereits Platz gemacht. Ich klemmte mich hinter das Steuer. Der Motor heulte auf. Noch sah ich den Mercury.
Ich gab Gas. Der Wagen zog an.
Es war die kürzeste Verfolgungsjagd meiner Laufbahn. Es lag nicht daran, dass ich nicht einen Jaguar zwischen den Händen hatte. Auch er wäre mit zwei Platten nicht weitergekommen. Beide Vorderreifen waren zerfetzt.
Kochins hatte eine schmerzhafte Fleischwunde. Ich stillte das Blut mit dem Verbandspäckchen aus dem Auto-Verbandkasten. Zwei Patrol-Cars übernahmen es, die Neugierigen zurückzudrängen. Ich eilte im Laufschritt zurück.
Phil hatte seinen Mantel über den Erschossenen gebreitet. Er schlug ihn zurück. Ich kannte das Gesicht. Es gehörte dem jungen Mann, der mir im Blue Cat den Tipp über die Bedrohung Karins gegeben hatte. Seine neue Nachricht war er nicht mehr losgeworden.
In den Taschen hatte er keine Waffe. In der Brieftasche fanden wir nur einen Führerschein. Er lautete auf den Namen Richard Williamson, dreiundzwanzig Jahre alt.
»Ein Verwandter des Butlers?«, fragte Phil.
»Oder sein Sohn«, sagte ich.
Mit der verdienten Nachtruhe war es heute wieder nichts. Erst mussten wir die Protokollformalitäten mit der Stadt-Police erledigen. Den Mercury hatten sie übrigens nicht gekriegt. Dann fuhren wir ins Headquarter zurück. Als Gruß von Mr. High, den wir unterwegs telefonisch benachrichtigt hatten, dampfte schwarzer Kaffee auf unseren Schreibtischen. Wir ließen ihn vorerst stehen und schluckten Whisky.
***
The Abyss waren wieder am Werk. Sie übernahmen alle Aufträge, die mit Dollars aufgewogen wurden.
Cornie Hills saß vor uns und tränk unseren privaten Whisky. Hills war einer unserer Zuträger.
»Die Abyss haben jetzt wieder einen Auftraggeber«, sagte er.
»Wen?«, fragte ich.
»Ich wett’, dass Messer-Brown dahinter steckt.«
»Messer-Brown?«
»Den kennt ihr nicht? Kam so vor einem Jahr erst aus Chicago.
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