0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Minuten gesagt, er sei mit einem Taxi gekommen.«
»Er war also doch bei Ihnen?«, fragte sie. »Warum haben Sie mit das vorhin verschwiegen?«
»Weil ich eine wahrheitsgemäße Antwort auf meine Frage haben wollte. Es interessierte mich, woher Mister Carloman wusste, dass wir ihn zu sprechen wünschten, obwohl er in der Zwischenzeit gar nicht hier gewesen war. Nun, Sie haben das bereits aufgeklärt. Er hat angerufen.«
Ich ging raus, um mich davon zu überzeugen, dass die beiden Wagen im Hof hinter dem Laden standen. Es waren der Chrysler und ein dunkler Chevrolet. Als ich die Hand ganz ohne Absicht auf die Kühlerhaube des Chevrolet legte, fühlte ich, dass diese noch sehr heiß war, so heiß, als ob der Wagen vor nicht langer Zeit benutzt worden sei.
In größter Eile rechnete ich durch.
Von der 60. Straße hierher war es ungefähr zweieinhalb Meilen, das heißt, fünf Minuten Fahrt. Von der Park Avenue 1097 bis zum 69. Straße eineinhalb Meilen, das heißt, drei bis vier Minuten Fahrtzeit.
Aber all diese Rechnerei nutzte nichts. Carloman hatte das beste Alibi, das er überhaupt haben konnte. Zur Mordzeit hatte er im Wartezimmer des FBI in der 69. Straße gesessen. Sein Anmeldezettel bewies das.
Ich ging wieder hinein.
»Würden Sie mir einen Gefallen tun, Mrs. Maspet, und sich erkundigen, wer von Ihrem Personal innerhalb der letzten Stunde den Chevrolet benutzt hat.«
»Sie haben merkwürdige und unverständliche Wünsche, Mister Cotton«, entgegnete sie. »Was soll denn das nun wieder?«
»Ich möchte einen Widerspruch aufklären. Mister Carloman sagt, dass er ein Taxi genommen hatte. Sie sind der Ansicht, er habe einen Ihrer Wagen genommen, aber beide Wagen stehen unten im Hof, und er hat seit seinem Weggehen die Geschäftsräume nicht mehr betreten. Da ich bemerkt habe, dass das Kühlwasser des Chevrolet noch warm ist - und zwar so warm, dass das Auto erst vor Kurzem benutzt worden sein kann - möchte ich wissen, wer diesen Chevrolet gefahren hat.«
Mrs. Maspet schien selbst an dieser Aufklärung interessiert zu sein.
Sie fragte aile Leute vom Personal, und alle bestritten, den Chevrolet an diesem Morgen gefahren zu haben. Es hatte auch niemand Carloman Weggehen oder zurückkommen sehen. Nur eins stand fest. Im Laden war er nicht gewesen, ebenso wenig wie im Office.
»Was halten Sie davon?«, fragte ich. »Mister Carloman fährt mit geschäftlichen Aufträgen weg. Er hätte naturgemäß einen Geschäftswagen, und zwar den Chevrolet benutzen müssen. Er kommt scheinbar nicht zurück. Er wird hier noch gesehen, aber er ist um elf Uhr fünfundvierzig, eine Viertelstunde zu früh, bei uns gewesen, und zwar, wie er behauptet, per Taxi. Jedenfalls hat er zu diesem Zeitpunkt keinen Ihrer beiden Wagen benutzt, aber der Chevrolet ist noch warm, und jeder bestreitet, ihn gefahren zu haben.«
Florence Maspet nahm die Brille ab und strich über die Stirn.
»Wenn ich wüsste«, murmelte sie.
»Wenn Sie was wüssten?«, fragte ich. Sie schien mich gar nicht gehört zu haben. Sie hatte das Kinn in die Hand gestützt und sah aus, als ob sie angestrengt überlegte. Ich hatte den Eindruck, sie wisse irgendetwas.
»Mrs. Maspet«, begann ich, räusperte mich und fuhr fort, »den eigentlichen Grund meines Besuchs, meines jetzigen Besuchs, habe ich Ihnen noch gar nicht mitgeteilt. Der Mann, den Mr. Carloman identifizieren sollte, hätte meines Erachtens auch Mister Carloman identifizieren können. Denn sicherlich kannten sich die beiden. Der Betreffende ist bereits überführt worden, an dem Raubüberfall auf die Hodge Banking Corp. beteiligt gewesen zu sein und dort die tödlichen Schüsse abgegeben zu haben. Der Mann wurde, als er von der Stadtpolizei zu uns gebracht wurde, unterwegs ermordet. Er fiel einer Maschinenpistolengarbe, die aus einer dunklen Limousine abgefeuert wurde, zum Opfer, und zwar zu der Zeit, zu der Mister Carloman im Wartezimmer des FBI saß und darauf wartete, vorgelassen zu werden.«
»Wenn das richtig ist, Mister Cotton, so würde ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen«, lächelte sie. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie den-Verdacht gegen Ben nur sehr ungern fallen lassen, aber das Alibi, dass Sie ihm selbst geben, ist wohl einwandfrei.«
»Es sieht so aus«, brummte ich. »Aber es gibt einen alten Spruch, und der heißt: Wer einen Mord plant, der plant auch ein Alibi.«
»Aber für diesen Fall trifft das wohl nicht zu«, widersprach sie. »Das Alibi stammt ja von Ihnen selbst.«
Ich
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