0327 - Wer die Blutfrau lockt
unheimlichen Fremden auf sich zukommen sah. Sie spürte das Zwingende, das in seinen Augen lag. Die roten Punkte darin glühten in immer intensiver werdendem Rot.
»Folge mir!« zischelte es von seinen wulstigen Lippen. »Im Namen des Kaisers LUZIFER befehle ich dir, mir zu folgen!«
»Wer sind Sie?« preßte Marenia hervor und sah ihn an.
»Der Diener des dreigestaltigen Herrn, der da herrscht in der Tiefe!« Leise und verführerisch klangen die Worte aus dem maskenhaften Gesicht Carters. Doch nur ein Fensterputzer, der zufällig die Ladenscheibe blankwienerte, wurde auf diesen Wortwechsel aufmerksam und wunderte sich, warum sich eine so gut aussehende Frau mit einem solchen Scheusal in Menschengestalt unterhielt. Und noch dazu über so seltsame Dinge wie Hölle und Teufel.
Das war sicher mehr als merkwürdig. Aber der Fensterputzer war Engländer. Und ein Engländer mischt sich grundsätzlich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute, wenn er nicht dazu aufgefordert wird. Doch die Dinge, die gesagt wurden, merkte er sich sehr wohl.
Aber die Polizei verständigte er erst, als es bereits zu spät war und der Unheimliche ein Taxi angehalten hatte, die Frau hineinschob und dem Fahrer das Ziel der Tour zuflüsterte, das der Fensterputzer nicht verstehen konnte.
Als Inspektor George Scandler von Scotland Yard eintraf, konnte er nicht an eine Entführung glauben. Zwar bestätigten mehrere Passanten, daß die Frau einige Male Worte wie »Nein« und »Ich will nicht« gesprochen hatte. Doch die Aussagen stimmten weitgehend überein, daß sie in das Taxi gestiegen war, ohne daß der Mann mit dem schwarzen Umhang Gewalt anwandte…
***
Marenia spürte das Zwingende, das der Blick des Unheimlichen ausströmte. Eine Kraft, die ihren eigenen Willen lähmte und zu unterwerfen suchte. Dieser Blick und die flüsternde Stimme legten sich wie ein engmaschiges Netz über ihr Bewußtsein.
»Sie dienen dem Teufel!« preßte Marenia hervor, nachdem Stanley Carter den Namen LUZIFER erwähnt hatte.
»Ja, mein Herr ist der große Vater in der Tiefe!« Die Stimme Carters klang auf häßliche Art verführerisch wie die Sünde. »Das Urbild der Bosheit und der Vater der Lüge in der dreieinigen Wesenheit.«
»Ich werde nicht mitkommen. Ich will nicht!« preßte Marenia hervor.
»Doch, mein Hübsches. Das wirst du!« kicherte der Unheimliche. »Du bist in meinem Bann. Der Dämon, der mir dient und dessen Sklave ich bin, sieht durch meine Augen hinab in die Abgründe deiner Seele und hat dich bereits fest umklammert. Du kannst nicht entkommen!«
»Ich… will… nicht… nein… will… nicht!« preßte Marenia stockend hervor. Die Handtasche sank auf den Boden ohne daß Marenia es bemerkte.
»Du leistest großen Widerstand. So großen, wie ich ihn niemals verspürt habe!« krächzte Stanley Carter. »Ich spüre, daß du eine der Unseren bist. Du gehörst zu denen, die Satans Finger berührte. Vielleicht will er dich deshalb als Opfer, damit du zu ihm gelangst, um ihm auf den Stufen seines Lavathrones in alle Ewigkeit zu dienen. Komm jetzt… hierher… !« Damit winkte der Teufelsdiener einem der schwarzen Londoner Taxis, das sofort herankam.
Marenia war verzweifelt. Sie spürte, wie das Böse sie auf unbegreifliche Art in den Bann schlug. Alle innere Kräfte versuchte sie zu mobilisieren, und sich gegen den Zwang seines Blickes und den unheimlichen Lockungen seiner Worte entgegenzustellen.
Doch der Teufelsdiener hatte recht. Sie trug den Keim des Bösen in sich. Durch den Biß des Vampirs war sie stark geworden gegen die geistige Kraft, mit der Carter ihr Inneres umschlang. Doch sie war nicht so stark, daß sie sich ihm entziehen konnte. Abwehr konnte sie nur in ihre Worte legen. Ihr Körper gehorchte willig Stanley Carters Weisungen. Sie stieg in das Taxi und fuhr mit ihm davon.
Genau in dem Augenblick, als eine andere schwarze Limousine heranrauschte, die Professor Zamorra und Nicole vom Flughafen hierher brachte…
***
Der Meister des Übersinnlichen hatte die sonderbare Gestalt in dem anderen Wagen, die mehr einem Dämon als einem Menschen glich und die mit einer gut aussehenden Frau im Fond des Taxis saß, nicht gesehen.
Er achtete auch nicht auf die Menschen vor dem Geschäft, die erregt zu diskutieren begannen. Dieser seltsame Mann und die Frau… die Worte, die gefallen waren… das alles war mehr als absonderlich. Der Inhaber des Geschäfts, in dem Marenia den Kaffee gekauft hatte, informierte Scotland
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