0327 - Wer die Blutfrau lockt
kunstvoll geschmiedetem Bart in einem rostzerfressenen Schloß drehte und die Mechanik knackend aufsprang.
Kreischend öffnete sich die Tür. Dahinter gähnte eine Schwärze wie das Innere eines Grabes. Ohne zu zögern trat der Sklave der Dämonen ein.
Marenia sah, wie er ein Zündholz anriß. Es flammte auf wie ein Glutpunkt. Dann wurde der orangerote Lichtpunkt größer und Marenia sah, daß Carter eine Fackel entzündet hatte. Wortlos ging er damit in dem Raum hinter der Tür umher und entzündete verschiedene Kerzen und andere Fackeln in Halterungen aus Bronze, die man vor Zeiten in die Felswände getrieben hatte. In einer Ecke entzündete er eine Feuerschale, in der man im Mittelalter Eisen glühend machte, um damit Geständnisse zu erpressen.
»Eine Folterkammer!« durchzuckte es Marenias Inneres. »Dieser Wahnsinnige hat mich in eine alte Folterkammer verschleppt. Und ich kann mich nicht wehren. Alles, was er mir sagt… ich muß gehorchen!«
Und der Teufelsdiener befahl ihr, zu kommen und wies sie in die Mitte des Raumes, der aus rohen Steinen gemauert in ein gotisches Spitzgewölbe auslief. An den Wänden waren verschiedene Geräte angebracht, an die man Gefangene anketten konnte um sie bei der Tortur zusehen zu lassen. Das brachte meistens freiwillige »Geständnisse« aus Angst davor, das gleiche Schicksal zu erleiden wie der Bedauernwerte, den man auf der Marterbank in der Mitte des Raumes peinigte.
Marenia zitterte, als Carter mit befehlender Geste auf das Streckbrett wies. Der dürre Finger mit dem langen Nagel sah selbst aus wie ein Folterinstrument.
»Lege dich hierher!« zischelte es von seinen Lippen. »Satan selbst befiehlt es dir durch mich!«
»Sie sind wahnsinnig! Lassen Sie mich gehen, Mister!« preßte Marenia hervor. »Was soll das ganze Theater?«
»Deine Hochzeit, hübsches Mädchen!« kicherte der Unheimliche. »Du wirst heute die Braut des Teufels. Denke nur, du wirst den Kaiser LUZIFER in dreifach mit Flammen gekrönter Gestalt erschauen. Satans Merkratik, den Vater der Lüge - Beelzebub, den Herrn der Fliegen und Put Satänachia, den man auch Baphomet, die Sabbath-Ziege nennt. Leg dich hin, Mädchen. Ich befehle es dir. Leg dich hin, wo ich es dir befehle, Hierhin!« Wieder wies er auf das uralte Streckbrett, an dessen Enden Ketten lose gegeneinander klirrten.
Dem inneren Zwang gehorchend legte sich Marenia langsam auf das Brett. Stanley Carter nahm ihre Arme und zog sie nach oben. Klickend schlossen sich metallene Schellen um ihre Handgelenke. Dann spürte Marenia, wie er ihr die Beine leicht spreizte und sie an den Füßen ebenfalls festkettete.
Marenia Melford war dem Unheimlichen ausgeliefert…
***
»Sind Sie ganz sicher, daß Sie sich nicht irren, Professor Zamorra?« Die Stimme Inpektor Scandlers klang nicht gerade freundlich.
»Bitte, Inspektor!« mischte sich Nicole ein. »Mein Chef weiß ganz genau, was er tut. Dieses Mädchen ist von einem Diener der Dämonen gekidnappt worden. Sie ist verloren, wenn Sie uns nicht glauben und die Aktion abbrechen lassen!«
»Hier… hier ist es. Durch dieses Tor müssen wir!« sagte Professor Zamorra in diesem Moment mit fester Stimme. »Anhalten. Sofort anhalten!« Geistesgegenwärtig trat der Inspektor auf die Bremse. Die Leute auf der Straße wichen zurück, als die Beamten aus dem Wagen sprangen. Die Sirene und das Blaulicht hatten genug gezeigt. Die Ordnungshüter sah man in dieser Gegend nicht besonders gerne.
Es gelang Inspektor Scandler, einen Halbwüchsigen am Arm zu erwischen.
»Ich habe nichts getan, Herr Polizeipräsident!« zeterte der Junge. »Lassen Sie mich los. Sie tun mir weh!«
»Nur eine Frage, mein Junge!« Scandler wußte, daß man hier in der Gegend autoritär wirken muß, wenn man etwas erreichen will.
»Wie in der Schule. Immer Fragen!« maulte der Junge.
»Ich denke, daß du die hier leichter beantworten kannst!« Der Inspektor schmunzelte. »Hast du hier einen seltsamen alten Mann mit schwarzem Mantel gesehen, der eine junge, blondhaarige Frau bei sich hatte!«
»Klar! Habe ich!« nickte der Junge. »Joey und Flippy haben sie auch gesehen. Tolle Puppe, die der alte Carter da aufgerissen hat!«
»Wie, sagtest du, hieß der Mann?« wollte der Inspektor wissen.
»Carter, Stanley Carter!« erklärte der Junge. »Wohnt schon länger hier, als Mam und Dad denken können. Ist ein sonderbarer Kauz, mit dem niemand was zu tun haben will. Der wohnt im Hinterhaus im Keller. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die
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