0327a - Dynamit und heiße Dollars
fällt Ihnen vielleicht doch noch ganz schnell ein, wo ich Miss Lewes erreichen kann?«
Nach acht Sekunden Schweigen ließ der dienstbare Geist etwas Luft ab und fragte zögernd: »Sind Sie auch wirklich von der Polizei?«
»FBI Agent Jerry Cotton von der Division New York«, sagte ich und spürte, das er gleich plaudern würde. »Wenn Sie es nicht glauben, legen Sie auf und wählen Sie die FBI Nummer New York LE 57700.«
»Gut, ich glaube Ihnen«, sagte er plötzlich. »Miss Nana ist vor drei Tagen nach New York gefahren und wollte von da mit dem Flugzeug nach Rio de Janeiro fliegen. Sie scheint aber nicht angekommen zu sein, denn ich habe schon zwei Mal vergeblich das Hotel in Rio angerufen, wo sie ein Zimmer bestellt hat.«
Die Stimme des Butlers schien ehrlich besorgt zu sein.
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«, knurrte ich und notierte mir die Adresse des Hotels. »Macht sie das öfter?«
»Manchmal verschwindet Miss Nana für ein oder zwei Tage, aber sie war noch nie länger als 48 Stunden fort.«
»Beschreiben Sie sie mir bitte«, forderte ich ihn aus. Er hüstelte kurz, doch dann gab er mir eine recht plastische Schilderung, die ich mir notierte.
»Hat sie Freunde in New York?«
»Ich kenne keine, aber möglich ist es.«
»Und ihre Eltern?«
»Die Eltern sind geschieden. Miss Nana lebt mit ihrer Mutter allein hier.«
»Okay, schicken Sie mir ein Foto per Eilboten ins Büro, und melden Sie sich bitte sofort bei mir, wenn Sie etwas hören.«
Er versprach es, und ich legte auf.
Mit den wenigen Daten über das Mädchen und dem Glas aus der Bank ging ich ins Archiv. Joe sah mich über die randlose Brille an und legte seufzend die Zeitung weg.
»Wenn ich dich schon sehe, bin ich immer für zwei Stunden beschäftigt«, brummte er und nahm mir die Plastikfolie ab.
»Nur ein Print?«
»Fast«, grinste ich. »Hol aus Boston alle Unterlagen über Nana Lewes ein. Sie scheint unseren entführten Freund zuletzt gesehen zu haben.«
Er versprach es, und ich ging zu Mister High. Phil hatte ihm schon die letzten Ereignisse berichtet.
***
Als sie den Laster stehen ließen, kletterten sie nacheinander in einen grauen Chevrolet, der auf dem Hof parkte. Diesmal übernahm Joe das Steuer und ließ die beiden anderen hinten einsteigen. Sie waren mit ihrem Erfolg zufrieden. Langsam und unter Beachtung aller Verkehrsvorschriften fuhr Joe nach Manhattan. Genau vor dem Eingang eines Mietshauses in der St. Nicolaus Avenue wurde ein Parkplatz frei. Dom stieg als Erster aus und verschwand im Eingang. Greg folgte eine Minute später. Joe blieb noch ein paar Minuten am Steuer sitzen und beobachtete die Passanten und Autos, die an ihm vorbeirollten. Doch niemand schien ihnen gefolgt zu sein.
Endlich folgte auch Joe seinen beiden Kumpanen und stapfte die vier Treppen der Mietskaserne hoch. Der Flur war dunkel, doch er fand die Türklinke, ohne lange zu suchen. Als er das unaufgeräumte Wohnzimmer betrat, fischte Dom gerade eine Flasche Gin unter dem Sofa vor. Joe kümmerte sich nicht um ihn, sondern schaltete das Radio ein und stellte den Zeiger auf eine Stelle, die mit einem Fettstift auf der Glasskala markiert war. Er hatte den Polizeifunk im Apparat und drehte voll auf.
»Lass die Brüder doch quatschen«, grunzte Dom und nahm einen tiefen Schluck. »Wir kassieren in aller Ruhe ab und verduften auf Nimmerwiedersehen. Prost.«
Er rülpste zwei Mal und wischte dann mit der Hand über den Flaschenhals.
Die nächste Durchsage galt einem Verkehrsunfall in Lower Manhattan, dann wurde ein Krankenwagen in die Bronx bestellt. Die Durchsagen hörten nicht mehr auf. Endlich kam auch eine von Kitty 65 aus der Featherbed Lane. Sie horchten gespannt zu und entnahmen der Stimme, dass der Platz gründlich abgesucht worden war. Vier Mann blieben als Posten zurück und bewachten den Tunnel, durch den sie sich zum Tresor durchgearbeitet hatten. Der Rest zog ab und wollte vorher beim FBI Büro in der 69. Straße vorbeifahren und die Untersuchungsergebnisse melden.
»Teufel auch«, knurrte Greg gereizt. »Dass sich das FBI einschaltet, passt mir gar nicht.«
»Die werden dich kaum noch nach deiner Meinung fragen«, sagte Joe sehr knapp und blickte auf die Armbanduhr. Er hatte noch sieben Minuten Zeit, eine nur ihm bekannte Nummer anzurufen.
Bis dahin kamen für sie unwichtige Meldungen. Als es so Weit war, schaltete Joe das Radio ab, zog sich den Telefonapparat auf die Knie und wählte langsam mit einem Bleistift die
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