0327a - Dynamit und heiße Dollars
Wirt meinen Durchsuchungsbefehl und fragte, ob außer den beiden Koffern noch mehr Gepäck da gewesen sei. Er verneinte, und wusste sogar, dass in Miss Lewes Wagen nur noch ein Plastikbeutel gelegen hatte.
Ich prüfte erst einmal den Schrankinhalt, fand aber nur zwei Mäntel und ein paar Hüte.
Im Koffer lagen ein paar Bücher, ein Scheckheft und Wäsche. Ich notierte die Nummer des Bankkontos und die Filiale und sah mir dann den zweiten Koffer an. Ein paar Kleider, ein Reiseprospekt von Brasilien und ein Fahrkartenheft der Interamerican Lines. Neugierig sah ich die Tickets an und stellte fest, dass der Flug für zwei Personen auf morgen Abend gebucht war. New York - Rio de Janeiro, aber nur einfach. Ob Miss Lewes auswandern wollte? Ich brauchte noch einen Hinweis auf den zweiten Fluggast und drehte das Heftchen ein paar Mal um. Als ich es zufällig schräg gegen das Licht hielt, entdeckte ich ein paar eingeritzte Ziffern. Ich trat näher zum Fenster, obwohl es dunkel wurde und entzifferte deutlich zwei Buchstaben und fünf Zahlen. Es war eine New Yorker Telefonnummer, die sich Nana Lewes nicht auswendig merken konnte.
Mehr brachte die Untersuchung nicht zutage. Ich hatte es plötzlich eilig und ging aus dem Zimmer, nachdem ich die Koffer wieder verschlossen hatte.
»Ihre Rufnummer«, rief mir der Wirt noch zu.
»Behalten Sie sie«, sagte ich zu ihm. »Ich muss mir erst einen Nickel besorgen. Aber sagen Sie der jungen Dame, wenn sie zurückkommt, sie möchte LE 57700 anrufen und Jerry Cotton verlangen. Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen.«
Dann ließ ich ihn stehen und ging eilig zur Straße. Schräg gegenüber lag eine Telefonzelle, die ich sofort betrat. Ich steckte den Nickel in den Schlitz und wählte die gefundene Nummer. Gespannt wartete ich auf den Teilnehmer, der nach dem dritten Läuten abhob. Es war ein Anrufbeantworter, der mich um meinen Namen bat.
»Sorry, falsch verbunden«, murmelte ich und legte auf. Ich hatte nicht erfahren, um wen es sich bei dem Teilnehmer handelte, und rief deshalb unsere Zentrale an und gab die Nummer durch. Es dauerte genau sieben Minuten, dann hatte ich die Adresse. Ich ließ mir noch Mister High geben und erzählte ihm von meinem Fund.
»Können Sie mitkommen?«, fragte ich ihn. »Wenn niemand da ist, möchte ich gern den Anrufbeantworter abhören. Vielleicht hat Nana Lewes eine Nachricht hinterlassen, die uns weiterhilft.«
»Ich besorge die Unterlagen«, sagte der Chef. »In einer halben Stunde bin ich dort. Warten Sie auf mich, Jerry.«
Mister High würde einen Durchsuchungsbefehl mitbringen und die Erlaubnis, den Anrufbeantworter abzuhören. Da wir einem Verbrechen auf der Spur waren, auf dem die Todesstrafe nach dem Lindbergh-Gesetz stand, würde er ohne Weiteres die Erlaubnis vom Richter bekommen. Ich riskierte inzwischen noch einen Nickel und verstellte meine Stimme, als die monotone Stimme mich wieder nach dem Namen fragte.
»Nana«, gab ich mit Kopfstimme durch und hörte es knacken. Eine Minute lief das Band leer, dann kam die kühle Stimme wieder und fragte nach dem Grund des Anrufes. Ich legte auf und verließ die Zelle. So kam ich nicht durch, ich musste wissen, was schon alles gesprochen worden war und wer dieser Mister Miller war, der am Wards Island Park wohnte.
Ich fuhr langsam am Harlem River entlang und benutzte die Triborough Bridge nach Queens. Bevor ich jedoch den Hell Gate überquerte, bog ich links ab und kam in den Wards Islands Park, eine gepflegte Grünfläche bis zum Flussufer. Hier standen etliche Blockhütten, die von außen romantisch aussahen und innen mit allem Komfort ausgestattet waren. Sie wurden von einer Maklergesellschaft an die High Society vermietet und kosteten pro Tag fast so viel wie ein Zimmer im Waldorf Astoria. Dafür hatte man ein paar Yards Ufer für sich und konnte stundenlang angeln.
Genau eine halbe Stunde später hielt der Wagen von Mister High neben meinem Jaguar. Sein Fahrer stieg aus, kontrollierte die Hausnummer und machte sich dann am Schloss zu schaffen, nachdem auf mehrmaliges Klopfen keiner geantwortet hatte.
»Die Tür ist auf«, sagte der Fahrer nach einer Minute und ließ uns eintreten.
Zielsicher ging Mister High zum Telefon, das auf einem schwarzen Kasten mit etlichen Knöpfen stand. Wir kannten diese Apparate, die im Innern ein Tonband enthielten und daneben einen komplizierten Mechanismus. Ich warf einen raschen Blick in die zwei Räume, doch es lagen keine persönlichen Dinge herum. Das
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