0328 - Die Bestie aus dem Todestal
gegen das Gitter der vorsintflutlichen Zelle und sah zu, wie der Sheriff durch das Gitter griff und die Handschellen löste – er ging kein Risiko ein! Offenbar hielt er Bill Fleming für gemeingefährlich.
Bill wußte selbst nicht, was in ihn gefahren war. Er reagierte doch sonst nicht so aggressiv wie an diesem Abend. Warum war er mit den Fäusten auf diesen Mann losgegangen, der ihm eigentlich allein vom äußeren Aussehen her überlegen sein mußte? Er konnte es nicht sagen.
Irgend etwas stimmt mit mir nicht, dachte Bill.
Es war das erste Mal, daß er – zu Recht – eingesperrt wurde.
Etwas in ihm forderte, er solle sich zu entschuldigen versuchen.
Vielleicht ließ der Sheriff mit sich reden. Aber Bills Stolz siegte. Er hatte sich diese verdammt heiße Suppe eingebrockt, jetzt mußte er sehen, wie er sie auslöffelte. Er kroch nicht einfach zu Kreuze.
Der Sheriff blieb in der Bürotür noch einmal stehen.
»Morgen früh können Sie gehen«, sagte er. »Vorausgesetzt, Sie fangen dann nicht wieder an zu randalieren. Falls Sie Hunger und Durst haben, sagen Sie es jetzt, dann lasse ich Ihnen noch etwas bringen. Ansonsten sehen wir uns morgen früh wieder.«
Bill schwieg verbissen.
Die Tür schloß sich hinter dem Sheriff, der Schlüssel drehte sich zweimal hörbar knirschend im Schloß. Dann kam die Stille.
Bill sah sich um.
Es sah aus wie im Film. Kleine Fenster mit geschlossenen Rolläden, eine Funzel an der Zimmerdecke des Büros, in dem ein Gewehrschrank, ein Aktenschrank, ein Schreibtisch mit einer antiken Schreibmaschine und Telefon standen. Dann die Gitterzellen, die sich anschlossen. Darin eine einfache Pritsche, an der Rückwand ein kleines vergittertes Fensterchen direkt unter der Decke. Es gab insgesamt vier Zellen, wobei zwischen den Zellen eins und zwei sowie drei und vier Toilettenzellen standen. Bill testete durch; er konnte durch die beiderseits von innen verriegelbaren Türen durchmarschieren in die Nachbarzelle, aber das half ihm auch nicht weiter, denn die war ebenso sorgfältig abgeschlossen wie seine eigene. Er rüttelte an den Gitterstäben – nichts. Bill saß gründlich fest.
Wieder fragte er sich nach dem Grund für sein verhalten. Er grübelte vor sich hin. Es war doch nicht seine Art, einfach eine Schlägerei zu provozieren. Welcher Teufel hatte ihn geritten?
Aus der Traum von der Ungeheuerjagd. Was ihn am meisten ärgerte, war, daß er für die Übernachtung im Gasthaus würde bezahlen müssen, obgleich er das Zimmer gar nicht benutzte. Seine Barschaft würde schneller dahinschmelzen, als es die Sache wert war.
Er wünschte, er hätte diesen Zeitungsartikel nie gelesen oder sich zumindest nie für diese Angelegenheit zu interessieren begonnen.
Aber jetzt ließ sich nichts mehr ändern.
Er warf sich auf seine Pritsche, verschränkte die Arme als Kopfkissen unter seinem Hinterkopf und schloß die Augen.
Er wußte nicht, ob er eingeschlafen war oder nur so dahindämmerte. Aber plötzlich war er wieder hellwach. Da war ein Geräusch.
Das Türschloß! Es wurde geöffnet!
Bill richtete sich auf und sah zur Tür. Wurde ihm jetzt Essen gebracht?
Die Überraschung war perfekt.
Tandy Cant trat ein.
***
Bill Fleming murmelte eine Verwünschung.
»Ich dachte, du freust dich, mich wiederzusehen«, lächelte Tandy Cant spitzbübisch. Sie kam auf das Gitter zu und blieb direkt davor stehen.
»Wie bist du hier hereingekommen?« fragte Fleming.
Sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter. »Durch die Tür.«
»Zum Teufel, der Sheriff wird kaum den Schlüssel draußen steckengelassen haben«, sagte Bill zornig. »Wie also hast du das angestellt?«
»Vielleicht hatte ich einen Nachschlüssel«, sagte Tandy vergnügt.
»Und vielleicht paßt er auch für diese Zellentür.«
Bill sog scharf die Luft ein. »Du bist verrückt«, keuchte er. »Du bringst dich in Teufels Küche. Wenn der Sheriff dich hier erwischt…«
»Er erwischt mich nicht«, sagte Tandy. »Schließlich bin ich nicht ganz so dumm, wie andere Leute aussehen. Ich bin gekommen, um dich herauszuholen. Schließlich wollen wir doch ein Ungeheuer jagen, oder? Aus der Zelle heraus kannst du das nicht.«
»Du machst dich der Gefangenenbefreiung strafbar«, sagte Bill matt.
Sie zuckte mit den Schultern. »Sag bloß, du sitzt gern hier? Ich schließe dir die Tür jetzt auf. Komm raus oder bleib drin, ganz wie es dir beliebt. Mich siehst du in unserem Zimmer wieder.«
Sie schob einen schmalen Schlüssel in das
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