0328 - Die Werwolf-Schlucht
packen.«
»Klar.«
»Faß du an deiner Seite an.«
Hocheben konnten wir das Floß nicht, aber schieben. Beide drückten wir es in dieselbe Richtung. Es kam uns jetzt zugute, daß die Steine blankgewaschen waren und sich zum Wasser hin neigten. So brauchten wir nicht einmal sehr viel Kraft, um das Floß in Bewegung zu setzen.
»Schaffst du es?« rief ich Suko zu.
Er winkte und nickte.
Dann bekam es Kontakt mit dem Wasser. Sofort schäumten die Fluten über. Wir wußten nun, was uns erwartete. Das Holz würde zu einer Rutschbahn werden.
»Noch mal!« rief Suko.
Ich drückte abermals nach und achtete darauf, daß uns das Ruder nicht abbrach.
Dann mußte ich mich beeilen, denn das Wasser packte das Floß und ging mit dem doch relativ schweren Gegenstand um, als wäre er nur mehr ein Spielball.
Bevor die Gewalten es greifen und abtreiben konnten, wurde es schon gedreht. Suko konnte aufspringen. Ich zögerte auch nicht länger und sprang nach.
Sofort gingen wir in die Hocke. Suko hielt sich am Ruder auf, ich mehr am Bug.
Im nächsten Moment begann unsere Höllenfahrt!
***
Ein Strudel packte uns und schob uns voran. Es war wie die Beschleunigung bei einem Wagen. Nur konnten wir hier nicht mehr steuernd eingreifen, denn auf einem Floß gibt es keine Bremse.
Jetzt wurde es gefährlich. Ich sah den ersten Felsen, er kam näher.
Suko versuchte mit dem Ruder gegenzulenken. Ob er es schaffte oder es wenigstens zu einem Teil gepackt hatte, konnte ich nicht sagen, jedenfalls kamen wir nicht vorbei und prallten mit einer Kante gegen den Felsen.
Unsere Fahrt wurde gebremst. Gleichzeitig drehte sich das Floß, so daß ich innerhalb einer Sekunde die beiden sich gegenüberliegenden Felswände entdeckte.
Wir waren in einen schäumenden Wasserkreisel geraten, der das Floß zweimal um die eigene Achse drehte, bevor er es mit Urgewalten wieder ausspie.
Diesmal voll in das wilde Wasser hinein.
Auf den Füßen konnten wir uns nicht halten. Suko kniete, ich ebenfalls, und beide klammerten wir uns eisern fest. Das konnten wir nur an den halbrunden Bohlen, die vom Wasser überspült wurden.
Ich schaute nach vorn.
Es war ein Blick in eine Wasserhölle. Schäumend, quirlend, tosend und brausend. In einen eiskalten Gischtvorhang tauchten wir ein, und ich sah vor mir wieder einen blankgewaschenen Felsen, der wie ein Kopf aus dem Wasser lugte.
Darauf schossen wir zu.
Nein, wir zerschellten nicht. Eine Welle hob unser Floß in die Höhe, so daß wir darüber hinweghuschen konnten, aber dabei durchgeschüttelt wurden.
Ich hatte Angst, daß die Bohlen splittern oder reißen würden. Das geschah zum Glück nicht. Wir hüpften über den Felsen hinweg. Die Kraft warf mich zwar nach vorn, aber ich wurde nicht vom Floß gespült.
Weiter ging die Fahrt. Bis jetzt war es noch verhältnismäßig harmlos gewesen, doch mittlerweile gerieten wir in den Bereich des Flusses, wo die Schlucht enger wurde und das Wasser dadurch mehr Geschwindigkeit bekam.
Wir schossen dahin.
Diesmal konnte keiner etwas von uns tun. Andere Kräfte hatten die Regie übernommen.
Ich warf einen Blick zurück.
Suko kniete. Er hielt die Ruderstange fest umklammert. Sein Gesicht war verzerrt, der Mund stand offen. Wasser und Schaum sprühten in sein Gesicht, während sich das Schwanken des Floßes auch auf seinen Körper übertrug, so daß er sich – ebenso wie ich – mit beiden Händen auf- und abstützen mußte.
Wir gerieten in eine Schußfahrt. Noch hatten wir Glück, denn wir prallten weder gegen die linke noch vor die rechte Felswand, das Wasser brachte uns immer tiefer in die Klamm hinein.
Und die Wände rückten enger zusammen.
Ich hatte das Gefühl, eingeschlossen zu sein und sah plötzlich den Felsen aus dem schaumigen Wasser ragen.
Daran kamen wir nicht vorbei.
Mein Warnschrei ging im Toben der Fluten unter. Rasend schnell kam der Felsen näher, es gab keine Möglichkeit mehr, ihm auszuweichen, und schon prallten wir mit der linken Seite voll dagegen.
Ich hatte mich im letzten Moment auf die Planken geworfen, wurde durchgeschüttelt, und meine Angst steigerte sich ins Unermeßliche, denn ich dachte daran, daß unser primitives Gefährt auseinanderfliegen würde.
Das geschah nicht. Der Aufprall war hart, und er pflanzte sich auch fort, aber das Floß war nicht frontal gegen den Felsen geschlagen. Es verkantete und wurde zur rechten Seite geschleudert.
Dabei drehte es sich. Bevor wir uns versahen, bekamen wir den nächsten Stoß mit.
Diesmal
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