0329 - Erpresser kennen keine Gnade
dann hatte Big Stranger seine besondere Methode, das Pärchen schnell zu vertreibea.
Noch nie war es vorgekommen, daß ein einzelner Mann auf der Bank hockte und Stranger daran hinderte, zur Ruhe zu kommen.
Deswegen war Big Stranger zuerst nur überrascht. Einen Augenblick blieb er vor der Bank und dem Mann stehen. Dann setzte er sich einfach neben ihn und räusperte sich laut. Es klang wie das Brummen eines gereizten Bären. Aber der Mann neben Stranger rührte sich nicht. Sein Kopf war tief auf die Brust gesunken.
Als der Mond für einen Augenblick hinter den Wolken hervorkam, sah sich Big Stranger seinen Nachbarn genauer an. Er war gut gekleidet. Sehr gut sogar, soweit das Big Stranger beurteilen konnte. Am linken Handgelenk entdeckte Stranger eine Armbanduhr mit einem geflochtenen Uhrband aus Gold.
»Bestimmt blau«, murmelte Big Stranger vor sich hin. Er führte bisweilen Selbstgespräche. »Aber nun langt es, er soll verschwinden. Ich will mich jetzt hinlegen!«
Aber der Mann neben Stranger rührte sich nicht. Big Stranger gab ihm noch eine Chance und holte unter den dichten Büschen ein paar alte Klamotten hervor, die er dort versteckt hatte. Er legte sein provisorisches Kopfkissen auf das eine Ende der Bank. Dann baute er sich vor dem ungebetenen Gast auf und rief ihn an:
»He, Mister! Stehen Sie auf und gehen Sie nach Hause! Dürfte für Sie zu kalt werden. Außerdem stören Sie mich!«
Selbst der drohende Unterton ließ den Mann auf der Bank nicht wach werden. Big Stranger trat daher nahe an ihn heran und legte seine Hand leicht auf die Schulter des Fremden. Aber auch das nützte nichts. Big Stranger wurde ungeduldig. Er schüttelte den Mann leicht und fuhr plötzlich entsetzt zurück! Der Stoß, den er dem Mann gegeben hatte, war wirklich nur leicht gewesen.
Aber der Mann kippte zur Seite. Steif wie ein Brett lag er mit dem Oberkörper auf der Bank. Der Kopf war nach hinten gebeugt. Und jetzt konnte Big Stranger sehen, warum der Unbekannte so unbeweglich auf der Bank gesessen hatte.
An der Kehle klaffte eine breite Wunde.
»Tot!« stammelte Big Stranger und tappte ein paar Schritte zurück. Dann dämmerte ihm, was wirklich geschehen war. »Der ist ja ermordet worden!« murmelte er entsetzt.
Schnell raffte er seine Sachen von der Bank auf und versteckte sie unter den Büschen. »Nichts wie weg! Bloß weg, damit mich die Polypen hier nicht finden.«
Wie von Hunden gehetzt, rannte er den breiten Parkweg hinunter. Aber dann fiel ihm ein, daß die Polizei ihn verdächtigen könnte, wenn sie seine Sachen fanden. Denn bestimmt würde man die nähere Umgebung der Bank genau absuchen.
Big Stranger rannte weiter bis auf die Fifth Avenue Von ferne sah er zw’ei Patrolmen Und zum ersten Male in seinem Leben rannte Big Stranger nicht davon sondern den zwei Policemen entgegen.
Schon von weitem brüllte er ihnen mit Donnerstimme entgegen:
»He, Cops! Los, beeilt euch! Da hinten im Park liegt einer mit durchschnittener Kehle!«
Ich setzte meinen Hut auf und wollte nach Hause fahren. Die Müdigkeit saß mir wie Blei in den Gliedern. Da klingelte das Telefon. Phil hatte schon die Türklinke in der Hand, aber er wartete, bis ich an den Schreibtisch ging.
Ich nahm den Hörer ab und meldete mich. Am anderen Ende der Leitung war Wilder, der Einsatzleiter.
»Tut mir leid, Jerry«, sagte er. »Wir haben gerade einen Anruf von der City Police bekommen. Im Central Park hat man einen Ermordeten gefunden. Es handelt sich um…«
»Andy Read«, sage ich. Als Phil den Namen hörte, nahm er die Hand von der Klinke und kam zurück.
»Stimmt«, bestätigte Wilder. »Die Homicide Squad ist schon unterwegs. Aber vielleicht willst du auch an Ort und Stelle…«
»Wir fahren sofort los!« sagte ich und legte auf. »Komm, Phil! Wir müssen zum Central Park.«
***
Schon von weitem sahen wir eine Menge Polizeiwagen vor einem Eingang zum Park stehen. Ich ließ meinen Jaguar hinter einem Ambulanzwagen.
Als ich ausstieg, kam gerade Captain McNamara den Parkweg hinunter.
»Hallo, Cotton, hallo, Decker«, grüßte er. »Interessiert Ihr Euch für den Mann, den wir dahinten gefunden haben? Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten.«
»Wenn es ein gewisser Andy Read ist, interessiert er uns sehr«, gab ich zurück.
»Den Papieren nach heißt der Mann so«, berichtete McNamara. »Wir haben bis jetzt festgestellt, daß der Mann wahrscheinlich zuerst betäubt wurde. Der Mord ist sicherlich nicht hier verübt worden, denn wir
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