033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
durch den
Luftdruck herausgerissen worden und hingen nur noch schwach an den Halterungen.
Larry paßte höllisch auf, um nicht an sie zu stoßen.
Der Strahl wanderte jetzt über den Boden.
X-RAY-3 stieß hörbar die Luft durch die Nase, als er den Grund erkannte.
Der Boden war an dieser Stelle feucht!
Irgendwo hatte es hereingeregnet! Es gab keinen Zweifel!
Er lenkte den Strahl der Taschenlampe nach oben, suchte die Stelle
über dem Steinberg ab, und er sah, daß hier die Decke dunkler war als sonstwo.
Feuchtigkeit, frische Nässe vom Regen.
Aber jetzt kam nichts mehr herein. Entweder hatte es draußen
aufgehört zu regnen - oder der Luftschacht, den er entdeckt zu haben glaubte,
war jetzt verschlossen.
Mit aller Vorsicht räumte er ein paar Felsbrocken auf die Seite in
die Nähe des Schutthaufens, der ihm den Stollen versperrte.
Vorsichtig stieg er auf den aufgeschichteten Berg, streckte
langsam eine Hand aus, und er fühlte den Luftzug.
Für einen Augenblick schloß er die Augen.
Jetzt kam es darauf an, wie breit der Luftschacht war.
Mit äußerster Vorsicht baute er sein Podest höher, immer darauf
achtend, daß er nicht mit den baufälligen Balken in Berührung kam.
Er leuchtete den Platz über dem Schutthaufen ab und entdeckte das
große Loch, das gut zu einem Viertel von dem herabfallenden Geröll verschlossen
war.
Er griff mit beiden Händen nach oben und prüfte die Festigkeit des
Gesteins. Es trug ihn. Er mußte es auf einen Versuch ankommen lassen, er hatte
nur diese eine Wahl.
Er steckte die Taschenlampe ein. Völlige Dunkelheit umgab ihn. Er
reckte das Gesicht der frischen, feuchten Luft entgegen, die durch den
Luftschacht hereinströmte.
Das Podest, das er sich gebaut hatte, war stabil und hoch genug,
um die Hände weit herauszustrecken. Seine Finger fühlten dorniges Gestrüpp, den
scharfkantigen Felsen.
Er griff fest zu, spannte seine Muskeln und stieß sich ab.
Sein ganzes Körpergewicht hing an den Armen. Er zog sich in die
Höhe. Er brauchte noch einmal Schwung, um es endgültig zu schaffen. Mit dem
linken Bein versuchte er sich abzustoßen. Er rutschte von der Wand ab und
knallte mit voller Wucht gegen einen der Balken, die er zur Vorsicht gegen den
Schutthaufen gelegt und mit schweren Steinen beschwert hatte, um ein
Nachrutschen der Schuttmassen zu verhindern.
Der Balken fiel um, ein dicker, grauer Felsblock kam sofort ins
Rutschen. Larry vernahm das Geräusch unter sich und begriff die Gefahr, in der
er schwebte. Der Stützbalken krachte gegen einen anderen, der lose von der
Decke herabhing. Sand und kleine Steine gerieten in Bewegung und lösten sich
von der Decke, eine Metallklammer sprang knarrend aus der rissigen Decke,
sofort stürzten kopfgroße Brocken und weitere Balken mit.
Larry fühlte den schweren Schlag gegen sein linkes Schienbein.
Rasender Schmerz breitete sich darin aus. Für einen Augenblick schien es, als
solle ihn der Balken, der gegen ihn gefallen war, mit in die Tiefe reißen. Doch
mit übermenschlicher Kraftanstrengung verlangte X-RAY-3 das Letzte von sich.
Sein Gesicht verzerrte sich, der Schweiß rann in Bächen über seine
Stirn.
Er spürte, wie sein linkes Bein schwer und taub wurde, als würde
alles darin absterben. Seine Hände griffen in das Geäst des Dornengestrüpps.
Seine Finger wurden aufgeritzt und bluteten. Doch er spürte den Schmerz schon
nicht mehr. Er war von dem Gedanken besessen, es zu schaffen. Jetzt war er
sicher, daß er keinen zweiten Versuch mehr unternehmen konnte. Die Grenze der
Leistungsfähigkeit war erreicht - doch der Wille dieses Mannes war stärker als
alles andere.
Es gelang ihm, die Hüften über den Luftschacht hinauszudrücken. Er
warf seinen Oberkörper in die Dornen und zog im letzten Augenblick die Beine
nach. Er konnte gerade seinen Fuß noch aus dem Schutt herausziehen, ehe der
Luftschacht sich mit ohrenbetäubendem Donnern schloß. Die Decke des Stollens
stürzte ein, und Larry fühlte das Zittern der Bergwand unter sich.
Der Himmel über ihm war klar, die Luft angenehm frisch und feucht.
Larry taumelte an der Felswand entlang, nachdem er sich aus dem
Gebüsch befreit hatte. Er zog sein linkes Bein nach, das geschwollen war. Die
Schmerzen waren durchdringend.
Er erreichte den schmalen Bergpfad und konnte von dort aus die
freie Fläche bis zur gegenüberliegenden, steil aufragenden Felswand
überblicken. Direkt vor dieser dunklen, glatten Wand klebte wie ein
windschiefer Kasten die alte Herberge.
Schwach und
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