033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
am Anfang eine Maske mitnehme.«
»Gut, gut«, Gonzales nickte. »So entscheiden sich die meisten am
Anfang.« Er lachte leise vor sich hin.
Drei Minuten später war Larry Brent allein in seinem Zimmer.
●
Er suchte alles ab. Er hätte schwören können, daß vorhin ... doch
er fand nichts. Das Zimmer war leer. Er ahnte nicht, daß er in diesem
Augenblick, wo er die Wand abfühlte, nur wenige Zentimeter von Carlos de
Costiliero entfernt stand.
In dem schmalen Geheimgang außerhalb des Raumes, der über die gut
getarnte Tapetentür zu erreichen war, stand er, hochaufgerichtet, stolz, einen
brutalen Zug um die Lippen.
Er hatte die Ankunft Larry Brents registriert, und er hatte
bereits über den Tod des PSA-Agenten entschieden. Dieser Mann durfte die
Herberge nicht lebend verlassen!
Der Zug aus Madrid traf um 0.17 Uhr im Hauptbahnhof von Córdoba ein.
Der breitschultrige Mann verließ am Arm einer auffällig
gekleideten Dame den Wagen.
Sie lächelte zwar, aber sie war keine Dame. Ein Kenner hätte das
auf den ersten Blick erkannt. Er schien begeistert von seiner Begleiterin zu
sein. Er machte den Eindruck eines reichen Müßiggängers, der zwar etwas mit
seinen Muskeln anzufangen wußte, aber dafür um so weniger mit seinem Gehirn.
Der Mann trug einen hellgrauen Sommeranzug. Seine athletische
Figur fiel sofort ins Auge.
Viele sahen dem Pärchen nach, wie sie in ein Taxi stiegen.
»Zur >Flamenco-Bar<«, sagte die »Dame«, und sie kuschelte
sich an ihren Begleiter.
»Ich bin ja gespannt«, meinte der Mann, seine Stimme klang tief,
und das Spanisch, das er sprach, hörte sich hart mit russischem Akzent an. »Du
meinst wirklich, daß es eine Abwechslung für mich ist? Du weißt, daß es für
mich nichts Gräßlicheres gibt als Langeweile.«
»Aber Teddy«, antwortete sie. Ihre langen, künstlichen
Augenwimpern schimmerten wie Seide. »Du weißt doch, wenn Conchita etwas
verspricht, dann hält sie es auch, nicht wahr?«
»Hm, hm.«
Der Athletische schmiegte sich an seine Begleiterin. Sein etwas
rötliches Gesicht glänzte. Er lehnte sich ganz zurück in das Polster.
Die Fahrt zur »Flamenco-Bar« dauerte nicht lange. Das Taxi fuhr
bis an den Torbogen heran. Conchita stieg zuerst aus. Der mit dem
Kosenamen »Teddy« Angesprochene zahlte die Rechnung und gab dem Taxichauffeur
ein fettes Trinkgeld. Conchita sah das.
»Nicht zu üppig, Teddy«, warf sie ein. »Denk dran, daß ich auch
noch ein bißchen Geld brauche!«
Der Athletische lachte nur und stieg aus.
Mit seiner Begleiterin ging er in die » Flamenco-Bar«.
Sie war bis auf den letzten Platz besetzt. Es war gerade der große
Auftritt von Dolores. Die Musik spielte einen heißen Flamenco.
Conchita führte ihren Begleiter zu der Bar hinüber.
Dolores schien Katzenaugen zu haben, denn sie sah die
Neuangekommene sofort und gab sich ihr mit einer unmerklichen Geste zu
erkennen.
»Nehmen wir hinter der Bar Platz, Teddy«, flüsterte Conchita.
»Sieh dir einmal den Tanz von Dolores an! Und begreif das Ganze als Auftakt
dessen, was dich erwartet!«
Der Breitschultrige atmete tief durch. Er hockte sich neben seiner
Begleiterin auf einen Hocker hinter der Bartheke und genoß den Tanz von
Dolores. Nach zwei Chansons, die sie in einwandfreiem Französisch darbot, zog
sie sich zurück.
Conchita erhob sich. »Warte auf mich, Teddy! Ich werde dich
ankündigen. Ich bin gleich zurück. Nimm für mich einstweilen einen Drink mit!«
Sie küßte ihn und verschwand.
Der Athletische grinste ein wenig trottelig, aber einem guten
Beobachter - von denen es in dieser Stunde jedoch keinen in der »Flamenco-Bar«
gab, weil alle Augen jetzt noch einmal auf Dolores gerichtet waren, die sich
doch noch einmal zeigte -, einem guten Beobachter wäre aufgefallen, daß der mit
»Teddy« Angesprochene alles andere als der Trottel war, der er vorgab zu sein.
Das Kinn des Mannes mit dem russischen Akzent zeigte Energie und
Ausdauer, Mut und Entschlossenheit, die Augen waren intelligent.
»Teddy« suchte nach seinem Zigarettenetui und griff mit spitzen
Fingern eines der weißen Stäbchen heraus, das keine aufgedruckte Marke trug. Es
war eine Selbstgedrehte...
«... du glaubst wirklich, daß er in Ordnung ist?« fragte Dolores,
und sie sah Conchita aufmerksam an.
Conchita winkte ab. Die etwas zu rot gemalten Fingernägel glänzten
im Licht der abgeblendeten Lampe.
Dolores betrachtete sich im Spiegel.
»Wie lange kennst du ihn?«
»Drei Tage. Aber ich hatte selten
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