033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Schachtviereck
auftauchen, während er weiter durch den Gang ging.
Mit der Lampe leuchtete er die schmale Röhre aus, durch die er
sich bewegte. Nach einem Weg von etwa zehn Metern machte der Gang einen Knick
und mündete in eine schmale Nische. Von dort aus führten plötzlich zwei Wege in
das Dunkel weiter. Der Gang spaltete sich.
X-RAY-3 ließ den Lichtstrahl über die dunklen, rissigen Wände
wandern.
Da, links!
Erkennen und reagieren war eins.
Er hörte das Geräusch. Es hörte sich an, als ob eine Klappe
geöffnet würde. Im gleichen Augenblick rollte etwas Schweres auf ihn zu.
Eine Tonne!
Larry Brent sah den stumpfen Metallkörper auf sich zukommen.
Er rollte donnernd und klappernd über den etwas abschüssigen
Boden. Es war genau der Weg, den Larry hatte einschlagen wollen, und der
doppelt so breit war wie der Gang, durch den er bisher gelaufen war.
Blitzschnell bewegte sich der Agent nach hinten. Es gelang ihm,
Schutz hinter der nach links abzweigenden Gangwand zu finden, ehe der
Metallkörper donnernd gegen die Wand vor ihm krachte. Eine Sekunde zu spät
reagiert - und die Tonne hätte ihn zerschmettert.
Ein Wandbrett knickte, splitterte, der Deckel der Tonne sprang
scheppernd ab und drehte sich mehrmals um seine eigene Achse, ehe er dumpf
liegenblieb.
Der Lärm verebbte, und eine unheimliche Stille breitete sich aus.
Im Schein der Taschenlampe bot sich Larry Brent ein grausiger
Anblick, und er wird daran erinnert, daß Alfredo Gonzales gesagt hatte, der
unheimliche Carlos de Costiliero wäre in der Lage, an jedem Platz in diesem
Haus und zu jeder Zeit schaurig Rache an dem üben, der ihm im Weg war
Der Unheimliche hatte zugeschlagen!
Die Tonne war nicht leer. Alfredo Gonzales steckte darin, sein
angsterfülltes Gesicht war dem PSA-Agenten zugewandt, und die aufgerissenen,
starren Augen blickten leer und stumpf.
Alfredo Gonzales war tot!
Mitten in seinem Herzen steckte ein breiter, blutiger Dolch.
●
Larry ging in die Richtung weiter, aus der die Tonne gekommen war.
Er erreichte eine Tür, stieß sie mit dem Fuß auf und wartete an die Wand
gepreßt ab, was geschehen würde.
Alles blieb still.
Vorsichtig löste Larry sich von seinem Platz. Er gelangte in einen
großen, gemauerten, kellerartigen Raum. Einige Tonnen standen in Reih und Glied
vor einer Wand. Aufmerksam sah X-RAY-3 sich um. Links war eine graue Metalltür.
Er ging darauf zu, legte vorsichtig die Hand auf die Klinke, drückte sie herab.
Er öffnete sie gerade so weit, daß er einen Blick in den dahiriterliegenden
Raum werfen konnte.
Ein Kellerraum, fast wie dieser hier. Die Wände waren mit Regalen
behängen. Er sah leere Flaschen und Einmachgläser, Geräte an die Wand gelehnt,
Metallbehälter und...
Plötzlich öffnete sich die Tür vorn links. Zwei Männer traten ein.
Larry Brents Muskeln spannten sich. Die Unbekannten unterhielten sich leise
miteinander. Er konnte nicht allzuviel erkennen, da es zu dunkel war und er es
nicht wagte, die Lampe anzuknipsen. Doch seine Augen waren gut genug, um
festzustellen, daß die beiden Herren in bester Kleidung erschienen. Im Smoking.
Einer von ihnen bückte sich, schob eine Tonne beiseite und
hantierte kurz auf dem Boden. Larry konnte nicht erkennen, was er tat, doch die
Wirkung, die diese Handlung auslöste, entging ihm nicht. Die Wand, vor der die
beiden Männer standen, bewegte sich. Wie ein Rollo glitt sie lautlos nach oben
und gab eine kahle Mauer frei, eine graulackierte Tür.
Die Tür öffnete sich, als einer der beiden etwas in einen Schlitz
steckte. Die Tür wich zurück, und für fünf Sekunden fiel helles Licht in den
Kellerraum.
X-RAY-3 sah alles.
Die Girls, die Tische und Liegen, die Spielecken, das Roulett -
die Gesellschaft, die diesen prachtvoll ausgestatteten Saal belebte.
Und er sah einen Mann am Roulett-Tisch. Er glaubte seinen Augen
nicht zu trauen.
Iwan Kunaritschew?! Hier...?!
Das war sein letzter Gedanke, den er bewußt erfaßte. Alles andere
bekam er nicht mehr mit.
Die dunkele Gestalt stand wie aus dem Boden gewachsen hinter ihm.
Ein harter Gegenstand krachte auf Larry Brents Hinterkopf.
Die Gestalt Carlos de Costilieros erfaßte X-RAY-3 nicht mehr.
●
Er fühlte die kalte Dusche auf seinem Gesicht, begriff aber
zunächst nicht, was sie bedeuten sollte.
Doch dann war sein Geist voll aufnahmefähig.
Er riß die Augen auf und wollte sich jäh vom Boden erheben, auf
dem er lag. Doch das ging nicht. Die Füße waren ihm
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