033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Offenbar hatte er sich
getäuscht. Er drückte die Klinke nieder. Auch hier unverschlossen.
Im gleichen Augenblick wirbelte die Gestalt herum, die
gedankenverloren das Gepäck des Engländers durchstöberte.
Mit einem Blick übersah Larry Brent die Situation und begriff sie.
William Bartmore lag am Boden vor seinem Bett. Auf seinem Bett lag
sein Koffer, auseinandergerissen, die Kleider vollkommen durchwühlt.
Der Eindringling, der sich so intensiv mit Bartmores Eigentum
beschäftigt hatte, war vollkommen überrascht. Dennoch glaubte Larry nicht
daran, daß er das Klopfen und sein Rufen überhört haben konnte. Der andere war
der Überzeugung gewesen, daß die Tür abgeschlossen sei, sonst hätte er nicht
bis zum letzten Augenblick, wo er, Larry, auftauchte, seine Sucharbeit
fortgesetzt.
Im Bruchteil einer Sekunde sah und erkannte Larry diese Dinge, und
für einen Augenblick war er unfähig, sich von der Stelle zu rühren, als er das
Gesicht seines Gegenüber sah.
Das war kein Gesicht, das war eine schrecklich entstellte Fratze,
ein Dämon aus einer anderen Welt...
Der erste Schreck verflog so schnell, wie er aufgetaucht war.
Eine fluoreszierende Maske, gespenstisch, unheimlich, aber doch
eben nur eine Maske, die über den Kopf des Trägers gestülpt war...
Larry warf sich auf die Gestalt, die blitzschnell reagierte. Der
Koffer mit dem restlichen Kleiderinhalt, der nicht auf dem Bett verstreut lag,
flog Larry entgegen. X- RAY-3 wich noch aus, doch er konnte nicht verhindern,
daß seine abwehrenden Hände sich in der Unterwäsche und den Hemden Bartmores
verfingen...
Instinktiv warf der Agent sich herum und versuchte seinen Gegner
zu packen, der es auf einen Kampf nicht ankommen lassen wollte.
Ehe er die Dinge in die Hand nehmen konnte, war der Film schon
gelaufen.
Der unheimlich Maskierte riß die dünne Tapetentür neben dem
Kleiderschrank auf und huschte im Schutz der Dunkelheit durch den schmalen,
tunnelähnlichen Gang davon.
Auf den ersten Blick erkannte Larry, daß William Bartmore nicht
ernstlich verletzt war. Der Engländer erwachte in diesen Sekunden aus seiner
Ohnmacht und rollte sich benommen auf die Seite. X-RAY-3 nahm sich nicht die
Zeit, sich um ihn zu kümmern. Er riß die Tapetentür auf und stürmte in den
schmalen, finsteren Gang hinaus.
Er vernahm die enteilenden Schritte. Die Dielen knarrten, und die
Schritte hallten dumpf durch die Finsternis.
Der Fluchtweg, dessen sich der Maskierte bediente, war so schmal,
daß Larry ständig mit den Schultern gegen die Wände links und rechts stieß.
Er mußte auf der Hut sein, er war nicht bewaffnet. Seine Smith and Wesson
Laser lag unter dem Schutthaufen in dem Bergwerksstollen, aus dem er mit
knapper Mühe entkommen war.
Der Gang war nicht gleichmäßig hoch. Mehr als einmal mußte er sich
ducken, um weiterzukommen. Einmal bemerkte er die herabgezogenen Decke zu spät
und knallte mit voller Wucht frontal dagegen. Sein Schädel brummte, als hätte
sich ein ganzer Bienenschwarm darin heimisch eingerichtet.
Der schmale Gang knickte nach links ab. Larry Brent bemerkte in
lezter Sekunde, daß zwei, drei Stufen nach unten führten. Er stolperte, fing
sich aber wieder, übersprang die beiden letzten Stufen. Er hätte seine
Situation vereinfachen können, indem er die Taschenlampe, die er bei sich trug,
nur anknipste. Doch das unterließ er aus gutem Grund. Er wollte sich seinem
rätselhaften Gegner nicht wie auf einem Tablett darbieten.
Der vor ihm floh, hatte dann leichtes Spiel, ihn aus dem Weg zu
räumen. In der Dunkelheit waren seine Chancen doch ein wenig besser.
Da schlug eine Tür vor ihm in der Finsternis zu. Ein schwerer
Gegenstand polterte zu Boden, ein Tisch oder ein Stuhl fiel um. Ein unterdrückter,
dumpfer Angstschrei, dann Stille...
Larry sprang nach vorn. Da, eine Tür, sie war nur angelehnt, der
schwache Lichtschein, der durch den Spalt fiel, war in dieser Finsternis jedoch
hell wie ein Sonnenstrahl.
Mit dem Fuß stieß er die Tür auf.
Er befand sich in dem geheimgehaltenen Zimmer des schwachsinnigen
Ricardo Gonzales.
Larry Brent überblickte die Situation.
Ein junger Mann in einfachen Kleidern lag auf dem Boden. Ein Tisch
war umgestürzt. Neben dem Tisch lag Alfredo Gonzales, der Wirt. Sein Kinn war
aufgeplatzt, er mußte schwer gestürzt sein.
Larry kümmerte sich zunächst um den jungen Mann, der sich stöhnend
und schluchzend vom Boden aufrichtete.
X-RAY-3 ließ sich sein Erstaunen nicht anmerken, als er das
schiefe,
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