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Möglichkeit zur Flucht zu haben, stimmte sie zufrieden.
Clay erkundigte sich nach den nach Kalifornien fahrenden Schiffen. Der Angestellte teilte ihm mit, am Nachmittag des nächsten Tages werde ein Schiff nach Kalifornien segeln, und so weit er wisse, gebe es noch freie Plätze. Als der Mann sich erbot, die Passagen zu besorgen, willigte Clay ein, gab ihm das dafür benötigte Geld und sagte ihm, er würde die Billetts abholen, wenn er und Miss Alvarez zum Abendessen gingen.
„Genießen Sie den Aufenthalt, Miss Alvarez, Mr. Cordell."
Man bedankte sich bei dem Mann, nahm die Zimmerschlüssel an sich und begab sich in die nächste Etage. Clay
schloss zuerst die Tür von Miss Alvarez' Zimmer auf und betrat es. Das Hotel war weitaus besser als das in Cha-gres. Das Schlafzimmer war geräumig, sehr sauber und sehr bequem eingerichtet. Reina war sehr mit dieser Unterkunft zufrieden, da das Zimmer in der Nähe der Treppe lag. Nun musste sie nur noch eine Möglichkeit finden, wie sie es ungesehen verlassen konnte, ohne von Mr. Cordell erwischt zu werden. Sobald sie es bis in die Eingangshalle geschafft hatte, würde es einfach sein, dann zwischen den Menschen in der Stadt zu verschwinden und Mr. Cordell abzuhängen.
Er beachtete sie kaum, während er die Verbindungstür öffnete und in sein Zimmer ging. Es war fast so eingerichtet wie das andere. Clay war zufrieden, begab sich zum Fenster und zog den Vorhang beiseite. Die Aussicht war nicht überwältigend.
Vermutlich sah er auf die Überdachung des Nebeneingangs und in einen Hof. Er ließ den Vorhang zurückfallen und ging zu Miss Alvarez.
„Sind Sie hungrig?" erkundigte er sich.
„Nein, überhaupt nicht. Ich möchte wirklich eine Weile für mich sein und mich ausruhen."
Misstrauisch schaute er Miss Alvarez an und versuchte, in ihrer Miene ein Anzeichen für hinterhältige Absichten zu erkennen. Da er nichts dergleichen bemerken konnte, willigte er ein, sie allein zu lassen. „In Ordnung. Ich bin gleich nebenan."
„Gut." Reina konnte es kaum erwarten, dass er ihr Zimmer verließ. Als er durch die Verbingungstür gegangen war, machte sie sie hinter ihm zu. Sie wollte sie abschließen, stellte jedoch fest, dass er alle Schlüssel mitgenommen hatte. Zu ihrer Verstimmung hörte sie einen Moment später, dass ihre Schlafzimmertür von außen versperrt wurde. Sie rannte hinüber, drückte mehrmals die Klinke herunter und rüttelte daran, doch die Tür war abgesperrt. Wütend belegte sie Mr. Cordell mit allen Schimpfwörtern, die ihr einfielen, und nannte ihn einen Bastard.
Er hörte sie an der Klinke rütteln und rief ihr verhalten lachend zu: „Genießen Sie das Ausruhen! Wir werden spät zum Abendessen gehen." Dann kehrte er in sein Zimmer zurück und streckte sich auf dem Bett aus, um eine Weile zu entspannen.
Der zufriedene Unterton in seiner Stimme war Reina nicht entgangen. Sie stürmte zum Fenster und suchte nach einem anderen Fluchtweg. Zu ihrer grenzenlosen Enttäuschung ging es vom Fenster aus direkt in die Tiefe. Entmutigt setzte sie sich auf die Bettkante und dachte nach.
Seit Wochen hatte sie kaum an Mr. Marlow gedacht, doch nun, da sie in der Falle saß und keine Ablenkung hatte, kam er ihr in den Sinn. Sie entsann sich seines Kusses und seiner Berührungen und konnte nicht verhindern, dass sie sich vor Ekel schüttelte. Sie überlegte, wie sie es je ertragen sollte, Kinder von ihm zu bekommen, wenn sie nicht imstande war, seine Nähe hinzunehmen.
Sie wusste, der Rest ihres Lebens würde zur Hölle werden, wenn sie keinen Ausweg aus dieser misslichen Situation fand. Erneut ging sie zum Fenster und suchte nach einer Abstiegsmöglichkeit. In ihrer Jugend war sie sehr übermütig gewesen und hatte sich nicht davor geängstigt, Risiken einzugehen, wenn sie dadurch in die Freiheit gelangte. Dennoch gab es nirgendwo in einigermaßen erreichbarem Abstand etwas, das sie beim Abstieg hätte benutzen können. Sie saß fest.
Da sie im Moment rein gar nichts unternehmen konnte, legte sie sich voll bekleidet auf das Bett und zog die Bettdecke über sich. Sie war müde, aber auch sehr angespannt, und rechnete daher nicht damit, sofort einzuschlafen. Sie wollte sich nur eine Weile ausruhen.
Es war dunkel geworden, als Clay aufwachte und aus dem Hof Musik heraufdringen hörte. Er war überrascht, so fest geschlafen zu haben, und ein wenig benommen, als er sich aufsetzte. Nach einem Moment verließ er das Bett und ging zum Fenster, um nachzusehen, was der
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